30 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
functionelle und andere Gegenwirkungen des lebenden Organismus veran- tutione]
lassen. So leiten z. B. Salpetersäure, Aetzkali und Silbersalpeter nach Auffallı
der Applikation auf den Hautdecken zunächst und primär chemische Pro- dere 6
cesse ein, bei welchen Xanthoproteinsäure, kalische Zersetzungsprodukte calintox
der Thiersubstanz u, a. m. entstehen. Aber mit diesen Mischungsände- der Re
rungen ist die Wirkung der Gifte noch lange nicht beendigt, sondern wie
in einer Kette die Glieder aufeinander folgen, so reihen sich an die che- vi I
mische Verletzung des Hautorgans. Reizung, Schmerz, Hyperämie, Ent-
zündung, Supuration, ja vielleicht Fieber und Schlimmeres an. Somit
springt denn aber auch in die Augen, dass wir gar mancherlei zusammen- S
fassen, wenn wir unter dem Ausdrucke Wirkung das Gesammtresultat komme
der Ein- und Gegenwirkungen des Giftes und Körpers verstehen, dass wir von eilt
jedenfalls ebensowohl die primäre Wirkung, die in Mischungsänderung V
der Thiersubstanz und reinen chemischen Produktionen sich äussert, da- ren SIC
mit bezeichnen, als auch die seeundären Wirkungen, die zu Folge des Dosen,
Lebensprocesses und der vitalen Reactionen an die Primärwirkung sich der Be
wie die Glieder einer Kette anhängen. In diesem Sinne aufgefasst, mag ist mei
man denn auch von chemisch-vitalen Wirkungen der Gifte reden, Applik
nur darf man niemals vergessen, dass die Primärwirkung, welche alle an- Veränc
deren Wirkungen zur Folge hat, sich in reinem Chemismus bekundet und Veränd
dass es deshalb vollständig gerechtferligt ist die Gifte als chemische Einwirl
Potenzen zu betrachten. erleide
zucker
$. 61. Sobald ein Gift in Berührung mit dem lebenden Organismus plikatic
zur Wirkung gelangt, entsteht jederzeit eine grössere, oder geringere Al- ten (S}
teratlion der Mischungsverhältnisse und wohl immer auch der Formverhält- in ihr
nisse des Körpers oder der einzelnen betroffenen Theile. Stellt sich die Umset;
Alteration der Form- und Mischungsverhältnisse, wie z. B. nach der Ap- UONSOT
plikation von Aetzkalk, an der Stelle ein, wo das Gift mit dem Körper nicht;
in unmittelbare Berührung gesetzt wurde, so hat das Gift örtliche Wir- ling de
kungen (locale Wirkungen, Applikationswirkungen, Con- berühr
tactwirkungen, direkte Wirkungen, auch fälschlich Primär- Folge
wirkungen) entfaltet. Treten die Alterationen in den Form- und Mi- Fälle ı
schungsverhältnissen dagegen mehr oder weniger entfernt von der Appli- sen pt
kationsstelle des Giftes in anderen Organen, Geweben und Flüssigkeiten Kräfte
ein, so hat das Gift entfernte Wirkungen (eonstitutionelle Wir- schen
kungen, allgemeine Wirkungen, indirekte Wirkungen, auch hält si
fälschlich Seeundärwirkungen) veranlasst. Stellen sich neben der zeigt s
Alteration an der Applikationsstelle auch Alterationen der Form- und Mi- menie,
schungsverhältnisse in den Organen, Geweben und Flüssigkeiten ein, die ferent
vonder Applikationsstelle nicht unmittelbar influenzirt werden, so hat das phänoı
Gift gleichzeilig örtliche und entfernte Wirkungen veranlasst. salz z
Mense
S$. 62. Ist die örtliche oder entfernte Wirkung eines Giftes mit einer v. Bä
solchen Alteralion der Form- und Mischungsverhältnisse verknüpft, dass Besen
grössere oder geringere Funktionsstörungen und Leiden entstehen und semer
dass ‚der Gesundheit und dem Leben mehr oder weniger Abbruch ge- tact st
schieht, so hat man es mit einer Intoxikation oder Vergiftung zu thun,
die nach dem Orte der Alteration sich ebenfalls als Localintoxikation,
oder als constitutionelle Intoxikation oder als beides auffassen
7 (
lässt. So erzeugt z. B. eine grosse Dose von Aeizkalk nach der Einfüh- **) ]
tung in den Magen eine Localintoxikation, die selbst zum Tode führen (
kann. Kohlensäure, Kohlendampf, Schwefelwassersioff, Blausäuredampf e 2
und andere deletäre Gasarten veranlassen eingeatlhmet sehr leicht consti- )