Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
09 Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle. 
hen, weil sie eben alle Gefahren des weitern Verlaufes theilen, während 
solche, die im Abnahmsstadium und gleichzeitig mit dem Nachlasse der 
wichtigsten Symptome erscheinen, in der Regel günstig verlaufen und dess- 
halb als gute prognostische Erscheinungen betrachtet werden. Doch kann 
auch in solchen Fällen der Tod durch Vereiterung und Verjauchung der 
Drüse erfolgen und die Parotitis kann selbst zum Ausgangspunkte pyämischer 
Erscheinungen werden. Wo solche gleichzeitig mit der Parotitis und durch 
dieselbe Ursache bedingt, oder als Folge der suppuraliven Parotisentzün- 
dung auftreten, ist die Prognose nothwendigerweise eine ungünstige. — Das 
plötzliche Einsinken oder Lividwerden der Parotisgeschwulst mit gleichzei- 
tig eintretenden Hirnerscheinungen oder andern schweren Symptomen wird 
als ein lethales Symptom angesehen, was allerdings begründet ist, nur ist 
das plötzliche Collabiren der Geschwulst Folge und nicht Ursache der un- 
günstigen Wendung, die die Krankheit genommen. 
BEHANDLUNG. 
$. 141. Die Parotitis wird auf dieselbe Weise, wie andere Drüsen- 
und Zellgewebsentzündungen behandelt. Die Furcht, durch irgend eine 
Art der Behandlung die Bildung von Metastasen zu begünstigen, ist eine 
ganz unbegründete, und darf nie abhalten, jene Mittel anzuwenden, die 
überhaupt durch den Symptomencomplex indieirt sind. 
Bei der idiopathischen Form ist in der Regel das diätelische Verfah- 
ren vollkommen ausreichend , da die Heilung auf spontane Weise erfolgt. 
Man schützt die Kranken vor jederErkältung, da sonst sich die Zertheilung 
verzögert, selbst Induralion eintreten kann, lässt sie desshalb das Bett 
hüten, gibt warme Cataplasmen, Kräutersäckchen, da die Zertheilung durch 
die Wärme befördert wird; in leichten Fällen reicht blosses Bedecken der 
Geschwulst mit einem Leinwand- oder Flanelllappen, Einreibungen von Ol. 
Olivar., Ol. Chamomillae hin. Eine innere Behandlung ist keineswegs noth- 
wendig, doch kann man zweckmässig im Beginne und bei vorhandenen 
fieberhaften Erscheinungen leichte Ableitungen auf den Darmkanal, kühlende 
Salze, später diaphoretische Mittel: warme Getränke, Thee, Pulvis Doweri, 
endlich leichte Hautreize: heisse Fussbäder, Senfteige anwenden. Ist die 
entzündliche Anschwellung und der Schmerz bedeutend, so setzt man eine 
entsprechende Anzahl Blutegel in der Umgebung der Geschwulst oder 
macht bei bedeutender Spannwmg einige tiefere Einschnitte, (doch sind in 
der Mehzahl der Fälle Blutentziehungen vollkommen entbehrlich), und gibt 
stärkere Purgantia. Allgemeine Blutentziehungen sind nur bei heftigen 
Congestionserscheinungen gegen das Gehirn, wenn sie der Application der 
Kälte nicht weichen, gerechtfertigt. Brechmittel von Hufeland und Hey- 
felder empfohlen, sind überflüssig. Consensuelle Anschwellungen der 
Sexualorgane werden auf ähnliche Weise behandelt. In der Regel reicht 
körperliche Ruhe, Unterstützung des Serotums, Einwicklung desselben, 
oder warme Tücher und Cataplasmen zur Heilung aus, nur bei stärkerem 
Schmerze legt man Blutegel, bei zögernder Resorption macht man die 
Involution mit Heftpflasterstreifen nach Fricke, wie bei der Epididymitis 
gonnorrhoica, oder man reibt, wenn diese nicht vertragen wird, Ouecksil- 
ber- oder Jodsalbe ein. 
Geht die Parotitis in Eiterung über, so wird der Abscess zeilig ge- 
öffnet, und die weitere Schmelzung durch Cataplasmen befördert. Zeigt 
die Geschwulst keine Tendenz zur Zertheilung, oder tritt Induration ein, so 
müssen Einreibungen von Jod- oder Quecksilbersalbe und der innere Ge- 
brauch des Jod, Bepinselungen mit Jodtinetur, reizende Linimente mit Am- 
monium, Campher, Vesicatore , die Compression der Geschwulst angewen- 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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