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Catarrhalische Entzündung. 3
gleichmässige, am weichen Gaumen, der Uyula und der hintern Rachen-
wand sind dagegen nebst der gleichmässigen Röthung gewöhnlich die baum-
förmigen Verästelungen der wie injieirt erscheinenden feinern Venen-
zweige bemerklich; seltener ist die Röthe fleckig zerstreut. Die ergriffene
Schleimhaut ist etwas angeschwollen, ihre Temperatur erhöht, Röthung und
Schwellung erreichen an jenen Schleimhautstellen, die ein reichliches un-
terliegendes Bindegewebe und grössere Laxität besitzen, einen viel höhe-
ren Grad, als an solchen, die straffer über feste Theile gespannt sind, wie
am harten Gaumen, wo sie gewöhnlich unbeträchtlich sind. Die Oberfläche
der Schleimhaut ist im Beginne weniger feucht, selbst trocken , weiterhin
von einem etwas zäheren, farblosen Secrete bedeckt, welches allmählich
eine weissliche, weissgelbliche, gelblichgrüne Beschaffenheit annimmt, jedoch
gewöhnlich nur an der hintern Rachenwand, den Tonsillen, seltener am wei-
chen Gaumen mehr oder weniger fest anklebend bemerklich ist. Ist die Uvula
ergriffen, so erscheint sie stärker glänzend, angeschwollen, wie serös in-
filtrirt, und oft so verlängert, dass ihre Spitze die Zungenwurzel berührt und
sich auf derselben nach hinten oder nach vorn umkrümmt. Die Tonsillen
sind vergrössert, treten aus ihrer Höhle hervor, ihre Drüsenöffnungen sind
erweitert und sondern eine zähe, farblose Flüssigkeit, bei langer Dauer
eine gelbliche, eiterartige Masse ab. Ist die Zunge ergriffen, so erscheint
sie vergrössert, breiter, häufig an den Rändern die Eindrücke der Zähne
zeigend, an derOberfläche von einer verschieden dieken, und verschieden
gefärbten Schleimlage bedeckt, ihre Papillen besonders an der Spitze und
Basis geröthet, geschwollen, erigirt. An den Lippen erscheinen die Drü-
sen als hirsekorn- bis stecknadelkopfgrosse, perlmutterartig glänzende Bläs-
chen geschwellt und von einem Gefässkranze umgeben.
$. 4. Bei der chronischen Form ist die Röthe eine mehr dunkle, ins
Bläuliche, Bräunliche spielende, oder die Schleimhaut ist blass und von
varicös erweiterten Venen durchzogen. Sie ist verdickt, uneben, selbst (am
Pharynx) von drusigem Ansehen, und besonders an den hinteren Thei-
len stellenweise von einem weissen, gelblichen oder grünlichen puriformen
Secreie bedeckt. Die Uyula ist verlängert und schlaff, die Tonsillen ver-
grössert, auf der Oberfläche grubig uneben, aus den Mündungen der er-
weiterten Follikel entleert sich manchmal spontan und durch Druck eine
dicke eitrige Flüssigkeit, oder sie erscheinen durch gelbliche käsige Pfröpfe
verstopft.
Die catarrhalische Entzündung befällt nur selten die ganze Mundhöh-
lenschleimhaut, am häufigsten ist sie bloss auf den hintersten Theil,
die Schleimhaut der hintern Rachenwand, des weichen Gaumens, der
Uvula und der Tonsillen beschränkt, und umfasst als solche die leichtern
Fälle der Angina pharyngea und tonsillaris. Seltener wird die Schleim-
haut des harten Gaumens, die derZunge, der Wangen und des Zahnfleisches
für sich allein ergriffen. Die Entzündung kann sich auf die Schleimhaut
des Oesophagus, des Larynx, der Eustachischen Ohrtrompete und auf die
Nasenschleimhaut weiter verbreiten.
AETIOLOGIE.
$. 5. Die catarrhalische Entzündung ist entweder eine primäre oder
secundäre Krankheitsform, in beiden Fällen kann sie entweder acut oder
chronisch auftreten.
Die primäre (idiopathische) Form entsteht am häufigsten durch ath-
mosphärische Einflüsse: Verkühlung, Durchnässung. Sie befällt als solche
vorzugsweise die hinteren Rachengebilde, oder sie wird durch mechani-
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