Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
     
    
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
  
  
498 Simon, Syphilis. 
zweiten Periode die Entzündung auf die tieferen Theile der Harnröhre fort, 
namentlich aber auf die Pars bulbosa und membranacea. Das gibt theils 
der Sitz des Schmerzes, theils das häufige Harndrängen, die Anschwel- 
lung der Prostata und die Empfindlichkeit des Perinäums zu erkennen. 
Diese Symptome verlieren sich im Stad. deerementi wieder und es bleibt 
meist nur die Empfindlichkeit in der Pars balanilica zurück. 
$. 129. Wir haben schon gesagt, dass die gewöhnliche Dauer des 
Trippers sich auf 4 bis 6 Wochen erstreckt; aber bei manchen Individuen 
ist die Sache damit nicht abgethan, der acute Tripper geht in den chro- 
nischen über, den sog. Nachtripper (Gonorrhoea secundaria), eine Crux 
medieorum und der Kranken. In diesem Falle dauert der Ausfluss in ge- 
ringerem Grade fort, gewöhnlich ohne Schmerz, bisweilen ist damit ein 
fixer Schmerz in der Fossa navicularis verbunden, der sich besonders 
beim Uriniren und bei Erectionen äussert. Demzufolge unterscheidet man 
einen irritabeln und torpiden Nachtripper. Das Secret selbst ist von 
verschiedener Beschaffenheit; bisweilen besteht es in einem dünnen, 
wässrigen Schleim, bisweilen ist es dick und gelblich. Häufig zeigt sich 
nur des Morgens beim Aufstehen ein dicker Tropfen, der aus der meist 
verklebten Harnröhre, wenn ihre Mündung auseinander gedrückt wird, 
hervorquilli. Manchmal ist ein solcher Tropfen das einzige Symptom, was 
den Kranken beunruhigt; oder auch die Mündung der Harnröhre ist be- 
ständig verklebt und mit einer kleinen Schleimkruste bedeckt, die beim 
jedesmaligen Uriniren abgestossen wird. In anderen Fällen ist ein: be- 
ständiger, unmerklicher Ausfluss vorhanden, der sich durch kleine. Flecke 
in der Wäsche verräth. In schlimmeren Fällen ist der Ausfluss so be- 
deutend, wie beim Tripper in den ersten Stadien, und wird dann sehr 
lästig. Diät und Ruhe pflegen den Ausfluss oft auf ein Minimum zu re- 
dueiren, oder er verschwindet auch ganz für einige Zeit, kehrt aber stär- 
ker zurück, so wie der Kranke den geringsten Excess begeht, erhitzende 
Getränke geniesst, den Beischlaf ausübt oder sich erkältet. Dieser Wech- 
sel kann Monate und selbst Jahre dauern, und manche Individuen werden 
einen solchen Nachtripper nie los, weil sie sich nicht schonen können 
oder nicht wollen. 
&. 130. Die längere Dauer des Nachtrippers ist nicht ohne nach- 
theilige Folgen. In so fern er meist von einem chronisch gereizten Zu- 
stande einzelner Partieen der Harnröhrenschleimhaut herrührt, so bilden 
sich theilweise Aufwulstungen und Verhärtungen. und daraus theilweise 
Verengerungen der Harnröhre; bisweilen auch Geschwüre und condylo- 
matöse Auswüchse, von denen besonders bei den älteren Wundärzten oft 
die Rede ist. Die Verengerungen zeigen sich am häufigsten in der Pars 
membranacea, prostatica und in der Fossa navicularis. Mit diesen Ver- 
engerungen oder auch mil einer krampfhaften Zusammenziehung einzelner 
Partieen der Harnröhre, besonders in der Nähe des Blasenhalses, hängt 
das erschwerte Harnlassen, die Dysurie zusammen, woran manche In- 
dividuen für beständig leiden; bei anderen tritt sie in Folge von Excessen 
in Baecho et Venere oder von Erkältung plötzlich und so heftig ein, dass 
sie in völlige-Ischurie übergeht. Eine andere wahrscheinliche Folge die- 
ser materiellen und krampfhaften Strieturen ist die, dass. beim Uriniren 
der Urin nicht vollständig in einem Strahle abfliesst, sondern nach Ent- 
leerung der Blase ein Theil in der Harnröhre zurückbleibt, der später bei 
abhängigem Penis langsam nachträufel. An dieser lästigen Beschwerde 
sind indess Tripper und Nachtripper oft nur mittelbar schuld; die Haupt-
	        
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