Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

Einfache Behandlung. 465 
hilis In Deutschland wendete man, neben Diät und Ruhe, hauptsächlich Ab- 
len | führungen von Magn. sulphur. und Natr. sulph. an, seltener Aderlass und 
eg- örtliche Blutentziehung, womit die physiologische Schule in Frankreich um 
Nor so freigebiger war. Oertlich gebrauchte man, um die Heilung zu fördern, 
ein- Aqua caleis, saturnina, chloriniea, Zinei sulphur. ceupri sulph. u. s. w.; zu- 
Heil letzt gewöhnlich die sog. schwarze Salbe. So wurden und werden die 
/ in primären Geschwüre bei der einfachen Behandlung geheilt; ähnlich ist 
me die Behandlung der allgemeinen Infectionssymptome. Oertlich wendete 
las- man gegen die secundären Halsgeschwüre adstringirende Gurgelwässer an 
von Dec. Ulmi, Salviae, Infus. Sambuei und Lig. Myrrh.; zuletzt wurden 
sie mit Lap. infern. in Auflösung oder in Substanz betupft. Entzündliche 
mit Halsgeschwüre wurden mit Blutegeln und Kataplasmen um den Hals be- 
hen handelt. Bei syphilitischen Hautausschlägen wurden Seifenbäder, Salzbä- 
und der, salpetersaure Bäder, Kleienbäder, aber auch Sublimatbäder; innerlich 
hrer oft die Holztränke angewendet. Syphilitische Hautgeschwüre wurden mit 
ılen Bleiwasser, Zinksalbe und schwarzem Wasser behandelt. Selbst bei Kno- 
rang chenschmerzen, Tophen, Caries waren Blutegel, Altheesalbe, Kataplasmen, 
alte englisches Salz und bisweilen Holztränke die Hauptmittel; die Diät wurde 
sche je nach dem Kräftezustande mehr oder weniger beschränkt. Gegen die 
In- Knochenschmerzen insbesondere Opium und, nach Fricke Strychnin. 
rien acet.; auch ' machte man 1 bis 2 Zoll lange Einschnitte bis auf den Kno- 
nur chen und bedeckie die Schnittwunde mit Kataplasmen. 
sfor- 
ach $. 72. So ungefähr war die Behandlung sine mercurio der deutschen 
Sy- Aerzte (Brünninghausen, Handschuch, Wilhelm, Kluge, Fricke) 
orm in den ersten Jahren beschaffen. Späterhin, als die Fälle sich häuften, 
ter- wo namentlich die Heilung der secundären Symptome lange auf sich war- 
1en- | ten liess , griff man zum Zittm. Decoct, zu den Mineralsäuren, zu den 
vebe Goldpräparaten und endlich, als das Jodkali in Gebrauch kam, zu diesem 
2ISS- Mittel, als dem wirksamsten und bequemsten Surrogate des Quecksilbers 
Ad- | in vielen Fällen. So bestand zuletzt und besteht noch heute die sog. 
ben einfache Behandlung hauptsächlich nur in Ausschliessung des Queck- 
sch- silbers. 
non, | 
und $. 73. Als entschiedene Vortheile derselben rühmte man die Ver- 
meidung aller mitdem Quecksilber Gebrauch verbundenen Uebelstände, die 
eben so sichere und schnelle Heilung der Syphilis, die Seltenheit und Milde 
08. | der darauf folgenden secundären Symptome, die leichtere Heilung der Re- 
cidive, die Verbannung der Knochenkrankheiten, die hier nicht vorkommen 
sollten. Besonders hoch schlug man den Vortheil dieser Heilmethode für 
Diät die Spitalpraxis an, wegen der grösseren Reinlichkeit, der besseren Luft 
öpf- in den Krankenzimmern, die durch den Gebrauch des Quecksilbers und 
dia den Salivationsdunst verpestei werde. 
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$. 74. Verhielte sich das Allesin der Wirklichkeit so, wie die Lob- 
redner des simple treatment rühmen, dann wären in der That die Vor- 
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die- theile derselben, mit dem Quecksilber-Gebrauch verglichen, sehr überwie- 
dön gend. Aber vor einer unparteiischen Erfahrung schwinden diese Vortheile 
Da um ein Beträchtliches ein. Denn dass z.B. die Heilung ohne Quecksilber 
eben so schnell und sicher beschafft werde, bestätigt sich keineswegs 
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überall in der Praxis. Selbst die Heilung der primären Geschwüre zieht 
sich nicht selten in eine unangemessene Länge, was Guthrie schon bei 
re den ersten derartigen Heilversuchen zugab und was aus anderen Berichten 
unwillkürlich hervorleuchtet. Noch unsicherer aber und langwieriger ge- 
Spee. Path. u. Therap, Bd. U. 30 
  
 
	        
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