Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Syphiliden. 605 
nicht ; in den meisten Fällen dürfte wegen der primären und anderer se- 
cundärer Zufälle Quecksilbergebrauch vorangegsngen sein, der vielleicht 
bei einzelnen Individuen eine solche anomale Form des syphilitischen 
Exanthems hervorzurufen im Stande ist, da sein Einfluss auf Form und 
Modification der Syphilis überhaupt wohl ausser Frage steht. — Der Ver- 
lauf der syphilitischen Varicellen ist langsam, besonders da sie nicht 
gleichzeitig, sondern stellenweise und nacheinander hervorbrechen. Sie 
ziehen sich drei, vier Wochen und länger hin, wobei freilich die jedes- 
malige, nicht immer gleiche, Behandlung wesentlich in Betracht kommt. 
I. Bullae syphiliticae, Pemphigus syphiliticus. Syphilide 
bulleuse, das Blasensyphilid, der syphilitische Blasenaus- 
schlag. — Rhypia oder Rupia syphilitica. 
$. 403. Als ein Symptom, welches bisweilen der primären Schanker- 
infektion vorhergeht, soll dessen, nach Astruc, zuerst Musitanus (Tract. 
de morb. ven. Lib. III cap. 10) gedenken. Diese Bullae oder Krystallinen, 
als bohnengrosse Blasen, die in Geschwüre übergehen, sind uns an den 
Geschlechtstheilen einigemal vorgekommen. So selten sie als primäres 
Symptom, eben so selten und vielleicht noch seltner scheinen sie als 
secundäres vorzukommen. Albers sagt zwar, dass die älteren Schrift- 
steller ihrer häufig erwähnen, wir erinnern uns aber nicht, bei diesen da- 
von gelesen zu haben. So viel ist gewiss, dass man erst in neuester Zeit, 
wo man die syphilitischen Hautausschläge überhaupt genauer beobachtet 
hat, sie kenntlich und deutlich von Rayer, Cazenave, Ricord, Vi- 
dal geschildert finde. Rayer sah bei einem Manne von 58 Jahren, der 
wiederholt an lokaler Syphilis gelitten und von Knochenschmerzen heim- 
gesucht war, an den oberen Extremitäten und dem Gesäss, neben syphili- 
tischen Flecken zahlreiche, erbsengrosse Blasen, die auf grossen, dunkeln 
Halonen sassen und in gelbe, mit weisser Linie umgebene Krusien 
vertrockneten. Aehnliche Blasen hat er. wiederholt in den Handflächen 
von Individuen gesehen, welche an venerischen Pustelausschlägen litten, 
nur waren die Bullae in solchen Fällen häufig grösser, ihr Inhalt gelblich, 
und sie bildeten dieke, schwarze, von einer Excorialion umgebene Borcken, 
unter welchen sich Geschwüre befanden. — Wir haben sie einmal bei 
einem Individuum, das an einem hohen Grade von Lepra syphilitica litt, 
während der Behandlung massenweise und in allen Grössen, bis zu 
der eines Gänseeies enistehen sehen. Sie entsprachen hier genau der 
Schilderung, die Ricord davon entwirft. Es bildeten sich nämlich grosse, 
seröse Blasen, wie nach der Applikation eines Vesikators, ohne alle Ver- 
dickung der Epidermis und ohne nachfolgende Exulceration. Die Eruplion 
bietet, auch darin hat Rayer Recht, keine speciellen Charaktere, und die 
Diagnose kann nur durch die Anamnese und begleitenden Zufälle begrün- 
det werden. Unseres Erachtens sind gewiss manche Fälle, die früher als 
chronischer Pemphigus beschrieben worden sind, syphilitischen Ursprungs 
gewesen, nur dass man solche nicht ihrem wahren Wesen nach er- 
kannt hat. 
&. 404. In anderen Fällen nimmt aber der Pemphigus adulto- 
rum einen anderen Verlauf, als die sogenannte Rhypia syphilitica. Hier bil- 
den sich breite, wenig gespannte, rundliche Blasen, die mit einem kupfer- 
rothen Hofe umgeben sind und eine serös-purulente, dunkelgefärbte Flüs- 
sigkeit enthalten, die vertrocknet und eine dicke, schwarze Krusie von 
  
 
	        
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