Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
32 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen. 
zeigt sich das Gift wirksam. Die Einzelvorgänge dabei sind aber folgende. 
Das Gift schreitet durch Imbibilion bis zu den Nervenfibrillen fort und ver- 
ändert die Substanz derselben, ohne eine Veränderung der andern Theile 
des Applikationsorgans zu Stande zu bringen. In diesem Falle zeigen sich 
die örtlichen Wirkungen des Gifts in der Sphäre des Nervensystems, wie 
denn z. B. Blausäure, Atropin, Morphin Anästhesie, Lähmung und andere 
Affeelionen des Nervensystems auch bei örtlicher Wirkung erzeugen. 
Oder des Gift geht durch Imbibition bis zu den Nerven fort und veranlasst 
darin eine solche materielle Veränderung, dass Nervenreizung entsteht. 
In diesem Falle kann mancherlei nachfolgen. So kann sich die Nerven- 
reizung auf Secretionsapparate, Drüsen und Drüsenfollikel reflectiren und 
somit Veränderungen in dem Secretionsmodus erzeugen. So veranlassen 
Delphinin, Veratrin profuse Speichelsecretion; Senföl und andere Allyl- 
verbindungen profuse Abscheidung von Magensaft; Veratrin profuse Se- 
cretion von Nasalschleim und Crotonöl profuse Abscheidung von Darm- 
secreten. Wird die Nervenreizung auf Bewegungsapparate reflectirt, so 
entstehen nicht selten eigenthümliche, mitunter ganz zweckmässig schei- 
nende Bewegungsfunctionen, wie z. B. Sternutationsbewegung nach der 
Applikation von Veratrin auf die Nasalschleimhaut, oder Bewegung der 
bei dem Erbrechen thätigen Muskelgruppen nach der Einführung von Eme- 
tin in den Magen, oder verstärkte peristaltische Bewegungen des Darm- 
rohrs nach der Zuleitung von Delphinin in die ersten Wege, oder Bewe- 
gungen der Augenmuskeln nach der Applikation von scharf stoffigen Gif- 
ten auf die Conjunctiva. Werden die vasomotorischen Nerven von der Rei- 
zung erfasst, so zeigen sich die Folgen davon als Congestion, Hyperämie, 
Entzündung, Exsudation u. s. w., die je nach dem Orte und der Form ih- 
res Auftretens phänomenologisch gar verschieden sich gestalten. So sieht 
man nach dem Eindringen von Senföl in die Hautdecken schmerzhattes 
Erythem und Hyperämie entstehen. Nach dem Einreiben von Crotonöl 
Vesikeln und Pusteln auf der Haut aufschiessen, nach der Applikation 
von Cantharidin Bullen erwachsen, nach der Applikation von Ipecacuanha 
auf die Gonjuneliva heflige Augenentzündungen aufkommen. 
$. 64. Greift das Gift zufolge seiner Eigenschaften und Kräfte in das 
Applikationsorgan so ein, dass nicht nur die Nerven, sondern auch die 
übrigen integrirenden Bestandiheile der Gewebe in den Chemismus hin- 
eingerissen werden, so entstehen die Wirkungen, welche wir zunächst 
als Verätzung, Mortifikation und chemische Vernichtung erkennen. Bei 
dieser Art von Giftwirkung ist aber der Hergang am Deutlichsten ausge- 
sprochen. Das mit dem Applikationsorgan in Berührung gesetzte Gift ge- 
nügt seinen Molekularkräften, indem es mit allen oder mit mehreren Sub- 
stanzen des Applikationsorgans chemische Verbindungen eingeht, oder da- 
mit Zersetzungs- und Spaltungsprodukte liefert, oder aber chemische Um- 
setzungen einleitet. Diese Primärwirkung, welche z. B. bei der Salpeter- 
säure, dem Kali, dem Platinchlorid in ganz evidenter Weise hervortritt, 
hat aber andere Wirkungen im Gefolge, die nach dem Umfange und der 
Tiefe.der Verletzung und der Beschaffenheit der betroffenen Gewebe und 
Organe äusserst verschieden sich gestalten. Wird die Epidermis, oder 
die Haar- und Nagelsubsianz einzig und allein in den chemischen Process 
hineingezogen, so entstehen Umwandlungen oder Auflösungen der Horn- 
stoffe, die zuweilen ohne alle weiteren Folgen bleiben, wie z. B. die Auf- 
lösung der Haarsubstanz durch Rusma und Caleiumsulfhydrat, oder wie 
die oberflächliche Verätzung der Epidermis durch Jod, Höllenstein oder 
Salpeiersäure. Greift dagegen das ätzende Gift in. die tieferen Schichten 
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