Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
Entzündung der Parotis, 01 
besondere Wahrnehmung oder nur ein mässiges Schmerzgefühl in der 
Parotisgegend und Hinderung bei der Bewegung des Unterkiefers empfin- 
den. In andern Fällen hingegen (besonders wenn die Parotitis im Ab- 
nahmsstadium der ursprünglichen Krankheit auftritt), sind die Beschwerden 
ähnlich wie bei der idiopathischen Form. Der Schmerz und die Span- 
nung sind bedeutend, das Oeffnen des Mundes erschwert oder unmöglich, 
manchmal treten selbst suffocative Anfälle, Congestionserscheinungen ge- 
gen den Kopf, Delirien ein. Die Parotitis kann in jeder Periode der ur- 
sprünglichen Krankheit auftreten, manchmal geschieht dies schon nach we- 
nigen Tagen, ein anderesmal auf der Höhe der Krankheit, oder während 
ihrer Abnahme. In manchen Fällen gehen dem Erscheinen derselben 
Frostanfälle, Zunahme des Fiebers, pyämische Symptome und Ablagerun- 
gen in andern Organen vorher, in andern bildet sie sich unbemerkt und 
ohne wesentliche Aenderung des vorhandenen Krankheitszustandes aus. 
Ihre Rückwirkung auf diesen ist auch durchaus nicht so bedeutend, als 
häufig geglaubt wird, mit oder ohne Parotitis kann der Typhus, das Puer- 
peralfieber, der Scharlach oder eine andere Krankheit günstig oder un- 
günstig verlaufen, und es ist in keinem Falle gerechtfertigt, die Parotiden- 
bildung als eine kritische Erscheinung zu betrachten. So wurde die Parotilis 
in verschiedenen Epidemieen einer und derselbenKrankheit, theils als gün- 
stiges, iheils als ungünstiges Symptom beobachtet, je nachdem eben 
jene mehr zum gutartigen oder bösartigen Verlaufe hinneigten. 
Der Verlauf und die Dauer der metastalischen Parotitis hängt über- 
wiegend von dem Charakter und Verlauf der zu Grunde liegenden Krank- 
heit ab, sie verläuft manchmal binnen wenigen Tagen, während sie sich 
in andern wochenlang hinzieht, und erst später auf eine oder die andere 
Weise endet. 
Der Ausgang ist nicht selten Zertheilung, die schnell oder träge er- 
folgen kann. Häufig aber neigen solche Fälle zur Suppuration, es bil- 
den sich ein oder mehrere Eiterherde, die sich nach aussen oder in den 
Gehörgang eröffnen — oder das ganze Gewebe der Drüse vereitert, was 
meist nur in lödtlichen Fällen beobachtet wird. Dasselbe gilt von dem 
Ausgange in Verjauchung, der ebenfalls nur eine Folge des schweren und 
ungünstigen Verlaufs der ursprünglichen Krankheit ist. In manchen Fäl- 
len bilden sich Blutgerinnungen in der Vena jugularis und ihren Zweigen, 
selbst bis in die Sinus des Gehirns, die tinier Umständen eitrig zerflies- 
sen können, und so zur nächsten Todesursache werden. Verhärtung und 
bleibende Hypertrophie scheint bei diesen Formen nicht, oder nur äus- 
serst selten vorzukommen. Oft genug erfolgt der Tod unter den der Grund- 
krankheit zukommenden Symptomen, ehe die Parotilis einen oder den an- 
dern Ausgang nehmen konnte. 
PROGNOSE. 
140. Die Prognose ist bei der idiopathischen und secundären Pa- 
rolilis fast ohne Ausnahme günstig. Tödtiche Fälle der ersteren unter 
Gehirnerscheinungen, durch Suffocation oder Pyämie gehören zu den Selten- 
heiten. Auch die oben angegebenen Nachkrankheiten kommen im Allge- 
meinen selten vor. Häufig entscheidet der Charakter der Epidemie über 
die Schnelligkeit und Art des Verlaufs, die Heftigkeit der Erscheinungen, 
und zum Theile über die Art des Ausgangs. Bei der metastalischen Paro- 
tilis hängt die Prognose wesentlich von der Intensität und dem Verlauf 
der ursprünglichen Krankheit ab. Parotiden, die im Beginne oder auf 
der Höhe des Typhus oder einer andern schweren Krankheit erschei- 
nen, werden nicht mit Unrecht als ein gefährliches Symptom angese- 
 
	        
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