Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Tripper. 515 
Grundsätze, wie beim Tripper des Mannes. Obgleich vermöge des laxeren 
und weiteren Bau’s der weiblichen Geschlechtstheile die entzündlichen 
Symptome der ersten Stadien selten so schmerzhaft und bedeutend sind, 
als beim männlichen Geschlecht, so ist es doch gerathen, zuerst eine 
milde antiphlogistische Behandlung eintreten zu lassen. Ruhe, Diät, Bä- 
der, gelinde Abführungen, Waschungen und Einspritzungen von milden 
Kräuterdecocten, verdünntem Bleiwasser oder Milch genügen meist; ört- 
liche oder allgemeine Blutentziehungen werden sehr selten nölhig sein. 
Bei starkem und ätzenden Ausflusse haben wir besonders die naheliegen- 
den Theile, das Perinäum und die innern Schenkelflächen vor Wundwer- 
den und Excorialionen zu schützen, was durch milde Salben, häufiges 
Waschen und Zwischenlegen von Leinewand bezweckt wird. Sind schon 
Excoriationen vorhanden, so bedeckt man sie mit Blei- oder Zinksalbe, 
oder wendet auch gelinde Cauterisation an; hat aber die Wundstellen um 
so mehr durch Compressen oder Waschen vor der Bespülung mit dem 
Eiterschleim zu schützen. 
$. 169. Ist die entzündliche Periode vorüber, d. h. hat sich der 
Schmerz beim Uriniren, die entzündliche Schwellung in den äusseren und 
inneren Geschlechistheilen gegeben, dann schreitei man zu den Schleim- 
fluss anhaltenden Mitteln. Kopaive Balsam und Kubeben sind aber beim 
weiblichen Geschlecht nicht so wirksam als beim männlichen, und wir 
müssen uns bei ersterem mehr auf eine zweckmässige Wahl der topischen 
Adstringentia und Caustica verlassen. Zu dem Ende bedient man sich am 
besten der Einspritzungen von Ag. Caleis, Zine. sulph., Plumb. acet., Alaun, 
Tannin, Wein und vorzüglich auch der Auflösung von Arg. nitrie. Man 
kann auch bei nicht reizbarer Vagina Schwämme oder leinene Tampons 
mit den genannten Mitteln befeuchtet, einbringen, und Ricord, Balbir- 
nie, Hannay, Vidal, Cullerier cauterisiren auch die ganze Vagina 
mit festem Höllenstein, nach zuvor eingebrachtem Mutterspiegel oder auch 
ohne denselben. Ja man hat selbst, wo der Mutterhals und der Uterus 
selbst bei dem chronischen Fluor albus betheiligt war, ohne wesentlichen 
Nachtheil den Mutlermund ceauterisirt und Höllenstein in den Uterus selbst 
eingespritzt (Vidal, Ricord, Acton, Tanchon, Lisfrane). Doch ist 
gewiss Vorsicht dabei anzurathen und dass man nicht zu viel und zu ge- 
waltsam einspritze. Die Kolik- und Lendenschmerzen, über welche die 
Kranken zuweilen nach solchen Einspritzungen klagen, sollen warmen Fo- 
mentationen bald weichen. Baumes zieht Einspritzungen von Mere. ni- 
tros. vor (8—10 Tropfen auf 3jj Wasser), welche auch Ricord und Lis- 
france bei vermuthlicher Excoriation des Mutterhalses anwenden. Boinet 
hat neuerlich statt des Arg. nitrie. Jodtinetur empfohlen, die er vom Mut- 
termund an über die ganze Scheidenschleimhaut und, der Vorsicht we- 
gen, auch auf die äusseren Theile aufpinselt, weil nämlich schon einmalige 
Application die virulente Natur des Secrets und dessen Ansteckungsfähig- 
keit aufheben. Im Allgemeinen ist der chronische Tripper beim weiblichen 
Geschlecht wegen des Bau’s und der CGomplication der Geschlechistheile, 
da die Harnröhre, die Vagina und der Uterus manchmal gleichzeitig affi- 
eirt sind, hartnäckiger und schwerer zu beseitigen, als beim männlichen 
Geschlecht; aber wir haben andererseits den Vortheil, dass wir freier und 
dreister mit den örtlichen Mitteln operiren Können. 
$. 170. Bilden sich Abscesse in den Schamlefzen oder in der Va- 
gina selbst, so müssen diese zeitig geöffnet werden, damit sie sich in dem 
lockeren Zellgewebe nicht gegen den Mastdarm senken und Fisteln ver- 
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