Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Bubonen. 549 
Fällen auch unmittelbar auf sie ablagert. Bisweilen wird aber auch eine 
blos consensuelle Drüsenanschwellung erst durch äussere Momente zu 
einem syphilitischen Bubo, namentlich durch körperliche Anstrengung, 
grobe Diätfehler, Reizung der Geschwüre durch Coitus, durch Druck, durch 
Aetzmittel. Bisweilen können selbst unzweckmässige und gewaltsame 
Zertheilungsmitiel einen eonsensuellen Bubo in virulente Entzündung und 
Vereiterung setzen. Eine schwächliche und scrophulöse Constitution scheint 
die Bildung von Bubonen zu begünstigen, eben so auch, unter Umständen, 
der unzeitige Gebrauch von Quecksilbermitteln. Dass die Dauer des Schan- 
kers darauf von wesentlichem Einfluss sei, und es darauf ankomme, die- 
sen so schnell als möglich zu heilen, um dem Bubo vorzubeugen, scheint 
uns mindestens sehr problematisch. Auffallend ist die Frequenz des Bubo 
beim männlichen Geschlecht gegen die beim weiblichen; nach Esterle 
verhält sie sich wie 5 zu 1. Ricord erklärt dieses Missverhältniss da- 
durch, dass die Schanker um und im Meatus urinarius, welche am häu- 
figsten Bubonen veranlassen, beim weiblichen Geschlecht selten sind. — 
Nach Reynaud kommen in warmen Ländern Bubonen häufiger vor als 
in kalten. Nach unserer Erfahrung kommen sie im Sommer eben so häufig 
vor als im Winter, und wir haben keinen wesentlichen Einfluss der Jah- 
reszeit, der Temperatur und der Witterung bemerken können. Aber wir 
glauben, dass Erkältung und rheumatische Disposition die Entstehung von 
Bubonen begünstigt, und in so fern kann jäher Temperaturwechsel, der in 
warmen Ländern besonders empfindlich ist, sie leicht veranlassen. 
PROGNOSE. 
8. 258. Ungünstig ist sie, in so fern durch die Complication des 
Schankers mit dem Bubo die Herstellung des Kranken oft sehr in die 
Länge gezogen wird; günstig hingegen, als durch den Hinzutritt des Bubo, 
und namentlich durch dessen Vereiterung, die allgemeine Infection eher 
verhütet als befördert wird*). Mit der Vereiterung des Bubo stirbt das sy- 
philitische Virus grösstentheils ab, und wenn bisweilen trotzdem secundäre 
Symptome folgen, so sind sie meist milder und leicht bezwinglicher Natur. 
Bei angemessener Behandlung verheilen die Bubonen in 3 bis 6 Wochen; 
unnütze und gewalisame Zerlheilungsversuche, unzeiliger und unzweck- 
mässiger Gebrauch des Quecksilbers ziehen den Verlauf der Bubonen 
dagegen sehr in die Länge und geben desgleichen zu langwierigen Lei- 
stengeschwüren Anlass. Unter solchen Umständen kann es 3, 4 Monate 
und viel länger dauern, ehe ein Bubo zur Heilung kommt, oder er ver- 
wandelt sich auch in ein fistulöses, umsichfressendes, krebsartiges, schwer 
heilbares Geschwür. Die entzündlichen, acuten Bubonen geben hinsicht- 
lich der schnelleren Heilung eine günstige Prognose ; die alonischen, in- 
dolenten, die langsam und schwer zur Eiterung kommen, bilden gern 
fistulöse Geschwüre oder gehen in Verhärtung über. Der Uebergang in 
Brand ist freilich gefährlich, aber wenn die Zerstörung nicht zu weit um 
sich greift und der Kranke sie übersteht, so ist er.damit auch in der 
Regel von der Syphilis gründlich befreit. Der Brand des Bubo ist meist 
Folge ungünstiger äusserer Verhältnisse, bisweilen einer rohen örtlichen 
und schlechten inneren Behandlung; am häufigsten entsteht er von ver- 
dorbener Spitalluft; darum gewähren Bubonengeschwüre in überfüllten 
  
*%) Suchahek (Prag. Vierteljahrschr. 1852 HiftI.) bemerkt. dass die Resorption der 
Bubonen bei 8%, Eiterung derselben bei 2%, Induration aber bei 80% der Kran- 
ken sekundäre Syphllis nach sich zog. 
  
  
  
 
	        
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