Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
48 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen. 
srossen Dosen zugebracht eben so sicher das Herz lähmen, als Kam- 
pher, starker Kaffee ‚ Arsenikalien,, Ammoniakalien, spirige Säure, viele 
ätherische und empyreumalische Oele den Herzschlag beschleunigen, wenn 
nicht Herzklopfen verursachen. So bemerkt man, dass Merkurialien, Ar- 
senikalien, Spirituosen, animalische und fermentirende Gifte mitunter die 
Ernährung des Herzens dergestalt stören, dass Entzündung, Hyper- und 
Heteroplasien erwachsen. In die Gewebe der Lungen abgesetzt, vermö- 
gen die Gifte solche Alterationen zu schaffen, dass bald mehr die Func- 
tion, bald mehr die Ernährung der Respiratlionsorgane gestört wird. So 
veranlassen Pikrotoxin, Anhemakallen; Antimonialien u. a. m. eine pro- 
fuse Abscheidung von Flüssigkeit auf den die Luftwege auskleidenden 
Schleimhäuten, während Bleipräparate, Gerbstoff, Alaun und andere ad- 
stringirende Gifte die Bildung von Bronchialsecreien mehr unterdrücken. 
So erzeugen Alkohol, Jod und andere reizende Gifte, wenn sie missbraucht 
werden, nicht selten Katarrhe und ähnliche Leiden, während Merkurialien, 
Antimonialien, putride animalische Stoffe u. a. m. zuweilen Entzündung, 
Vereiterung (multiple Abscesse), Erweichung, Brand der Respirationsorgane 
veranlassen. Ueberdies können Gifte, wie 2. B. Pikrotoxin, Blausäure, Ni- 
eotin, Koniin, Schlangengift u. a. m. spastische und paralytische Affeetio- 
nen in den Geweben der Lungen veranlassen, die mitunter so heflig sind, 
dass Athemnoth und Asphyxie erfolgen. 
$. 90. Gelangen die im Blute enthaltenen Gifte in die Gewebe der 
Mundhöhle und deren Anexa, in die Speicheldrüsen, so können dieselben 
mit den Flüssigkeiten der Mundhöhle (Speichel, Schleim) zur Ausscheidung 
gelangen und von dannen gehen, als auch für längere oder kürzere Zeit 
fixirt werden und durch die Alterationen, welche sie schaffen, funclionelle 
und nutritive Störungen verursachen. Und in der That lassen sich Jod, 
Ammoniakalien, Quecksilber, Antimon, Terpentin, Kampher, ätherische Oele 
nach der Einverleibung theils durch den Geruch, theils durch chemische 
Reagentien in der Mundflüssigkeit,, zuweilen wenigstens wieder nachwei- 
sen, auch wenn die Gifte nicht durch die Mundhöhl e in den Körper ein- 
geführt wurden. Wird zufolge der Mischungsänderung, welche die aus 
dem Blute ausgeschiedenen Gifte veranlassen, die Function der Speichel- 
drüsen, oder der in die Mundhöhle eingelagerten Organe gestört, so kann 
Steigerung, wie Unterdrückung der Sekretionen resulliren, wie man eines- 
theils nach dem Einnehmen von Speichelfluss erzeugendem Quecksilber, 
Goldchlorid, Jod, Delphinin, Pikrotoxin u. s. w. bemerkt und wie man an- 
derseits nach dem Einnehmen von Opium, Bleizucker, Gerbsäure, Alaun 
und andern Giften beobachtet, die die Abscheidung von Mundsekreten 
mehr unterdrücken. Zufolge. nutritiver Störung der Mundhöhle und ihrer 
Anexa können endlich Verfärbungen des Zahnfleisches, Auflockerung und 
Verdichtung der Gewebe, Entzündung, Ulceralion, Erweichung, Gangrän 
und andere Affeetionen an dem Zahnfleische, der Zunge, dem Gaumen 
und den Speicheldrüsen zu Stande kommen, die nicht selten mit Spei- 
chelfluss, oder Unterdrückung der Mundsekretion combinirt sind. So be- 
obachlet man nach der Einverleibung von Bleipräparaten schiefergraue 
Säume um die Zähne und Verdichtung des Zahnfleisches; nach der Zu- 
fuhr von Quecksilberpräparaten Auflockerung, Entzündung, Ulceralion, Er- 
weichung und Brand an dem Zahnfleische, der Zunge und andern Stellen 
des Mundes. 
Werden die Gifte aus dem Blute in die Gewebe des Rachens und 
der Speiseröhre, des Magens und Darms, also in die Häute der ersten 
Wege abgesetzt, so. können .dieselben unter günstigen Bedingungen mit 
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