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Behandlung durch Quecksilber - Surrogat. 489
8. 119. Planzenmittel. Diese versuchte man zuerst zur Heilung
der Lustseuche,, in blutreinigenden, abführenden, urin - und schweisstrei-
benden Decocten aus der Ende des 15. Jahrhunderts gebräuchlichsten Mat.
med. Später wurden die einheimischen Pflanzendecocte von den exoti-
schen Wurzeln und Hölzern: Guajak, Sarsaparille, Chinawurzel,
Sassafrasholz u. s. w. verdrängt, deren mit Hungercur verbundener
Gebrauch eine Zeit lang das Quecksilber aus der Praxis der Aerzte ver-
drängte. Als man nach der Mitte des 16. Jahrhunderts zum Quecksilber
zurückkehrte, behaupteten diese Pflanzendecocte als Adjuvantia und Corri-
gentia troizdem ihren Ruf. Auch ist es keine Frage, dass man in mil-
deren Fällen von Syphilis mit ihnen allein, methodisch und hinlänglich
lange gebraucht, öfters gründliche Heilung bewirken kann. Ihre Wirksam-
keit beruht nicht allein, wenn auch grössentheils, auf der Förderung aller
Se- und Exeretionen, sondern wahrscheinlich auch, wie Canstatt richtig
bemerkt, auf gleichzeitiger Umstimmung der Säftemischung. Die Tisanen-
form, in welcher sie meist angewendet werden, wodurch man eine unge-
heure Menge Wasser in den Organismus einführt, ist wohl geeignet ihn
von irgend welcher Dyskrasie zu befreien. Will doch Ste. Marie durch
grosse und lange fortgebrauchte Quantitäten Zuckerwasser veraltete Fälle
von Syphilis geheilt haben.
Sobald die Pflanzendecocte sich einen gewissen Ruf erworben, fan-
den sich begreiflich viele Aerzte, die durch besondere Combination der-
selben ihre Wirkung zu erhöhen oder zu verbessern trachteten. Diesem
Streben verdanken wir eine Menge Compositionen, auf deren specielle
Würdigung wir uns hier nicht einlassen können. In den meisten spielen
Sarsaparille und Guajak die Hauptrolle, die übrigen Ingredienzien wech-
seln auf willkührliche und mannigfaltige Weise; in vielen ist Antimo-
nium mit abgekocht, in manchen auch Quecksilber und Zinnober. In
Deutschland ist hauptsächlich das Zittmannische und Pollinische
Deeoct in Gebrauch; in Frankreich, dem eigentlichen Vaterlande dieser
Compositionen, sind die Decocte von Vigaroux, Feltz, Parmentier,
Gullerier und Anderen an der Tagesordnung. In England sind ähnliche
Decocte offieinell. Speeifisch wirkt keines derselben auf die Syphilis; sie
kommen alle darin überein, dass sie in dem einen oder dem anderen
System bedeutende Aufregungen hervorrufen, copiöse Ausleerungen be-
wirken, bei gleichzeitig magrer Diät die Resorbtionsthätigkeit steigern, so
dass der Reproduktionsprocess auf seine Norm zurückgeführt und alles
Entartete und Schädliche aus dem Organismus ausgestossen wird. Wir ha-
ben uns unsererseits hauptsächlich an das Zitimann’sche Decoct gehal-
ten, dessen Formel und Bereitungsweise, als Dec. fortius und tenue, sich
jetzt in den meisten Pharmakopöen findet, und dessen Gebrauchsweise
mit den vorangeschickten und interponirten Abführungen wir als hinläng-
lich bekannt voraussetzen dürfen. Wir können es aus Erfahrung als sehr
wirksam gegen secundäre und sogenannte terliäre Formen der Syphi-
lis empfehlen, besonders bei Recidiven nach vorgängigen Quecksilber-
Curen. Wo man es unmittelbar, ohne vorherigen Quecksilber - Gebrauch,
in Anwendung zieht, wirkt es freilich oft nur palliativ; das kann uns aber
nach jeder Cur, selbst nach der legitimsten Mercurial-Cur begegnen.
Wir haben uns daher bei Quecksilber scheuen Patienten, deren Leiden
ernsthafter und hartnäckiger Natur waren, nicht mit dem einmaligen Cy-
klus der Zittmann’schen Cur begnügt, sondern denselben zwei- und
dreimal hinter einander durchmachen lassen. Das ist freilich sehr an-
greifend und man muss dabei auf den Gesundheitszustand und die Kräfte
des Patienten Rücksicht nehmen; aber der einmalige zehntägige Cyklus