Simon, Syphilis.
nen Grundsätzen behandeln, die für brandige Entzündung und Brand gel-
ten. Hat sich das Brandige abgestossen und bleibt trotzdem ein Geschwür
von syphilitischem Charakter zurück, das der einfachen Behandlung und
anderen nicht mercuriellen Mitteln nicht weichen will, dann erst
kann vom vorsichtigen Gebrauch des Quecksilbers die Rede sein. In der
Regel aber pflegt mit dem zerstörenden Brande das syphiliische Virus
abzusierben, und es bleibt ein reines Geschwür oder vielmehr eine reine
Wunde zurück, die nur einer zweckmässigen topischen Behandlung bedarf.
Ist freilich Typhus und Spitalbrand mit im Spiel, dann sieht es um die
Heilung des Geschwürs und die Erhaltung des Lebens bedenklich aus.
$. 244. Die primären Genilalgeschwüre des weiblichen Geschlechts
sind denen des männlichen analog: einfach, indurirt oder phagedänisch,
und müssen nach denselben Grundsätzen, mit Berücksichligung des anderen
Baus der Theile, innerlich und äusserlich behandelt werden. Die indu-
Tirten und phagedänischen Geschwüre sind beim Weibe iheilweise noch
gefährlicher als beim Manne, und ihre Zerstörungen, wie schon erwähnt,
oft furchibar. Die bösartigen phagedänischen un gangränösen Geschwüre
kommen nur bei öffentlichen Dirnen vor, die schlecht genährt sind und
dabei ein trunkfälliges Leben führen, und sich in solehem Zustande ange-
steckten Männern ohne Zahl und Wahl preisgeben.
Die syphilitischen Drüsengeschwülste und Drüsenabscesse.
(Bubo venereus, syphiliticus. Poulain).
$. 245. Eine nicht ungewöhnliche Folge des primären Genitalge-
schwürs, besonders beim männlichen Geschlecht, ist eine entzündliche An-
schwellung der Inguinaldrüsen, die durch Absorption des syphiliiischen
Giltes erzeugt! wird und zu Abscessbildung neigt. Dadurch unterscheidet: sie
sich weseütlich von der auch zum Tripper sich gesellenden consensuellen
Schwellung der Leistendrüsen, die höchst selten in Vereiterung übergeht.
Der Schankerbubo bildet den Uebergang der primären zur seeundären
oder allgemeinen Syphilis. In Bezug auf den Schanker ist er als das
erste conseculive Symptom zu betrachten, mit welchem glücklicherweise,
wenn es sich durch ungestörten Eiterungsprocess scheidet, die syphililische
Infection grösstentheils erlischt. Diese Bedeutung des Schankerbubo ist
besonders zu würdigen und praküsch zu beherzigen,
$. 246. In so fern primäre Schanker auch an anderen Theilen des
Körpers vorkommen können: an den Fingern, an den Lippen, an den
weiblichen Brusiwarzen und Brüsten, ireten solche eonseculive Bubonen
auch in der Achselhöhle, am Unterkiefer, am Halse auf. In den meisten
Fällen sind aber die Bubonen an den ebengenannien Körperstellen Folgen
der allgemeinen Infection, wie solche secundäre Bubonen denn auch in
den Leisten durch secundäre Geschwüre an den Füssen und Zehen bis-
weilen beobachlet werden. Als Symptome der allgemeinen Infection 'er-
kennt man sie an ihrem meist chronischen, torpiden Verlauf und ihrer ge-
ringeren Tendenz zur Vereiterung.
$. 247. In seltneren, obgleich von vielen Schriftstellern geleugneten,
Fällen kann der Inguinalbubo auch ohne vorgängigen Schanker, als pri-
märes oder primilives Symptom im eigentlichsten Sinne des Wortes, durch
unmittelbare Resorption des syphililischen Virus entstehen. Es sind dies
die sog. Bubons d’emblee. Diejenigen, welche solche Bubonen nicht an-