Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

Syphiliden. 599 
wenn Ulceration stattgefunden hat. Ihr Verlauf ist sehr träge und sie blei- 
ben ebenfalls oft lange unverändert stehen. — Die unregelmässig gruppir- 
ten Tuberkeln bedecken sich, nach Cazenave, nie mit Schuppen, aber 
bisweilen confluiren einzelne Gruppen und bilden tiefe Geschwüre. Sie 
können alle Körpertheile befallen, vorzugsweise indess das Gesicht. und 
die Lippen. 
8.391. ce) Tubercula perforantia, rodentia, Lupus syphili- 
ticus, Tubereules syphilitiques, ule&rans, qui detruisent en 
profondeur, das fressende, perforirende Knotensyphilid. — 
Schon der Namen dieser Syphilide zeigt von ihrem bösartigen Charakter. 
Die Tuberkeln sind hier gross; wenn sie auch oft als kleine Indurationen 
auftreten, so erreichen sie doch bald einen beträchtlichen Umfang. Sie 
erscheinen nicht zahlreich, sind breit, halbkugelig, an der Basis wenig mit 
der Haut verwachsen, in deren Gewebe sie tief eindringen. Sie kommen 
hauptsächlich im Gesicht vor, auf der Nase, auf den Lippen, am Ohre, 
ulceriren gern und tief, wenn eine angemessene Behandlung diesem schlim- 
men Verlauf nicht begegnet. Selten, dass sie spontan zurückgehen, und 
wenn das auch geschieht, so kehren sie doch nach einiger Zeit um so 
heftiger wieder und gehen in zerstörende Ulceration über. Ihr gewöhnli- 
cher Verlauf ist der, dass sie eine Zeit lang stationär bleiben, dann sich 
plötzlich entzünden , der kupfrige Hof dunkelblau wird und die Tuberkeln 
an der Spitze ulceriren. In den milderen Fällen ist die Ulceration schmerz- 
los und oberflächlich, die Tuberkeln scheinen sich zu erweichen, hie und 
da bilden sich Eiterheerde und vertrocknen zu dicken, weichen Krusten, 
unter welchen sich ein nicht tief eindringendes Geschwür befindet, das, 
wenn es verheilt, eine den Umfang der Tuberkeln um etwas überschrei- 
tende Narbe bildet. In den schlimmeren Fällen wird der Tuberkel und 
der ihn umgebende. Hof gespannt, dunkelroth und schmerzhaft, die von 
der Spitze ausgehende Ulceration dringt schnell und tief ins Haulgewebe 
ein; es bildet sich eine dieke, schwarze Kruste, die bald abfällt und ein 
tiefes, ungleiches, speckartiges Geschwür mit harten, abgescknittenen Rän- 
dern enthüllt, das sich bald wieder mit einer Kruste bedeckt, die aber- 
mals abfällt und eine noch grössere Zerstörung offenbart. So wird oft in 
kurzer Zeit ein Theil des Ohrs und der Lippe zerstört, und von der gan- 
zen Nase bleibt manchmal nichts ubrig als der knöcherne Theil, der die 
Gestalt eines abgerundeten Stumpfs annimmt. Manchmal erscheinen neben 
den alten Tuberkeln neue, beide fliessen ineinander über, erweichen, ul- 
ceriren und enden mit noch weitergreifenden Zerstörungen. Das sind die 
Fälle, wo bisweilen das ganze Gesicht in ein Geschwür verwandelt wird, 
wo Lippen, Nase, Augen und Ohren zerstört werden, — Fälle, deren be- 
sonders Aerzte und Layen aus der ersten Zeit der Lustseuche mit Grauen 
gedenken. Wird die Zerstörung beschränkt und’ kommen die Geschwüre 
zur Heilung, so bleiben tiefe, dunkelrothe, sternförmige Narben zu- 
rück, die wie mit dem Messer in die weichen Theile eingeschnitten er- 
scheinen. 
8.392. d) Tubercula-serpiginosa,Syphilide tuberceuleuse 
serpigineuse, Tubercules syphilitiques, qui detruisent en 
surface, Corona Veneris, Cingulum Veneris Var., serpigi- 
nöse Tuberkeln, das schlangenförmige Knotensyphilid, 
(Fuchs). — Während die perforirende Tuberkelsyphilide tief von Aussen 
nach innen dringt, bleibt die serpiginöse uur oberflächlich, verbreitet sich 
aber ungleich weiter. Sie beginnt mit einzeln stehenden, nicht zahlreichen 
  
 
	        
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