Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
554 Simon, Syphilis. 
Causticums bedient, theils weil es schmerzhafter ist als der einfache Schnitt, 
theils weil dadurch viel mehr Haut zerstört: wird, theils endlich, weil eine 
grössere und schlechtere Geschwürsfläche daraus entsteht. Hat man über- 
haupt den Bubo nicht mit vergeblichen Zertheilungsversuchen misshandelt, 
so kommt er oft zum freiwilligen Durchbruch; wenn der Eiterheerd aber 
tiefer liegt und die Hautdecken zu dick sind, so darf man auf das Platzen 
der Eiterbeule nicht zu lange warten. Immer aber ist es geralhen, mög- 
lichst allgemeine Fluctuation abzuwarten, che man zur künstlichen Oefl- 
nung schreitet. Nur sehr ausgebreitete Bubonen, wo Senkung und Infil- 
tration des Eiters zu befürchten steht, muss und kann man Öffnen, wenn 
auch noch viel Härte im Umfange bemerklich ist. 
$. 269. Nach der Oeffnung des Bubo. ist in der Regel, wie schon 
gesagt, nur ein einfacher Verband erforderlich mit einstweiliger Fortsetzung 
der Cataplasmen. Heilt der aufgebrochene oder aufgeschnittene Bubo nicht 
wie ein gewöhnlicher Abscess, sondern nimmt er ein schankröses Ansehen 
an, dann sind die örtlichen Mittel, wie Einstreuen von Cantharidenpulver, 
nach Ricord, oder von Calomel und rothen: Präcipitat nach Andern, 
nicht wirksam genug, um das Geschwür zur Heilung zu bringen, sondern 
man muss Quecksilber oder auch Jodkali innerlich, in methodisch gestei- 
gerten Gaben anwenden. Wir können indess nur wiederholen, dass die 
Heilung. des Bubo in der Regel nicht so schwierig von Statten geht, wenn 
die Kunst sich nicht zu activ in seinen Verlauf eingemischt hat. 
$. 270. Wird das Bubonengeschwür gangränös, was in überfüll- 
ten Spitälern und wo viele Verwundete liegen, oder wo der Spitalbrand 
herrscht, nicht selten geschieht, dann muss vor allen Dingen der Kranke 
in eine andere Atmosphäre gebracht werden, weil alle anderen Mittel 
sonst nicht anschlagen. Sodann ist eine stärkende Diät indieirt, China 
mit Mineralsäuren; örtlich Chlorkalk, Holzessig, Salzsäure, Chinadecoct mit 
Opium, in den schlimmsten Fällen das glühende Eisen, um dem um sich 
greifenden Brande Einhalt zu thun. 
$. 271. Endlich gibt es Fälle, wo gewöhnlich in Folge unangemes- 
sener Behandlung, der aufgebrochene Bubo ein chronisches, langsam um 
sich fressendes Geschwür bildet. Dies erstreckt sich einerseits nach dem 
inneren Schenkel bis nach dem After hin, andererseits bisweilen nach 
dem Leibe hinauf. Der eine Rand des Geschwürs ist tief und frisst lang- 
sam weiter, während der andere dünn ist und heilen kann. Das ist das 
sog. Hufeisengeschwür. Colles willäusserlich am heilsamsten das schwarze 
Wasser befunden haben; Rust Einstreuung von. rothem Präcipitat. Der 
innerliche Gebrauch von Quecksilber in kleinen Gaben soll in einigen Fäl- 
len nützlich sein; Rust bewirkte in einem Falle Heilung durch den rothen 
Präecipitat innerlich. Jedenfalls ist diese Ausartung eines Bubonengeschwürs 
äusserst misslich und die Heilung sehr schwierig. 
$. 272. Scerophulöse Bubonengeschwüre sind meist nichts als abge- 
artete syphilitische, die durch unzeitigen oder verkehrien Quecksilberge- 
brauch einen serophulösen Character angenommen haben. Veränderung 
der Luft, stärkende Mittel, Eisen, China oder auch Jodkali bringen sie am 
ersten zur Heilung. Wollen sie bei dieser Behandlung nicht heilen, dann 
kann man nach getilgter Quecksilberdyskrasie bisweilen mit Erfolg zum 
Metall zurückkehren, nach Bonorden am besten in der Form von Su- 
blimat.
	        
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