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Milzbrand der Thiere, 391
tes hervorgebrachten, mehr anatomischen und chemischen Veränderungen,
die wir bisher aufgezählt haben, und aus den mehr oder weniger heftigen
Einwirkungen jener Substanzen auf das Nervensystem. Je nachdem die
eine oder die andere Phänomenenreihe vorwaltend vorhanden ist, unter-
scheidet man zwei grössere Gruppen von Milzbrandformen, von denen die
mehr nervösen nach Chabert gewöhnlich als Milzbrandfieber (Fe-
bres carbunculosae), die mehr anatomischen schlechtw salsAnthrax oder
Karbunkel bezeichnet werden. Beide unterscheiden sich wesentlich
durch die Acuität ihres Verlaufes, indem die Milzbrandfieber einen oft voll-
kommen fulminirenden Verlauf nehmen und kaum Stunden lang dauern, bis
sie zum Tode führen, während die anderen eiwas mehr protrahirt werden,
Tage lang, ja 1— 2 Wochen lang dauern können und eine günstigere
Prognose liefern. Manche Beobachter glauben geradezu der Localisation
der Krankheit und den mehr anatomischen Formen des Anthrax eine kri-
iische Bedeutung beilegen zu dürfen und nach der Vollständigkeit der
Eruption die Prognöse bestimmen zu können. Wir beschränken uns im
Nachstehenden darauf, kurz die wichtigsten Erscheinungen zu besprechen.
$. 49. Die nervösen Milzbrandformen stellen sich in folgen-
der Weise dar:
1) Derschlagartige oder fulminirendeMilzbrand (Erdsturz,
Teufelsschuss, Blutstaupe, Apoplexia carbuneulosa). Hier werden gerade
die scheinbar gesündesten und kräftigsten Stücke der Heerde und zwar
zuweilen wie vom Blitze getroffen, und derTod erfolgt ganz plötzlich wäh-
rend des Fressens, Ziehens oder Pflügens. Dressler erwähnt beim Rindvieh
die merkwürdige Thatsache, dass es plötzlich zusammenstürzte, wenn esden
Tränkanstalten nahe kam, und auch das Elennwild, das in einem ausge-
dehnten Bruchterrain stand , wurde jedesmal in der Nähe der noch Was-
ser haltenden Stellen todt gefunden. Diese Form kommt am häufigsten bei
Schaafen, Pferden und Rindern im Anfange der Epizootien vor. Gewöhn-
lich bemerkt man dabeiHitze, besonders längs desRückens, beschleunigten
und kleinen Puls, heflige Herzaetion, schnelles krampfhaftes Athmen, Zit-
tern und Zucken in einigen Muskeln oderKörpertheilen, zuweilen Krämpfe,
Schaumkauen, blutigen Ausfluss aus Mund, Nase, After oder Geschlechis-
theilen. Manchmal geht der erste Anfall vorüber, es stellt sich ein eyanotiches
Aussehen ein, die Thiere schwanken und zittern, oder es geht auch wohl
ein paroxysmenweises Zitiern einige Tage vorher, bis der Anfall erfolgt.
Der Tod geschieht im Ganzen mehr unter den Zufällen der Asphyxie, als
der Apoplexie und die Section erweist auch gewöhnlich nicht das Ge-
hirn als Hauptsitz der Störung, sondern mehr die Brust- und Bauch-
organe.
2) Der furibunde Milzbrand (Milzbrandwuth, Rabies carbun-
culosa), von Heusinger besonders hervorgehoben, und wegen seiner
Aehnlichkeit mit der Hundswulh und Wasserscheu wichtig ($. 22,1). Die
Thiere sollen bier in eine grosse Aufregung gerathen, brüllen,, beissen,
schlagen und stossen, davon laufen, und das zuweilen ganz plötzlich und
anlallsweise, wobei die Anfälle eine halbe bis einige Stunden dauern, bis
sich paralylische Zustände einstellen. Der ganze Verlauf wird auf 2—4
Tage bis zum Tode angegeben *).
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*) Vatel (Journ. prat. de med. vöter. 1826, p 507) erzählt eine sonderbare Geschichte
von einer Hündin, die todte, zum Theil faulige Junge im Leibe hatte, unwohl er-
schien und in diesem Zustande periodisch Alles biss, was ihr nahe kam, auch