Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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$. 123. Wurden Gifte, als z. B. Säuren, Laugen, ätzende Metallsalze 
u. dgl. mit der Speiseröhre in Contact gesetzt, so resultiren zuweilen Ent- 
zündungen, Exulcerationen, Vernarbungen, Indurationen, Verengerungen, 
Erweichungen und andere Leiden der Speiseröhre, welche unter den Er- 
scheinungen von Dysphagie und andern Symptomen die Elimination der 
Gifte zuweilen recht lange überdauern und der vollständigen Genesung 
entgegentreten. Wahrscheinlich können ähnliche Leiden der Speiseröhre 
aber auch von Seiten des Blutes durch mancherlei Gifte entstehen, ob- 
wohl es bis jetzt nicht gelungen ist, derartige Vorkommnisse mit Sicher- 
heit darzulegen. 
Wurde der Magen durch Gift, als z. B. durch Arsenik, Metallsalze, 
starke Säuren und Laugen, oder durch reizende organische Substanzen 
u. dgl. in leidenden Zustand versetzt, so können nach der Entfernung der 
Gifte und nach Zerstreuung der hauptsächlichsten Intoxikationserscheinun- 
gen zuweilen Indigestionen, Entzündungen, Verschwärungen, Erweichungen, 
Verdickungen, Atonien u. v. a. Leiden zurückbleiben, welche den Menschen 
nicht selten in der allerfatalsten Weise berühren und der vollständigen 
Genesung entgegentreien. Ebenso ist es aber auch wahrscheinlich, dass 
bei constitutionellen Vergiftungen von Seiten des Blutes der Magen zuwei- 
len in einen leidenden Zustand versetzt wird, welcher noch lange fortbe- 
steht, nachdem das Gift und die hauptsächlichsten Erscheinungen der con- 
stitutionellen Intoxikation lange getilgt sind. 
Wirkten die Gifte auf den Darmkanal ein, indem sie von oben oder 
von unten her eingeführt wurden, so können Entzündungen, Exulceratio- 
nen, Vernarbungen, Erweichungen, Verdickungen, Atonien, Spasmen, 
Diarrhöen u. v. a. Leiden des Darmrohrs entstehen, die nach der Besei- 
iigung der Gifte nicht selten lange verharren und die Genesung ent- 
sprechend verzögern. Nicht minder scheinen aber auch von Seiten des 
Blutes in dem Darmrohre durch Gifte mancherlei Affectionen erzeugt zu 
werden, die nach Beseitigung der Gifte lange Zeit fortbestehen und die 
Tilgung der constitutionellen Intoxikation lange überdauern. 
$. 124. Auch an den innern Organen, welche mit den Giften keines- 
wegs in unmittelbare Berührung treten, können die verschiedensten Resi- 
duen der Intoxikationen haften bleiben und der vollständigen Genesung 
sich hartnäckig widersetzen. So kann es vorkommen, dass an dem Ske- 
lette entzündliche und andere Affeetionen der Beinhaut, cariöse und ne- 
krolische Zerstörungen, atrophische Veränderungen des Knochengewebes 
und des Markes aufkommen und nach der Entfernung der Gifte noch lange 
bestehen. So kann es sich ereignen, dass der Tonus und die Innervation 
der Muskulatur bei Vergiftungen auffallend geschwächt werden und in ei- 
nem solchen Zustande verbleiben, nachdem das Gift beseitigt ist und die 
hauptsächlichsten Intoxikationserscheinungen getilgt sind. So kann es sich 
ereignen, dass die Umhüllungen. des Nervensystems oder die eigentlichen 
Substanzen des Nervensystems im Laufe der Intoxikationen mannigfach 
verändert werden und dass nach Elimination des Giftes und nach Zer- 
streuung der hauptsächlichsten Intoxikationserscheinungen Schwindel, 
Kopfschmerz, Gedächtnisschwäche, Gedankenflucht, Schlaflosigkeit, oder 
Schläfrigkeit, Algien, Spasmen, Anästhesien, Paralysen, Störungen der 
Sinnesfunktionen u. v. a. zurückbleiben und den Ausgang in völlige Gene- 
sung behindern. So kann es sich ereignen, dass an dem Herzen und dem 
Circulationsapparate in Folge der Giftwirkungen Klappenfehler, Entzündun- 
gen, Atonien, Spasmen und andere Affectionen erwachsen und nach Be- 
seitigung des Giftes dem Ausgange der Intoxikation in völlige Genesung 
 
	        
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