Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
536 Simon, Syphilis. 
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gar nichts wissen wollen. Schanker am Bändehen. an der Vorhaut, an 
der Mündung der Harnröhre oder innerhalb derselben, am Alter heilen 
schwer, weil sie durch Harn und Faeces oft verunreinigt t und gereizt wer- 
den. Die C Complicalion mit Phimosis und Paraphimosis Erkehwiit und ver- 
zögert begreiflicherweise ebenfalls die Heilung. 
$. 223. Die Prognose bezieht sich aber beim syphilil lischen Ge- 
nitalgeschwür nicht allein auf seine mögliche Dauer und Ausgänge, son- 
dern auch auf die möglichen Folgen nach seiner Heilung. Hier hat nun 
neuerdings Ricord behaupt et, nur auf den indurirten Schanker folgten 
secundäre Symptome, auf alle anderen nicht indurirten Schankergattungen 
selten oder vielmehr nie Dem widerspricht ‚ aber die tägliche Erfahrung, 
welche lehrt, dass auf Schanker jeder Art ag Infeetion folgen 
kann. Was die andere Behauptung betrifft, dass je länger ein Schanker 
besteht, um so eher secundäre S Sympiome zu erwarten seien; so ist das 
keine gemeingültige Regel. Man sieht im Gegentheil bisweilen auf lange 
bestandene, stark eiternde, umfangreiche Geschwüre keine allgemeine Infee. 
tion erfolgen, während I nach kleinen, schnellverheilten Schankern 
wohl zu Stande kommt; so, dass es fast scheint, als wenn in der lang- 
wierigen Ulceration das syphilische Virus oft abstirbt. Dem entspräche 
auch die Be6häehtune, dass nach phagedänischen und noch mehr nach 
hrandigen Genilalgeschwüren nur selten allgemeine Infection ausbricht. — 
Gesellen sich zum primären Schanker vereiternde Inguinalbubonen, so 
bleibt der Organismus grösst tentheils von secundärer Lues frei: zertheilen 
sie sich von selbst oder durch Kunsteingriffe , so hat man in den meisten 
Fällen secundäre Symptome zu erwarten. Eine Heilmet thode, die sicher 
der allgemeinen Infection vorbeugt, gibt es nicht. Dass die Cauterisa- 
tion in den ersten Tagen nach der Ansteckung dies ihue, wird durch die 
Erfahrung nicht bestäligt und lässt sich auch thatsächlich nieht bew eisen, 
da glücklicherweise auf die Mehrzahl syphilitischer Genitalgeschwüre keine 
allgemeine Infeetion folgt. 
Von der Bedeutung der primären Schanl kergeschwüre. 
S. 224. Es stellen sich hier hauptsächlich folgende Fragen zur Be- 
antwortung: Ist der als Schanker ursprünglich ein rein örtliches Uebel, 
und, wenn er das ist, wie lange bleibt er local? Oder ist er bei seinem 
ersten Erscheinen schon das Product allgemeiner Infection, d. h. wird das 
syphilitische Gift alsogleich nach der Ansteckung resor rbirt und refleetirt 
sich dessen allgemeine Wirkung auf den Organismus nur zuerst in der 
örtlichen Uleeration 2 
Die Meinungen darüber sind von jeher geiheilt gewesen und sind es 
noch jetzt. Seit man im 16. Jahrhundert zur Einsicht gelangt war, dass 
den Genitalgeschwüren ein specifisches Virus zu Grunde est: prädomi- 
nirte bis g gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts die Ansicht, dass die erste 
Wirkung der Infection eine örllich beschränkte sei und längere Zeit örtlich 
beschı ränkt bleibe. Da kam Astruce und stellte den Grundsatz auf: jedes, 
auch das kleinste Genitalgeschwür ‘ist ein Zeichen oder ein Vorbote der 
allgemeinen Infeetion. Dieser Grundsatz wurde derzeit von den meisten 
Aerzten adoptirt und galt bis in die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts, 
wo sich wieder die enigegengeseizie A Ansicht Bahn brach, die auch jetzt 
noch fast allgemein gilt. Nur wenige Aerzte betrachten heutiges Tages 
der primären Schanker schon als den Reflex der allgemeinen Infection, 
die ihrer Meinung nach während der I Ineubationsperiode zu Stande kommt. 
     
        
    
  
   
  
  
  
  
   
       
    
  
   
  
  
  
        
   
  
   
   
  
  
      
      
    
   
  
  
    
     
     
    
   
    
       
   
   
     
  
   
  
  
   
    
    
        
    
    
   
  
     
  
   
   
  
   
  
  
     
  
  
	        
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