Simon, Syphilis.
Speichelfluss zu präeipitiren. — Pinel, Alibert, Plisson haben eiwas
zweckmässiger Calomel in Salbenform in die Haut einreiben lassen, eine
Drachme Calomel auf die Unze Cerat. Davon soll man einen Tag um den
anderen zwei bis drei Drachmen verbrauchen. Dreissig Drachmen von
dieser Salbe sollen zur Heilung primärer Uebel, 50 bis 60 zur Heilung der
constitutionellen Lustseuche erforderlich sein.
$S. 106. Was die Quecksilberräucherungen betrifft, so haben wir
schon früher gesagt, dass sie als allgemeines Mittel angewendet, unslait-
haft und verwerflich sind, obgleich sie neuerdings von Cullerier, Wer-
neck und selbst von Ricord empfohlen worden. Man will sie besonders
bei hartnäckigen syphilitischen Hauileiden, Hals-, Mund- und Nasenge-
schwüren mit grossem Nutzen angewendet haben. Wir bezweifeln das kei-
neswegs, sind aber der Meinung, dass jeder in Behandlung der Syphilis
einigermaassen bewanderte Arzt, solche Symptome ohne diese, für den
Patienten oft gefährliche Methode zu beseitigen im Stande sein wird. Die
örtliche Anwendung der Mercurialdämpfe auf lange bestandene, abgeartete
Hautgeschwüre und selbst auf hartnäckige Genital- und Leistengeschwüre
kann oft, wie auch CGolles meint, von Nutzen sein, ist aber gerade ent-
behrlich, wenn man andere zweckdienliche örtliche Mittel zu gebrauchen
und die syphilitische Dyskrasie gründlich zu tilgen versteht.
$. 107. Die Sublimatbäder, die zuerst Purmann, neuerlich be-
sonders Wedekind und Fricke empfohlen haben, können allerdings
Hautausschläge beseitigen, aber zu gründlicher Heilung der syphilitischen
Dyskrasie halten wir sie weder zweckmässig noch geeignet. Ist die Haut
mit Geschwüren bedeckt, so werden sie nicht gut vertragen, verursachen
Kolik und selbst Vergiftungszufälle, und auf die syphilitischen Hautaus-
schläge mehr zurücktreibend als heilend wirkend, können sie Asthma,
Blutspeien und allgemeine Wassersucht zur Folge haben. Man nimmt
zu einem Bade anfänglich 3) Sublimat und kann allmählich bis auf 3ß
steigen.
Auch Sublimatklystiere hat man (Rayer) angewendet. Diese
Methode könnte höchstens bei Geschwüren im After und Mastdarm indi-
eirt sein; sonst ist sie unzweckmässig, weil sie heftigen Tenesmus, Kolik
u. Ss. w. zur Folge hat.
$. 108. Von allen äusserlichen Anwendungsmethoden bleibt die ty-
pische Einreibung der grauen Salbe, den Krankheitsumständen ‚und der
Individualität gemäss modificirt, die zweckmässigste und heilkräfligste, be-
sonders wo es sich um eingewurzelte , schlecht gedämpfte oder misshan-
delte Syphilis handelt. Das geben wir als wohlzubeherzigendes Resultat
einer vieljährigen Erfahrung, die weniger Ausnahmen leidet, als sie bei
jeder anderen, noch so gerühmten Heilmethode vorkommen.
$. 109. Zum innerlichen Gebrauch des Quecksilbers hat man
sich der mannigfachsten Präparate bedient, von denen wir aber nur der
gebräuchlichsten, wirksamsten und empfehlungswerthesten gedenken wol-
len. Eine Hauptstelle nimmt ein:
1) Das Hydrarg. mur. mite, auch Mere. duleis oder Calomel (Pro-
tochlorure de Mercure). Es gehört als Quecksilberoxydul zu den milde-
sten Präparaten, erregt aber am leichtesten Speichelfluss, weil es vorzugs-
weise reizend auf die Schleimhäute, auf die Iymphatischen Drüsen und
alle Secretionsorgane wirkt. Es ist das empfehlungswertheste Mittel bei