484 Simon, Syphilis.
in Skrupeldosen bei primärer und secundärer Syphilis gegeben und wol-
len davon gute Wirkung gesehen haben. Boyle gibt aber selten mehr
als zwei solche Gaben.
&. 110. Noch milder als Calomel ist das reine oxydulirte Quecksil-
ber, als Mere. gumm. Pl. in Pillenform oder als Syr. gummosus. Es be-
wirkt nicht so leicht Durchfall und Speichelfluss und wird sehr gut ver-
tragen. Wir haben häufig davon Gebrauch gemacht, und wenn wir den
Merc. gumm. auch nicht, wie Plenk für alle Fälle von Syphilis empfeh-
len können, so halten wir ihn doch für das angemessenste Präparat in
allen gewöhnlichen und leichteren Fällen. Wir fangen in der Regel, je
nach der Individualität und der Beschaffenheit der Symptome, mit 2, 3
bis 5 Gran pro dosian und sind damit bis auf 20 und 30 Gran gestiegen;
oft ohne alle oder doch nur geringe Mundaflfection. Für kleine Kinder ist
der Syr. merc. besonders geeignet, wenn man wegen Neigung zu Durch-
fall das Calomel nicht für gerathen erachtet. Die in England gebräuchli-
chen sog. blauen Pillen (blue pills) sind dem Merc. gumm. entspre-
chend und werden dort zu 10 bis 15 Gran angewendet. Analog sind die
Sedillot’schen Pillen, die aus grauer Salbe und Sapo medicat. bereitet wer-
den. — Weniger empfehlungswerth ist der Mere. solubil. Hahnem., zwar
auch nur ein Quecksilberoxydul, da es aber oft Ammonium und Salpeler-
säure enthält, so ist seine Wirkung unsicher und bald milde, bald heftig.
$. 111. Ungleich energischer, aber deswegen auch gefährlicher wirkt
der Sublimat, Hydrarg. mur. corr. oder Deutochlorür des Quecksilbers.
Es ist nicht zu leugnen, dass er sehr schnell die sichtlichen Symptome
der Seuche dämpft, aber da man nicht immer zu hohen Gaben steigen
und den Gebrauch desselben nicht allzulange fortsetzen darf, so bewirkt
er eben deswegen auch die meisten Halbkuren. Er erregt allerdings nicht
so leicht Speichelfluss, greift aber nicht destoweniger die Zähne an, be-
sonders ausserdem den Magen und Darmcanal, und bei schwachen Lun-
gen hat er auch wohl trocknen Husten und selbst Blutspeien zur Folge.
Er eignet sich daher hauptsächlich für böotische Naturen, weniger für
schwächliche und reizbare Individuen, deren Lungen und Verdauungsor-
gane nicht im besten Stande sind. Wir haben ihn früher bei allen secun-
dären Formen der Lusiseuche gebraucht, aber selten dadurch gründliche
Heilung erzielt, obgleich wir methodisch bis zu den höchsten Dosen ge-
schritien sind. Am besten hat er sich uns noch bei den leichteren syphi-
liiischen Hautausschlägen und bei den condylomatösen Wucherungen be-
währt. Rust wollteihn auch vorzüglich bei syphilitischen Hautausschlägen,
Geschwüren des Halses, der Nase und der Stirnhöhlen und bei allen se-
cundären Formen, die schnell um sich greifen, empfohlen haben. Nach
Bonorden sollen die anomalen Formen der Lues, Lähmung, Amaurose,
Gesichtschmerz, Knochenschmerz, mit denen gewöhnlich Exantheme ver-
bunden sind, am schnellsten durch den Sublimat beseitigt werden.
Die beste Form der Anwendung ist die Pillenform, welche die Ma-
genwände am wenigsten beleidigt und in welcher man allmählich zu den
höchsten Dosen gelangen kann. Die Auflösung in Branntwein oder Was-
ser schmeckt abscheulich und ist dem methodischen Gebrauch sehr hin-
derlich. Wir lassen gewöhnlich 2 Gran Sublimat auf 32 Pillen vertheilen
und davon zuerst zwei Abends nehmen und täglich um eine steigen,
bis wir auf 1 oder 11/, Gran pro dosi gelangt sind, selten höher. Die
zur Heilung im Ganzen nothwendige Quantität zu bestimmen ist unprac-
tisch, obgleich manche Aerzte das versucht haben und z. B. für leichte