Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
416 Virchow, Zoonosen. 
öftere Fieberschauer, werden immer mehr matt, abgeschlagen, unluslig, 
leiden an gastrischen und cephalischen Störungen. In beiden Fällen fin- 
det sich bald ein eigenthümlicher ziehender oder reissender Muskel- 
schmerz, welcher den rheumatischen so ähnlich wird, dass die ganze 
Krankheit wie acuter oder chronischer Rheumatismus erscheint. Diese 
Schmerzen haben gewöhnlich ihren Sitz in den Extremitäten, namentlich 
den unteren, sitzen jedoch auch im Kreuz, der Brust, dem Halse. Unter- 
sucht man die schmerzhafte Stelle genau, so findet man nicht selten An- 
schwellungen, bald mehr diffus und teigig, bald mehr eireumseript. 
Allein nicht immer ist es möglich, einen solchen materiellen Grund der 
Störungen zu entdecken, und wo man ihn findet, da sieht man oft zu 
seinem" Erslaunen nach einigen Tagen Alles verschwinden. Das Fieber 
hat in dieser Zeit mehr den inflammatorischen Charakter: der Puls ist voll, 
gross, eiwa 92—96 schlägig, die Haut heiss und trocken, das Gesicht 
geröthet, der Kopf schwer, eingenommen, der’Harn spärlich und satu- 
tirt, die Zunge mässig belegt, die Nächte sehr unruhig. 
$. 91. DasStadium eruptionis charakterisirt sich durch eine Reihe 
von Localaffeetionen, welche jedoch ohne besondere Regelmässigkeit und 
ohne ausgesprochen kritische Bedeutung aufireien. Bei dem chronischen 
Rotz gehen darüber oft eine Reihe von Wochen hin, ja es kommt zuweilen 
vor, dass zwischen dem Invasionsfieber und der Eruption eine lange Re- 
mission liegt, welche die grössten Täuschungen über die Prognose des 
Falles bedingen kann. In den acuten Fällen dagegen erfolgen die Erup- 
tionen gewöhnlich bald, während sich das Fieber steigert und mehr den 
typhösen oder fauligen Charakter annimmt. Unter den Localaffeetionen 
sind folgende bemerkenswerth: 
1) Die Nasenaffection findet sich in der Mehrzahl der Fälle früher 
oder späler und charakterisirt sich, wie beim Pferd, hauptsächlich durch 
einen sehr reichlichen, zähen, schmutzig gelblichen oder bräunlichen, oft 
mit Blut gemischten Ausfluss. Dieser wird bei Kranken, welche die 
Rückenlage sehr anhaltend behaupten, leicht dadurch unkenntlich, dass die 
Massen in den Schlund hinabfliessen und durch Räuspern oder Husten ent- 
leert werden, so dass sie als Absonderung des Rachens oder der Respi- 
ralionsschleimhaut erscheinen. Gleichzeitig schwillt die Umgebung der 
Nase häufig an, bekommt ein erysipelatöses, glänzendes, rothes Ausse- 
hen und wird schliesslich brandig. Die Anschwellung setzt sich auf die 
Augenlider fort, die Augen verschwellen, die Conjuneliva bedeckt sich 
mit reichlichem Secreie, welches die Lider verklebt. In manchen Fällen, 
wo die Wurmform überwiegt, kann jedoch die Nasenaffeetion gänzlich 
fehlen. Selten sind die submaxillaren Drüsen dabei beträchllicher bethei- 
ligt, obwohl sich zuweilen auch in ihnen Eiterung findet: dagegen nehmen 
die Tonsillen leicht Theil und in einem Falle beobachtete ich sogar einen 
grossen Abscess hinter denselben. Bei der Auiopsie zeigen sich hier ge- 
nau dieselben Veränderungen, wie beim Pferde, so dass ich darauf nicht 
weiter eingehe. 
2) Das Rotz-Exanthem*). Mit Recht hat schon Rayer hervor- 
gehoben, dass dasselbe ein ganz eigenthümliches ist und von den Pocken- 
pusieln, dem Ekthyma und anderen Exanthemen, mit denen man es ver- 
glichen hat, sich wesentlich unterscheidet. Auf den äusseren Anblick 
  
*) Vgl. meine Beschreibung desselben in Simon’s Hautkrankheiten. 
© Rn 
en mn ie ad > 
mn In We en Ben feed N a 
Mr ee LE m all ua Mel > a ai Ze a Me
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.