Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
546 Simon, Syphilis. 
litische Virus in so weit zu Grunde gehen, dass der Eiter desselben seine 
infieirende Kraft verliert, was schon bei sehr entzündlichen Genitalge- 
schwüren der Fall zu sein scheint. 
$. 249. Die Zeit, in welcher sich der Bubo zum Schanker gesellt, 
ist verschieden und hängt von zufälligen, seine Bildung begünstigenden, 
Umständen ab. Ohne besondere Veranlassung entsteht der Bubo gewöhn- 
lich 8, 10 bis 14 Tage nach dem Auftreten des Schankers, bisweilen zeigt 
sich fast gleichzeitig mit dem Schanker eine entzündliche, schmerzhafte 
Anschwellung der Leistendrüsen. In anderen Fällen erscheint der Bubo 
erst viel später, in der vierten und sechsten Woche, wenn das Ge- 
schwür fast verheilt ist; manchmal auch, obgleich selten, längere Zeit 
nach der gänzlichen Vernarbung des Geschwürs. In beiden Fällen ist 
aber gewöhnlich eine geringe unschmerzhafte Anschwellung der Leisten- 
drüsen vorhanden gewesen, die der Patient nicht beachtet hat. Ist der 
Bubo wirklich nur das Resultat consensueller Reizung, so erscheint er 
während der entzündlichen Periode des Geschwürs und geht freiwillig 
zurück, so wie jene vorüber ist. Ausser der entzündlichen Reizung der 
Geschwüre giebt aber auch oft allgemeine Reizbarkeit des Lymphsystems 
Anlass zu Bubonen, Vernachlässigung der Schanker, Unreinlichkeit, an- 
strengende körperliche Bewegung, ein zufälliger Druck oder Stoss auf die 
Inguinalgegend. Wir haben Anschwellungen der Leistendrüsen bei Schan- 
kern durch den Druck des Geldbeutels in der Hosentasche entstehen se- 
hen, die wieder verschwanden, so wie dieser Druck entfernt wurde. 
Eben so wenig ist zu leugnen, dass reizende Behandlung der Geschwüre, 
besonders Aetzmittel, Bubonen veranlassen. oder wenigstens begünstigen. 
8.250. Der gewöhnliche Sitz des Inguinalbubo sind die oberflächlichen 
Scehamdrüsen dicht über der Leistenfalte, bisweilen unterhalb derselben; 
in seltenen Fällen auch in der Regio iliaca hoch über dem Poupart- 
schen Bande, noch seltener in der Fossa iliaca, im kleinen Becken auf 
dem Psoasmuskel. Meist bilden sich die Bubonen auf derselben Seite, 
wo der Schanker befindlich ist, manchmal aber auch an der entgegenge- 
setzten Seite, was sich durch den gekreuzten Lauf der Lymphgefässe auf 
dem Rücken des Penis erklären lässt. Bei Geschwüren am Bändchen, die 
übrigens am häufigsten zu Bubonen Anlass geben, entstehen sie oft zu 
beiden Seiten. Eine Anomalie ferner, die wir auch einigemal beobachtet 
haben, ist die, dass die auf dem Penis selbst befindlichen Lymphgefässe 
und Lymphdrüsen sich entzünden und in Eiterung übergehen. (Nisbet’- 
scher Schanker). Bisweilen sieht man auch die strangarlig angeschwolle- 
nen Lymphgefässe bis nach den Inguinaldrüsen hinlaufen und hie und da 
Knoten bilden. 
$. 251. Je nachdem die Drüse selbst oder mehr das sie umgebende 
Zellgewebe ergriffen ist, hat man auch einen Drüsenbubo und einen 
Zellgewebsbubo unterschieden. In der Regel sind beide Gewebe da- 
bei betheiligt, obgleich die Eiterung vorzugsweise in dem, die Drüsen um- 
gebenden, Zellgewebe statizufinden scheint. Die Drüse selbst ist oft mehr 
verhärtet und zertheilt sich allmälich nach der Vereiterung des Zellgewebes. 
Ist die Drüse allein ergriffen, so ist der Verlauf meist chronisch, und erst 
wenn der umgebende Zellstoff mit in die Entzündung hineingezogen wird, 
kommt es zu rascherer Entscheidung. Oft fühlt man die verhärtete Drüse 
im Grunde des Abscesses liegen, die sich nach angemessener innerer 
Behandlung zu zertheilen pflegt,
	        
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