Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
486 Simon, Syphilis. 
öfter ohne wesentlichen Erfolg gegeben und können ihn, ol gleich er grosse 
Lobredner gefunden — und welches Mittel hätte das nieht — nur für 
wenige Fälle von ausgearleter Syphilis, z. B. bei krebsartigen Schankern 
und exulceririen Bubonen empfehlen. 
$. 113. Jodquecksilber, Hydrarg. iod. flav., Protojoduretum Hy- 
drarg., jetzt am gebräuchlichsten. Rieord wendet es sowohl bei primären 
Formen, beim indurirten Schanker, bei Bubonen, als bei allen seeundären 
Formen vorzugsweise an. Nach unserer Erfahrung leistet es nieht mehr 
als die sonst gebräuchlichen Merceurialpräparate ; namentlich als Calomel 
und Mere. gumm. PI., und verträgt sich nicht einmal so gut mit den Ver- 
dauungsorganen, was auch schon aus der grossen Quantität Opium, die 
Ricord zu seiner Pillenmasse hinzusetzt, .hervorgeht*). Dass in der Ver- 
bindung des Quecksilbers mit dem Jod elwas besonders Heilsames liegt, 
haben wir nicht bemerken können, und es erregt, in grösseren Gaben ge- 
nommen, trotz dieser Combination, eben so gut Speichelfluss, als die ein- 
fachen Quecksilberpräparate. Man fängt mit '/, bis 1 Gran pro dosi an 
und kann bisweilen bis sechs Gran täglich steigen. Nach Ricord soll 
man so lange bei derselben Dosis bleiben, als sie heilkräftig auf die sicht- 
lichen Symptome wirkt. Dadurch wird die Kur sehr in die Länge gezo- 
gen, ohne dass wir zu irgend einem Crilerium der gründlichen Heilung 
gelangen, da jede pathologische Wirkung des Quecksilbers vermieden wer- 
den soll. Denn wenn man auch den Gebrauch des Mittels längere Zeit 
nach dem Verschwinden der syphililischen Symptome fortseizt, so ist das 
eine Anschwängerung des Organismus mit Quecksilber aufs Gerathewohl. 
$. 114. Ausser diesen, am häufigsten gebrauchten Präparaten, ha- 
ben, wie schon ($. 81.) erwähnt, noch viele andere einen vergänglichen 
Ruf erworben. Neuerdings ist wieder das Hydr. eyanicum, früher schon 
von Horn, Brera und Anderen empfohlen, von Biett, Baum&s und 
Parent gegen hartnäckige Fälle von Syphilis gerühnit worden. Parent 
gibt es in Verbindung mit Opium anfänglich zu !/e — Ws Gran und steigt 
bisweilen bis zu 1 und 17/7, Gran. Er bedient sich dessen auch als Gur- 
gelwasser und zum Verbande in Salbenform. 
$. 115. Wir können zum Schluss nicht umhbin zu bemerken, dass 
wenn, wie auch Colles meint, so viel Talent und Fleiss auf Erforschung 
der besten Auwendungsweise des Quecksilbers verwandt wäre, als man 
auf Combination neuer Präparate verwendet hat, wir nicht noch heutiges 
Tages über die angemessenste Behandlung der Syphilis so widersprechen- 
der Meinung sein würden. Wir unsrerseiis haben uns fast immer nur auf 
die Anwendung der gewöhnlichsten und bewährtesten Präparate beschränkt, 
und auch, beim eonsequenten und methodischen Gebrauch derselben sel- 
  
*) Rs. Pillenform lautet: 
R. Hydrarg. jod. flav. 
Lactucar. aa gr. XXV. 
Extr. Op. aq. gr. XV. 
Extr. eieut Zig. M. £. 1. art. pill. Nr. 60. 
Von diesen Pillen zuerst Abends eine, nach acht Tagen Morgens und Abends 
eine u. s. w. Wenn man bis auf 4 gekommen, so soll man in gleicher Weise 
mit der Dosis fallen. — Abgesehen von dem Lactuc. und dem Exitr. Cie. kommt 
auf jede Pille 4, Gr. Opium. Dadurch wird die Heilwirkung des Jodquecksilbers 
sehr verdunkelt, denn es ist bekannt, dass Opium in grösseren Gaben wesentlich 
zur temporären Dämpfung der syphilitischen Symptome beiträgt. Vegl, Oppen- 
heim, Behandlung der Lustseuche ohne Quecksilber, pag. 82 u, fg. 
ag
	        
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