490 Simon, Syphilis.
genügt in der Regel nicht und oft sind nach diesem kaum die sichtlichen
Symptome beseitigt.
Um dem Kranken den Gebrauch der Pflanzenmittel zu erleichtern
und gleichsam zu versüssen, hat man die Holz- und Wurzeltränke mit
Honig oder Zucker zu Syrupen eingeköcht. Auch die Bereitung sol-
cher Syrupe ist sehr alt: Benedict lobt schon (1508) einen Aepfelsyrup
von Mesue „meo modo paratum“, sagt aber nicht, was er damit meint.
Nieol. Poll und Paschalis liessen das Guajakdeeoct zum Syrup ein-
dieken und davon 4 bis 6 Unzen des Abends nehmen. In neuerer Zeit
ist der Syrup von Cuisinier und Boiveau-Laffeeteur *) besonders
in Ruf gekommen und wird auch jetzt noch häufig in Deutschland ge-
braucht; wenigstens haben wir hier in Hamburg eine ganze Niederlage
davon und der Inhaber rühmt den grossen Absatz. Wir haben selbst nie
davon Gebrauch gemacht. Ein Patient, der sich noch immer nicht ganz
senesen glaubte, brauchte ihn lange, musste aber gestehen, dass er keine
besondere Wirkung gespürt habe. Der Roob Laffeeteur wird zu 4 bis 6
Esslöffeln Morgens und Abends genommen, nebenbei jedesmal zwei Stun-
den nachher, sechs Gläser eines schwachen Sarsaparillen -Decoeis, alle
halbe Stunde ein Glas. Die Diät ist dabei knapp, und der Kranke muss
sich beständig in einer Temperatur von 16 bis 18 Grad R. aufhalten. In
gewöhnlichen Fällen sind acht Flaschen zur Kur hinlänglich, bei invete-
rirten 12, 15, 20, 25 erforderlich. In der Regel wirkt der Roob schweiss-
treibend, bisweilen auch abführend; der reichliche Nebengebrauch des
Sarsap. Deeoets ist zur Förderung der Hautkrise von wesentlicher Bedeu-
tung und macht, unseres Erachtens, einen Hauptbestandtheil der Kur aus.
$. 120. Jodkali. Wenn wir dieses Quecksilbersurrogats zuletzt ge-
denken, so geschieht es nicht, weil es uns als das Unwesentlichste er-
scheint, sondern weil es das neueste‘, wichtigste und eigenthümlichste ist,
von dem wir etwas ausführlicher sprechen müssen. Die sanguinische Hoff-
nung, dass dieses neue Mittel das Quecksilber sanz entbehrlich machen
würde, der wir uns eine Zeitlang fast selbst hingaben, als wir zuerst seine
auffallende Wirksamkeit kennen lernten, ist freilich nicht in Erfüllur g ge-
gangen, aber nichisdestoweniger ist es der glücklichste Wurf, den die an-
{isyphilitische Praxis im 19. Jahrhundert geihan hat. Es wäre das wahre
Specificum, wenn es überall hülfreich und überall anwendbar wäre.
Wallace in Dublin hat das unsterbliche Verdienst, es zuerst in die
Praxis eingeführt und uns mit dessen ausgezeichneten Heilkräften gegen
die Syphilis bekannt gemacht zu haben. Die, Wirkungen desselben waren
in vielen Fällen so frappant, dass sie sehr bald von Merecurialisten und
Antimereurialisten anerkannt wurden. Für letztere besonders war es ein
erwünschter Fund, da sie durch gänzliche Verwerfung des Quecksilbers
mehr und mehr in Verlegenheit gerieihen. Auch sprachen sich bald nam-
hafte Praktiker in England, Frankreich und Deutschland: Judd, Ebers,
Ricord, Saville, Williams, Moij'sisovies, v. Haselberg und An-
dere zu dessen Gunsten aus. Zuerst hatle man sich des reinen Jods gegen
Kropf- und Drüsengeschwülste bedient; dies wirkte aber zu reizend auf
*) Ein Apotheker Boiveau ist der eigentliche Erfinder; er verkaufte aber seine
Composition unter dem Namen Laffecleur. Die wahrscheinlichen Hauptbestand-
theile sind: Sarsaparilla, Guajak, Chinawurzel, Sassafrasholz. Nach dieser Vor-
schrift wird er auch in Apotheken bereitet; wenigstens in der hamburger Pharma-
copöe wird seine Composilion ungefähr so angegeben,