Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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löster gepulverter Arsenik an der Applikationsstelle vorhanden ist. In 
jedem Falle nimmt man aber darauf Bedacht, das Eisenoxydhydrat in 
möglichst grosser Menge der arsenigen Säure nachzusenden, und zwar 
aus dem Grunde, weil durch genossene Speisen (Eier) eine Entwickelung 
von Schwefelwasserstoffgas an der Applikationsstelle kann stattgefunden 
haben, oder weil vielleicht in Folge der Einverleibung von grünem Thee, 
von herben Früchten oder von tanninhaltigen Arzneimitteln Gerbsäure oder 
Gallussäure an den Applikationsstellen des Giftes vorhanden ist. Man thut 
immer am Besten, das Eisenoxydhydrat in fraetionirten Dosen von 10 zu 
10 Minuten oder in längern Intervallen so lange fortzugeben, bis die Er- 
scheinungen der örtlichen Intoxikation gänzlich verloschen sind, oder bis 
das Eisenoxydhydrat mit den Fäces reichlich zum Vorschein gelangt, wenn 
dasselbe in die ersten Wege gegen die Residuen des Arseniks gegeben wurde. 
8.105. 2. Magnesiahydrat. Diese Substanz, welche von 
Bussy*) 1846 als Antidot gegen Arsenik empfohlen wurde, erheischt, 
wie das Eisenoxydhkydrat, eine sorgfältige Zubereitung. Man erhält ein 
brauchbares Präparat, wenn man einen grossen irdenen Schmelztiegel zur 
Hälfte mit kohlensaurer Magnesia füllt und in einem passenden Ofen bis 
zum Dunkelrothglühen des Bodens erhitzt, wobei der Inhalt des Tiegels 
mit einem eisernen Spatel fleissig umgerührt wird. Indem durch die Hitze 
das Wasser und die Kohlensäure der Magnesia ausgetrieben werden, ent- 
steht in dem Tiegel nicht selten eine Art von Aufwallen der erdigen Masse, 
wobei dieselbe leicht fortgeschleudert wird, wenn das Umrühren mit dem 
Spatel nicht fleissig geschieht. Man lässt den Tiegel so lange der Hitze 
ausgesetzt, bis eine Probe der Magnesia mit Salzsäure zusammengebracht, 
keine Kohlensäure mehr entwickelt, worauf der Inhalt des Tiegels nach 
dem Abkühlen in einem gut geschlossenen Gefässe sorgfältig aufbewahrt 
wird. Das Präparat, welches in dieser Weise erhalten wird, stellt schwach 
caleinirte Magnesia dar, welche, mit Wasser vermischt, sich leicht in 
Magnesiahydrat verwandelt, und dergestalt gegen arsenige Säure anwend- 
bar ist. Mit dem Wasser stellt die calcinirte Magnesia gar leicht eine 
gelatinöse Flüssigkeit dar (1 Drachme Magnesia auf 2 Unzen Wasser), 
welche ganz besonders geeignet ist in Berührung mit der arsenigen Säure, 
dieselbe in basisch magnesiasaure umzuwandeln. Letzteres Salz scheint 
aber in den Flüssigkeiten des Magens und Darms eben so unlöslich zu 
sein, als das analoge Eisensalz, welches bei dem Zusammenkommen von 
Arsenik und Eisenoxydhydrat entsteht. Will man die schwach. caleinirte 
Magnesia statt Eisenoxydhydrat bei Vergiftungen mit Arsenik anwenden, 
so gibt man dieselbe, wo nöthig nach vorausgeschicktem Brechmittel mit 
Wasser angerührt in fraktionirten Dosen und in grössern oder geringern 
Zeitintervallen so lange fort, bis die durch das Gift veranlassten Intoxika- 
tionsphänomene nachlassen und bis die Magnesia, wenn sie in die ersten 
Wege gegeben wurde, mit den Fäces zum Vorschein gelangt. Bei rich- 
tiger Anwendung wirkt aber das Antidot nach den Untersuchungen von 
Bussy, Schuchardt*) u. A. und nach mehrfachen Erfahrungen am 
Krankenbette rasch und entschieden auf das Gift ein und verdient daher 
neben dem Eisenoxydhydrat als Gegengift gegen Arsenik alle Beachtung. 
Wie die schwach caleinirte Magnesia als chemisches Antidot gegen 
arsenige Säure sich wirksam erweist, ebenso und noch entschiedener 
  
*) Compt. rend. tom. XXI. p. 845. 
*) B. Schuchardt, Untersuchungen über die Anwendung des Magnesiahydrats als 
Gegenmittel gegen arsenige Säure und Quecksilberchlorid. Göttingen 1852. 8. 
 
	        
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