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Cardialgie. 165
eckige, spitze Knochenstückehen, Fischgräten, Steine, Nadeln, Obstkerne,
Kupfermünzen u. S. W.
Endlich werden Cardialgieen durch giftige und medicamentöse Sub-
stanzen hervorgerufen, wie concentrirte Säuren und Alkalien, Brech- und Ab-
führmittel, salinische und scharfe Medicämente. (Am häufigsten durch
Tartarus stibiat., Sublimat, grössere Gaben von Nitrum, Salmiak, Digitalis.)
$. 55. Unter den aus dem Organismus selbst stammenden Secreten und
Krankheitsprodukten zeigen sich am häufigsten als Ursachen der Cardialgie:
Abnorme Beschaffenheit des Magensaftes, insbesondere übermässige
Acidität desselben. Die Cardialgie ist in solchen Fällen gewöhnlich mit
einem brennenden Gefühl längs des Oesophagus (Pyrosis), Aufsteigen einer
sauern Flüssigkeit in den Mund, Erbrechen von sauren Massen verbunden.
Manche Schriftsteller betrachten die Pyrosis als eine eigene Abart der
Cardialgie. *) Ferner: übermässige Mengen herabgesckluckten Speichels,
besonders wenn derselbe mit fremden Stoffen imprägnirt ist, wie beim
Tabakrauchen, Kauen scharfer Substanzen ; Regurgitation grösserer Mengen
von Galle in der Magenhöhle, Ansammlung von Gas in derselben, beson-
ders wenn dasselbe durch Zersetzung noch im Magen verweilender Sub-
stanzen gebildet wurde, blutiger Inhalt der Magenhöhle, wenn derselbe
durch Zerreissung der Magengefässe selbst entstanden, herabgeschluckt
oder durch abnorme Communicationen des Magens mit andern Organen
in denselben gelangt ist, Enthelminthen (Ascaris und Taenia) wenn sie in
den Magen emporsteigen, doch können beide auch auf dem Wege des
Reflexes von ihrem ursprünglichen Aufentshaltorte aus Cardialgie erzeugen.
8.56. 2.Cardialgiedurch Texturveränderungen derMagen-
häute. Obenan steht hier das runde oder perforirende Magengeschwür, und
die nach demselben zurückbleibenden Narben ohne Zweifel die häufigsten Ursa-
chen der hefligsten Cardialgieen. Zunächst reiht sich an dasselbe der Krebs in
seinen verschiedenen Formen, dann diehämorrhagischen Erosionen der Magen-
schleimhaut und die seltenen tuberculösen Geschwüre derselben. Polypöse
Vegetationen, fibroide Knoten, Teleangiectasien scheinen für sich allein kaum je-
*) Der Pyrosis scheint meist eine abnorme. Reizung der sensiblen Magen- und
Oesophagusnerven von Seite der Ingesta und Magencontenta zu Grunde zu liegen,
selbstständige Innervationsstörung‘. dürfte hier kaum vorkommen. Sie ist eine
häufige Begleiterin fast aller Krankheiten des Magens bei denen die Secretion des-
selben verändert ist,. vorzugsweise wo der Inhalt desselben abnorm sauer
erscheint. Bei Branntweintrinkern, bei solchen die Thee und Kaffee‘ im Ueber-
maass geniessen, hängt die Pyrosis von dem durch den Missbrauch dieser Ge-
tränke erzeugten Magencatarrh ab. Als vorübergehender Zustand. kommt. das
Sodbrennen vor: nach’ dem Genusse sauerer Nahrungsmittel, sauerer Weine, nach
fetten , ranzigen Speisen, nach Rauchen von starkem Tabak, , bei Indigestion, auch
nach dem Genusse zucker- und amylumhaltiger Nahrung, die bei schwächerer Ver-
dauung leicht zur. Säurebildung Veranlassung gibt..
Die Behandlung der Pyrosis fordert daher Berücksichtigung der zu Grunde
‘ liegenden Magenkrankheit, Entfernung schädlicher Nahrungsmittel und Gewohn-‘
heiten, Entfernung der im Magen angehäuften unverdauten Stoffe, Neutralisation
des sauern Mageninhalts durch Magnesia usta und carbonica, Conchae praeparat.
Lapides Canerorum, kohlensaures Natron und Kali, Kalkwasser, Veränderung des
Mageninhalts durch Trinken von kaltem Wasser, Hebung der Verdauung durch
bitlere und aromatische Mittel, Rheum, Quassia, Calamus, Absynthium u. s. w. Er-
wähnt sei auch noch das Pemberton’sche Mittel (!/, Gr. Opium mit 10 Gr. Gummi
3 3mal täglich) über dessen Wirksamkeit ich jedoch keine eigene Erfahrung
besitze,