552 Simon, Syphilis.
lenten oder torpiden Bubonen, die sehr langsam zur Zertheilung oder Ver-
eiterung kommen. Hier hat man sich noch mehr zu hüten , einen dieser
Ausgänge erzwingen zu wollen, weil der Verlauf dieser Bubonen von Na-
tur träge ist und alle gewaltsamen Zertheilungs - und Eiterungsmittel ge-
wöhnlich ihren Zweck verfehlen; erstere den Bubo seirrhös machen, letz-
tere ein langwieriges und bösartiges Geschwür veranlassen können. Ein
solcher indolenter Bubo kann viele Wochen und Monate unverändert be-
stehen, trotzdem thue man nichts, als dass man ihn höchstens mit einem
Pflaster bedecken lässt. Nach längerer Zeit, der seltnere Fall, zertheilt er
sich unmerklich, oderer kommt auch plötzlich und unerwartet zur Eiterung,
indem man den Patienten seiner gewohnten Beschäftigung und Lebens-
weise nachgehen lässt. Hat er sich zertheilt, was unter Fieberbewegung
und starken Nachtschweissen zu geschehen pflegt, so hat man weiter nichts
zu thun, wenn sich keine secundären Symptome zeigen; kommt er zur
Vereiterung und zum Aufbruch, so hat man um so weniger von allgemei-
ner Infection zu befürchten.
$. 264. Diejenigen, welche darauf ausgehen, jeden Bubo wo mög-
lich zu zertheilen, werden gegen dieses exspectalive und passive Heilver-
fahren einwenden, dass dabei die meisten Bubonen zur Vereiterung
kommen werden. Das ist wahr; aber wir halten diesen Ausgang für den
günstigsten, weil die Erfahrung lehrt, dass durch Drüsenabscesse überhaupt
virulente und dyskratische Krankheiten sich am häufigsten ausscheiden.
Wir halten diesen Ausgang für den günstigsten, weil, wenn die Autokralie
der Natur ihn veranstaltet und die Kunst ihn nur unterstützt, der Bubo-
nenabscess gar nicht so hartnäckig und langwierig sich gestallet, als Die-
jenigen behaupten, welche ihn gewaltsam zu hemmen oder zu fördern su-
chen. Man vergleiche aber nur die Resultate unseres passiven Verfahrens
mit denen des gebräuchlichen ab ortiv en, und man wird finden, dass trotz
aller geschäfliger Eingriffe in den natürlichen Verlauf der Bubonen, doch die
meisten zur Vereiterung kommen; aber der in seinem Verlauf gestörle und
gehemmie Bubonenabscess gebraucht viel mehr Zeit zur Heilung und gibt
häufig zu hartnäckigen und bösartigen Leistengeschwüren Anlass. Das
Ansetzen von Blutegeln und die Eisumschläge dämpfen freilich oft den
entzündlichen Charakter des Bubo, bewirken indess die Zertheilung immer
nur bis zu einem gewissen Grade. Die Compression, die man als das
sicherste Mittel anpreisst, ist ungeheuer schmerzhaft, aber, auch wenn sie
vertragen wird, kehrt der Bubo nach Entfernung des Compressivverban-
des doch oft wieder und geht in Eiterung über. Bisweilen drückt man den
Bubo dadurch nur breit und gibt zu fistulösen Gängen oder anderen noch
schlimmeren Abartungen des Bubonenabscesses Anlass.
$. 265. Was die Zertheilung durch inneren oder äusseren Queck-
silber-Gebrauch betrifft, so haben wir selbst erfahren, wie unzuverlässig
er ist und wie nachtheilig er auf den Verlauf des vereiterten Bubo zurück-
wirkt. Ist übrigens die Entzündung des Bubo bis zu einem bedeutenden
Grade fortgeschritten, so wird ein jeder Wahrheit liebende Arzt einräumen,
dass alle Zertheilungsversuche in der Regel zu nichts führen. Glücklicher-
weise sind manche sogenannte Zertheilungsmittel, wie Cataplasmen oder
selbst die schmerzhafte Compression, manchmal eher geeignet, die Eite-
tung zu fördern als zu hemmen. — Das Debridement soueutane ‚ meint
Ricord selbst, bringt zu wenig Vortheile, um daraus eine generelle Me-
thode zu machen. Die Abortivmethode von Malapert und Regnault,
die darin besteht, dass man auf den Bubo ein Vesicator legt und auf die