Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

164 Bamberger, Krankheiten‘ des Digestionstractus. 
Sprachgebrauch der „Instinet der Massen“ wohl ohne sich des eigentlichen ecki 
Grundes bewusst zu sein, den Namen Magenkrampf gewählt. Diese krampf- Kur 
hafte Contraction der Magenmuskularis gibt sich unzweifelhaft zu erkennen 
durch das meist gleich im Beginn des Anfalls eintretende Erbrechen, welches cfal 
auch während desselben fast; steis erfolgt, sobald etwas genossen wird, durch ih 
die eingesunkene Beschaffenheit und den verringerten Schall der Magengegend, Ta 
die auf eine Raumverkleinerung des Magens "schliessen lassen und in man- 
chen speciellen mit Hypertrophie der Magenhäute verbundenen Fällen durch Kr 
die sichtbaren wurmförmigen Bewegungen derselben. — In welcher Be- ; 
ziehung steht die Muskelcontraction zum Schmerze? Offenbar ist in der jed 
Mehrzahl der Fälle der letztere das Bedingende, aus welchem die erstere sie 
durch Reflex von den sensiliven auf. die motorischen Nerven zu erklären eyoe 
ist, doch scheint es auch Fälle zu geben, in denen die durch anderweilige Yan 
Gründe bedingte, stärkere Contraction der Muskelhaut secundär erst den fard 
Schmerz hervorruft, ähnlich wie dies auch bei andern 'muskulösen Gebil- has 
den, insbesondere am Uterus und dem Darmkanal der Fall ist. Dies dürfte Tab 
besonders für die Erweiterung des Magens mit Hypertrophie seiner Wan- von 
dungen gelten, bei welchen die sichtbaren Contractionen derselben sehr der 
häufig von Schmerzempfindungen begleitet sind. i 
  
  
$, 53. Die Ursachen der Cardialgie sind äusserst mannigfaltig. Nicht al 
sowohl der Nervenreichthum des Organs, in welcher Beziehung dasselbe 
von vielen andern übertroffen wird, als die vielfachen Beziehungen desselben 
zum Lebensprocesse überhaupt und zu vielen Organen insbesondere, die 
häufige Berührung mit schädlich wirkenden Potenzen der Aussenwelt, er- 
klären das vielfache Ergriffenwerden seiner sensitiven Sphäre. Im Allge- 
meinen lässt sich die ursächliche Begründung der Cardialgie übersichtlich hä 
in folgende Reihen bringen: de 
  
  
8.54. 1. Cardialgie durch Anomalieen des Mageninhalts. 
Diese können sowohl auf von aussen eingeführten Nahrungs- und andern Stof- br 
fen ihren Umsetzungs- und Gährungsproducten beruhen, als auch durch ab- Von 
norme Beschaffenheit der inguilinen Säfte, durch heterogene, aus dem Organis- ” 
mus stammende Substanzen bedingt sein. Die schädliche Wirkung kann sowohl 
bei übrigens gesunder als pathologisch veränderter Textur der Magenhäute 
erfolgen; je mehr das letztere der Fall ist, desto leichter werden selbst 
durch geringe Veranlassungen dieser Art die Erscheinungen der Cardialgie 
hervorgerufen. 
Unter den von aussen eingeführten Stoffen ist die abnorme Beschaffen- 
heit und Menge der Nahrungsmittel besonders zu berücksichtigen. Schon die 
übermässige Menge derselben an und für sich bringt häufig Magenschmerz, 
seltener jedoch bei übrigens normaler Textur, Magenkrampf hervor. Ver- 
dorbene Nahrung hingegen, extreme Hitze oder Kälte derselben, ranzige, 
übermässig scharfe, saure, salzige, gährende Beschaffenheit kann den letz- 
teren unter allen Umständen hervorrufen. Auch die Indiosynerasie kömmt 
hier in Betracht. Völlig unschädliche Nahrungsmittel einer bestimmten Art 
rufen bei gewissen Personen constant cardialgische Symptome hervor; bei 
krankhafter Beschaffenheit der Magenhäute ist dies eine gewöhnliche Er- 
scheinung, doch kömmt sie auch bei völlig unversehrter Beschaffenheit der- 
selben vor. J. Frank und Andral haben mehrere Beispiele dieser Art ge- 
sammelt. 
Eine gleiche Wirkung kömmt fremden Körpern zu, die absichtlich 
oder zufällig verschluckt wurden, insbesondere, wenn sie durch ihre me- 
chanische oder chemische Beschaffenheit die Magenhäute reizen, wie 
  
  
 
	        
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