Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Contagium oder Virus der Syphilis. 433 
auf Versuche stützend, da die Impfung mit Eiter aus einem frischen Schan- 
ker, der alle Charaktere des Stadium inerementi zeige, bisweilen nicht ge- 
linge, hingegen in anderen Fällen auch noch Ansteckung durch Eiter aus 
in der Vernarbung begriffenen Schankern erfolge. Baumes: bemerkt, 
dass ein Theil des Geschwürs impffähigen Eiter geben könne, während 
ein anderer Theil desselben Geschwürs keinen gebe. Behrend, der sich 
auf wenigstens 200 Versuche beruft, hält den Schankereiter nur bis zum 
höchstens neunten Tage nach der Entstehung des Geschwürs für inoku- 
lirbar. Evans schliesst aus drei Versuchen, dass der Impfstoff um so 
kräfiiger und die Inokulationssymptome um so hefliger seien, aus einem 
je früheren Stadium des Schankers der Stoff entnommen worden. Es scheint 
in der That, als wenn die Periode, wo der Schanker in der ersten Blüthe 
steht, und das Secret mehr Iymphatisch als purulent ist, für das Gelingen 
der Inokulation die günstigste sei. Indess will Riecord einen serpiginö- 
sen Schanker beobachtet haben, der sieben Jahre gedauert und noch 
inokulirbaren Eiter lieferte. (!) Demzufolge wäre die Periode der Impfbar- 
keit sehr elastisch. 
4) Der Eiter aus den sich zum Schanker gesellenden oder auf ihn 
folgenden Inguinalbubonen, ist gleich dem Schankereiter, inokulirbar; jedoch 
nur der Eiter, der aus der Tiefe der eiternden Drüse, nicht der aus dem 
umgebenden Zellgewebe entnommen, wofern er nicht mit dem Drüseneiter 
vermischt ist. Auch die zu einem Schanker führenden entzündeten Lymph- 
gelässe, kleine Abscesse in unmittelbarer Nähe desselben können impiba- 
ren Eiter liefern. Nach Wallace’s Versuchen ist der aus einem erst ge- 
öffneten Bubo entnommene Eiter weit weniger ansteckend bei der Inoku- 
lation, als der später abgesonderte, wenn der Bubo den Charakter eines 
schankrösen Geschwürs angenommen hat. Primitive Bubonen, d. h. ohne 
vorgängigen Schanker entstandene, und Tripperbubonen geben nach Ri- 
cord keinen impfbaren Eiter, ebensowenig Bubonen, die erst in der Hei- 
lungsperiode des Schankers zu Stande kommen. (Letzteres möchte sich 
nicht immer bestätigen, da der in der Heilungsperiode des Schankers auf- 
tretende Bubo gewiss meist metastatischer Natur ist). — Die Impfresultate 
mit dem Buboneneiter fallen im Ganzen sehr ungleich aus; aber - nicht 
allein deswegen, weil die Impfversuche nicht immer mit dem wirksamen 
Drüseneiter vorgenommen sind, sondern weil die Bubonen nicht immer zu 
den primären syphilitischen Symptomen gehören und oft schon als Reflexe 
der allgemeinen Infection zu betrachten sind. Im letzteren Falle verliert 
der Buboneneiter seine infieirende Kraft auf das damit behaftete Individuum, 
ohne darum, wie Ricord meint, nicht virulent zu sein. Auf andere 
gesunde Individuen übertragen, möchte er sich oft genug virulent er- 
weisen. 
5) Auch das Secret der feuchten Condylome (Papules muqueuses, 
pustules plates humides) ist impfbar, obgleich Ricord das leugnet, weil 
nach ihm die breiten Condylome kein primitives Symptom sein sol- 
len. Indess, sie kommen als primitives und locales secundäres Symptom 
vor und sind in beiden Fällen impfbar, wenn auch ihr Secret vielleicht 
nicht so contagiös ist, als das des primären Schankers. Ricord meint, 
dass man in Fällen, wo die Condylome impfbaren Eiter gegeben, einen 
unter denselben versteckten Schanker übersehen habe, wie ihm das selbst 
begegnet sei. Das mag für einzelne Fälle gelten, aber nicht für alle. 
Wallace entfernte bei seinen Impfversuchen erst die Epidermis durch 
Reiben, was die Aufnahme des Impfistoffes begünstigt und liess ihn längere 
Zeit mit der so gebildeten Wundstelle in Berührung. Es wurden dadurch 
an der geimpften Stelle ebenfalls Condylome oder Schleimtuberkeln er- 
Spec. Path, u. Therap. Bd. Il. 38 
  
 
	        
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