Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

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8 Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle; 
gen und des harten Gaumens gehören in das Gebiet der Chirurgie und 
können hier nicht näher berücksichtigt werden. Dagegen ist die phleg- 
monöse Entzündung der Rachengebilde in klinischer Beziehung ihrer Häu- 
figkeit und Wichtigkeit wegen von besonderem Interesse. Sie betrifft 
manchmal nur einzelne Theile; so sind häufig die Tonsillen allein oder 
vorzugsweise der Sitz der Krankheit (Tonsilliis, Amygdalitis, Cynanche, 
Angina tonsillaris) oder sie ist nicht nur über diese, sondern auch über 
den weichen Gaumen, die vorderen und hinteren Gaumenbögen (Hyperoi- 
‚ tis) die Uvula (Staphylitis) und die hintere Rachenwand (Pharyngitis) aus- 
gebreite. Dabei können diese Theile in verschiedenen Graden ergriffen 
sein, so dass an einigen derselben die erythematöse, an anderen die 
phlegmonöse Form überwiegt. Gewöhnlich ist diess letztere an den Ton- dies 
sillen der Fall, während die übrige Schleimhaut sich im Zustande des wur 
Catarrhs befindet. Im Ganzen ist die phlegmonöse Form nur als ein hö- Un! 
herer Grad der catarrhalischen oder erythematösen anzusehen und lässt der 
sich wie bereits oben bemerkt, von ihr keineswegs strenge scheiden. Sel 
ANATOMISCHER CHARAKTER. 
$. 13. Bei der phlegmonösen Form ist nicht nur die Schleimhaut len 
oberflächlich entzündet und zeigt die bei der erythematösen Form ange- EB sc 
gebenen Veränderungen, sondern es ist auch das submucöse Zellgewebe 
von einem in höherem oder geringerem Grade gerinnfähigen, plastischen 
Exsudate infiltrirt. Dadurch wird ein beträchtlicher Grad von Schwellung, 
Verdickung und Volumszunahme der ergriffenen Theile bedingt, wodurch 
sich aber diese Form von der einfachen Flächenenizündung (Catarrh) un- j 
terscheidet. Diese Eigenschaften zeigen sich begreiflicherweise an jenen | 
Organen am auffallendsten, deren submucöses oder interstitielles Gewebe 
mächtig ist, daher insbesondere an der Uvula, dem weichen Gaumen und 
ganz besonders an den, aus zahlreichen Drüsenschläuchen und einem rei- 
chen Bindegewebslager bestehenden Tonsillen. i 
Bei der acuten Tonsillitis ist die Drüse in verschiedenem Grade bis 
um das 2—3fache ihres Normalvolums und selbst noch mehr angeschwol- 
len und vergrössert, die Oberfläche ist hell oder dunkel geröthet und in- E Eat 
Jieirt, von. einem zähen, klebrigen, weissen, gelblichen oder schwachröth- dis 
lichen Schleim bedeckt. Ihr Ansehen ist der acinösen Struetur entspre- Anl 
chend, höckrig, uneben; nach öfters vorausgegangenen Entzündungen zei- spe 
gen sich, den vereiterten und herausgefallenen Drüsenschläuchen entspre- 
chend, grubige Vertiefungen. Das Bindegewebe, durch welches die ein- | 
zelnen Drüsenhaufen der Tonsillen mit einander verbunden werden, ist ge- E Ve 
schwellt und von einem in verschiedenen Graden faserstoffreichen klebri- v 
gen, blassröthlichen Exsudate durchtränkt, welches weiterhin oft eitrig 
zerfliesst und einen oder mehrere verschieden grosse, unregelmässige 
Abeesse bildet, deren Eiter sich gewöhnlich an der Oberfläche der Ton- 
sillen in dieMundhöhle ergiesst, seltener sich zwischen das Halszellgewebe 
senkt. Die Höhle der, die Drüse zusammensetzenden Follikel ist erweitert 
und enthält eine zähe, schleimige, oder schleimig-blutige, im weiteren 
Verlaufe eiterarlige Masse, die nicht sellen zu mürben, zerreiblichen, 
höchst unangenehm riechenden gelblichen, käsigen Klümpchen vertrock- 
net, die oft schon bei der äusseren Besichtigung an der Oeffnung der 
erweiterten Ausführungsgänge, als stecknadelkopfgrosse, gelbliche, fest- 
sitzende Punkte erscheinen, die sich durch Druck herauspressen lassen, 
oder in zusammenhängender Masse einen grösseren oder kleineren Theil 
der Tonsillaroberfläche überziehen, und dann nicht selten mit eroupösen 
Exsudaten verwechselt werden. 
  
  
 
	        
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