Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Eintheilung der Gifte, 69 
scheinungen von Stupor, Krampf, Convulsionen, Paralyse u. s. w., ohne 
eine Spur von Entzündung und Exulceration zu RENUPN., Fe: somit ist 
klar, dass derselbe Arsenik, welchen wir eben als reizendes Gift kennen 
lernten, unter andern Umständen als nark otisches Gift an vermag. 
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&. 116. Kann über die Schwächen einer Klassification der Gifte 
nach der Phänomenologie ihrer W kein Zweifel sein, so drängt 
sich jetzt die HB rage auf, ob nicht eine Eintheilung der Gifte nach den 
Wirkungen auf pathogenetischer Grundlage zu beschaffen ist. 
Wie bereits oben ausgeführt wurde, gehören die Gifte zu den schäd- 
lichen Potenzen, zu den Noxen, welche m Wechselverkehre mit dem le- 
benden Organismus Alterationen schaffen, denen zufolge Funktionsstörun- 
gen und Leiden, Krankheit und Tod eintreten können. Untersucht man 
diese Hergänge genauer, so stellt sich heraus, dass die primäre Alteration 
entweder durch den Confliet der Noxe mit dem Nervensysteme (Solida), 
oder durch den Confliet der Noxe mit den Flüssigkeiten (Humores) des 
Körpers zu Stande a a ist klar, dass solidarpathologische und 
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humoralpathologische Gifte vorkommen, dass es ebensowohl Gifte gibt, 
welche ihren Angriff et Oo: Nervensystem ric A und dasselbe alte- 
riren, als auch solche Gifte, welche ihren Angriff gegen das Blut und die 
übrigen Flüssigkeiten des Körpers richten und die eselben durch Entm ischung 
alteriren. Somit ist es en aue h zulässi; rven- und Blutgiften, 
von neurotischen unc N Al lterantien zureden und 
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der That zur Ülassifiealion )en verwendbar zu sein. Die Nervengiite, 
er als Nervenaltera bezeichnele, schaffen aber 
im Conflicte mit dem. Thierkörper .eine ration .des Nervensy- 
stems, die sich nicht selten als pure Neurose kund gibt... Zu denselben 
gehören z.B. alle giftigen Alkoloide, die in der That bald Narkose (Opium), 
bald Tetanus. (Strychnin), bald Formikaton (Delphinin), bald Anästhesie 
(Akonitin), bald Krampf und Convulsionen (Pikrotoxin), bald Paralyse (Ni- 
cotin, Curara) veranlassen. Diesen gegenüber sind die Blutgifte zu unter- 
scheiden, die man im Gegensatze zu den Nervenaltera niien am be- 
sten als antiplastische Alterantien bezeichnen kann. Auch diese 
Gifte veranlassen im "Confliete mit dem Tlıierkörper Alteration, aber nicht 
zunächst und primär in der Sphäre des Nervensystems, sondern offenbar 
in den Materialien der thierischen Flüssi »n und der vegetativen Ge- 
webselemente, auf welche sie chemisch einwirken und somit die legitimen 
Metamorphosen der genannten Theile behindern. Zu diesen Giften gehö- 
ren z. B. die Metailsalze, die Laı on, tanninhaltigen Gifte und 
vieles Andere, was bei dem Eingriff: n Thierkörper bald Entmischung 
der Säfte und Dyskrasie, bald Eirinie) hung der vegetativen Gewebstheile, 
Ernährungsstörung, Ver: älzung u. a. m. zu Stande bringt. 
welche schon J. Müll 
  
   
    
  
  
  
  
  
  
Was dieser Eintheilung der Gifte nach ihrer Wirkung. auf der Grund- 
lage der Pathogenese besondern Werth verleiht, das ist der ‚Ums tand, dass 
sie nicht an variable und wandelbare Verhältnisse anknü ipft wie es die 
Eintheilung der Gifte nach der Phänomenologie ihrer Wi irkungen zu thun 
genöthigt ist. Das Einzige, was man gegen eine solche pathogenetische 
Classification der Gifte erheben kann, das ist die Schwierigkeit i ihrer Durch- 
führung. Indessen ist dieselbe bei dem heuti tigen Stande der Wissenschaft 
nicht so gross, als sie aussieht. Bei guten chemischen und physiologi- 
schen Kenntnissen lässı sich schon heute bei der Mehrzahl der Gifte über 
ihre Stellung in der pathogenetischen Classifieation mit Leichtigkeit ent- 
  
  
 
	        
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