Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

508 Simon, Syphilis, 
ans Perinäum, applieire erweichende und narcotische Umschläge, allge- 
meine warme Bäder, Sitz- und Dampfbäder, Klystiere von Chamillen mit 
etwas Opium, und gebe innerlich, ein Hauptmittel, Calomel mit Opium. 
Dass Ruhe und Bettwärme dabei unerlässlich sind, versteht sich von selbst. 
Dadurch allein und durch etwas Chamillenthee mit Tinet. Theb. kann man 
gelinde Anfälle von Dysurie und Ischurie ganz gut beseiligen. Will die 
Ischurie den genannten Mitteln nicht weichen, so muss man den Catheter 
appliciren, was allerdings bei dem entzündlichen und krampfhaften Zu- 
stande der Harnröhre und des Blasenhalses sehr schmerzhaft und oft 
schwierig ist. 
  
  
$. 152. Die Phimosis, die sich gern bei enger Vorhaut zum ent- 
zündlichen Stadium des Trippers gesellt, ist selten, wenn nicht etwa gleich- 
zeitig Geschwüre innerhalb der Vorhaut vorhanden sind, von wesentlicher 
Bedeutung und verschwindet mit Abzug der entzündlichen Reizung. “Je- 
denfalls erfordert sie aber körperliche Ruhe und horizontale Lage, Ein- 
spritzungen von lauem oder Goulardschen Wasser zwischen Eichel und 
Vorhaut. Ist diese ödematös geschwollen, so weicht das Oedem bisweilen 
Umschlägen von Bleiwasser oder, wenn diese nicht vertragen werden, 
trocknen Bähungen mit etwas Kampher versetzt. Nur wenn die entzünd- 
lich geschwollene Eichel von der engen Vorhaut zu sehr gepresst wird, 
ist diese durch kunstgemässen Einschnitt zu trennen, um die Eichel vom 
schmerzhaften Drucke zu befreien. 
8. 153. Bedenklicher ist die Paraphimosis, weil dadurch die 
Eichel dermassen eingeschnürt werden kann, dass der Rückfluss des Blu- 
tes gehemmt und die Eichel brandig wird, Hier muss man nach Erwei- 
chung der hinter der Eichel verschwollenen Vorhaut, durch allgemeine 
Bäder oder auch durch örtliche Bähungen, alsbald die Taxis versuchen, 
indem man die Eichel mit den Fingern der einen Hand comprimirt und 
mit der anderen Hand die Vorhaut über die Eichel hervorzuziehen sucht. 
Das hat oft seine Schwierigkeit; wenn man aber das Manoever nur ver- 
steht, die Paraphimose nicht schon zu lange bestanden und die Eichel zu 
geschwollen und empfindlich ist, so gelingt die Taxis am Ende doch. Ist 
die Vorhaut ‚aber von Natur sehr enge und der Wulst hinter der Eichel 
sehr hart, dann verliere man auch nicht zu viel Zeit mit der Taxis, son- 
dern schreite sofort zur Spaltung des einschnürenden Vorhautwulstes. 
$. 154. In einzelnen Fällen endlich gesellt sich auch die sogenannte 
Ch orda zum acuten Stadium bei heftiger Entzündung, wodurch die Erec- 
tionen um so schmerzhafter werden. Da die Chorda gewöhnlich von pla- 
stiischer Ausschwitzung in die Corp. cavern. herrührt, so muss man diese 
durch erweichende Umschläge, gelinde Einreibungen von grauer Salbe 
oder auch durch den innern Gebrauch von Mere. gumm. Pl. oder Calomel 
mit Opium zu zerltheilen suchen. Reizende Salben und Einreibungen, als 
Ammonium- und Jodkalisalbe sind in der entzündlichen Periode nicht rath- 
sam und nur dann anwendbar, wenn die Chorda nach derselben oder 
nach Verlauf des Trippers überhaupt noch besteht, als unbequemes Re- 
siduum, was den Beischlaf schmerzhaft und selbst unmöglich macht *). 
  
*) Ein rohes, gewaltsames Heilverfahren gegen die Gon. chordata, dessen schon ein 
alter arabischer Arzt, Abu Oseibah, gedenkt, und dessen sich auch wohl der 
Soldatenpöbel in unseren Tagen manchmal zu bedienen pflegt, besteht darin, den 
  
  
 
	        
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