Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Milzbrand der Thiere. 393 
schwulst und deutlicher Hitze begleitet sind und nach kurzer Zeit bläulich 
violett und livid werden. Allmälie nimmt die Anschwellung zu, wird mehr 
teigig, 2 erheben sich Blasen, aus denen Serum aussickert, und in man- 
chen Fällen bildet sich brandiges Emphysem im Innern. Diese, Ablage- 
rungen geschehen in die Haut, das Unterhautgewebe und zwischen die 
Muskeln, und man findel dann diese Theile entweder von der gelben Sulze 
durchseizt oder mehr bläulich oder röthlich „efärbt; die Muskeln und das 
Felt erweicht und zerfliessend. Diese Formen sind überwiegend secun- 
däre Erkrankungen nachv orausgegang ‚enem Fieber, und sie äussern selten 
einen günstigen Einfluss auf den Gang der Krankheit. 
2) Die eireu mscripten Formen (Carbunkel im engeren Sinne) 
bilden sich insbesondere häufig nach localer Einw virkung des Anthraxgif- 
tes, doch auch nicht selten als secundäre Heerde, und im letzteren Falle 
stellen sie namentlich die. von verschiedenen Beoba chiern als kritisch be- 
trachteten Beulen dar. Die Entwicklung geschieht in derArt, dass sich ein 
anlangs unschmerzhafter, heisser , harter Knoten, oft von schr geringem 
Umfange bildet, der schnell wächst un nd sich je nach der I Localität sehr 
ausbreiten kann. Sitzt er tiefer, so sieht die Haut darüber blass und 
weisslich aus, zumal wenn damit eine mehr wässrige Infiltration verbunden 
ist: der sog. weisse Carbunkel, wohl zu unterscheiden von dem weis- 
sen Brande beim Menschen (Abschn. II. $. 20,1). Sitzt er oberflächli- 
cher, in der Haut selbst, so ist seine Oberfläche oft schon frühzeitig livid, 
bläulich oder blauschwarz. E Min wird sie trocken, hart, wie muni- 
ficirt. In diesem Falle wird das St S schnell nekrotisirt und später durch 
eine demarkirende Eiteru 108; ausge deres brechen die Geschwülste an 
ihrer Oberfläche auf, öfters a hrere Oeflnungen, es ergiesst sich 
ein röthliches Serum, die ade legen sich um, werden callös, bläulich, 
missfärbig, der Grund sphacelirt und niemals bildet sich eine gute Eite- 
rung. An Stellen mit zarte Oberhaut, namentlich an der Zunge und am 
Maule geschehen auch frühzeilig blasige Eruptionen, die, späler 
bersten, ihren Inhalt ergiessen und unter denen dann der Brand mehr in 
asihenischer Form, dem Noma ähnlich, sich ausbreiietl. Im Uebrigen sind 
die Blasenformen bei Thie ren seltener, und die Bedeutung derselben kei- 
neswegs ganz festgestellt. Erst in den letzten Jahren heben eine 
Art von schwarzer Blatter beim Vieh beschrieben, welche spontan, jedoch 
als ganz locales Uebel und ohne ausgesprochene fl josilät zur Ent- 
wicklung kommt, aus der jedoch später das Milzbrandfieber hervorgehen 
soll. Es wird weiterer Beobachtungen bedürfen, um diese Angabe, welche 
von der grössten Wichtigkeit sein würde, zu prüfen. 
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$. 52. Die Bildung der Anthraxbeulen geht am gewöhnlichsten an 
der vorderen Bauchgegend und an denSeitentheilen des Halses (Avanteoeur, 
Pestis anlicardia Sauvages) vor sich, doch finden sie sich auch an allen 
möglichen anderen Stellen, z. B. an dem Kopf, der Brust, den Hinter- 
backen und Weichen, dem Schlauche. Bei Pferden entsteht gewöhnlich nur 
eine einzige, bei dem Rinde nicht selten ‚mehı cere. Die Krankheit selbst 
nimmt dann meistentheils einen eiwas langsameren Verlauf und zeigt ein 
sehr ausg gesprochenes Echwichesarinn als Anfang. DieThiere sind eher 
kühl, haben wenig Appetit, zeigen sich matt, ab ‚geschlagen und. traurig, 
gehen etwas steif, besonders mit demHinter Iheil, zittern öfter oder recken 
den Körper, und haben mässige Pulsfrequenz. Einige Stunden, manch- 
mal erst einige Tage nach dem ersten Auftritt der Krankheitszeichen be- 
ginnen die Beulen sich zu bilden und zugleich steigert sich die Frequenz 
des Pulses und Athmens, sowie die Temperatur. Mit der Vollendung der 
  
  
 
	        
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