Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
Catarrhalische Entzündung. 9 
Bei der chronischen Tonsillitis ist die Röthung der Schleimhaut ge- 
ringer oder nur auf einzelne Stellen beschränkt, nicht selten sind die Ton- 
sillen (wegen der Verdichtung des submucösen und interstitiellen Gewe- 
bes) blässer als die übrige Schleimhaut. Die Oberfläche ist grubig un- 
eben, das Volumen in verschiedenem Grade vermehrt, das interstitielle 
Gewebe massenreicher und verdichtet, die Drüsen erweitert, manchmal 
selbst mehrere zusammengeflossen mit einer schleimigen, puriformen oder 
käsigen Masse, die manchmal selbst zu festen Coneretionen vertrocknet, 
erfüllt. 
$. 14. An der übrigen Schleimhaut bemerkt man im acuten Stadium 
dieselben Veränderungen, die bei der erythematösen Form angegeben 
wurden, nur ist ihre Anschwellung noch bedeutender. Die Infiltration des 
Unterhautzellgewebes ist eine mehr seröse, wie man diess besonders an 
der verlängerten, verdickten, ödematös angeschwollenen Uvula bemerkt. 
Selten wird hier ein mehr plastisches, eitrig zerfliessendes Exsudat abge- 
lagert, was noch am ehesten an den Gaumenbögen der Fall ist. Die Se- 
cretion ist anfangs unterdrückt, die Schleimhaut mehr trocken, später wer- 
den zähe, schleimige oder puriforme Massen abgesondert. Die secernirten 
Schleimmassen hängen häufig an der hintern Rachenwand oder den Gau- 
menbögen fest an, zeigen manchmal eine gelbliche oder graugelbliche, 
speckähnliche Farbe und können bei oberflächlicher Besichtigung leicht 
für Geschwüre mit speckigem Grunde gehalten werden. 
Im chronischen Stadium ist wie bei der erylhematösen Form eine 
dunkle Röthung oder blässere Färbung, varicöse Beschaffenheit der Ve- 
nen, vermehrte puriforme Secretiion an der Schleimhaut wahrnehmbar. 
Die Schwellung und Verdickung ist um so bedeutender, je öfter der Pro- 
cess dieselben Stellen ergrifl. 
AETIOLOGIE. 
&. 15. Dieselben ätiologischen Momente, welche die erythemalöse 
Entzündung hervorrufen, bedingen bei iniensiverer Einwirkung, bei dazu 
disponirten Individuen, besonders aber nach mehrmals vorausgegangenen 
Anfällen der Krankheit, auch die phlegmonöse Form; jene selbst geht 
spontan, noch häufiger aber, wenn sie vernachlässigt wird in diese über. 
Bei Weitem die häufigste Veranlassung, sind auch für diese Form 
athmosphärische Einflüsse und Verkältungen. Seltener wird sie durch 
Verletzungen, Verbrennungen, scharfe und eorrodirende Substanzen her- 
vorgerufen. Endlich können, obwohl in seltenen Fällen phlegmonöse Ent- 
zündungen und Abscessbildungen im Rachen durch pyämische Krankheits- 
zustände bedingt sein. Im Frühjahre und Herbste, bei feuchter, nasskal- 
ter Witterung, bei plötzlichen Uebergängen der Temperatur, an niedrig 
gelegenen feuchten Orten herrscht sie oft fast epidemisch, gewöhnlich zu- 
gleich mit anderen Schleimhautentzündungen. Sie ist am häufigsten in 
den Jahren der Blüthe, seltener im früheren kindlichen und vorgerückten 
Alter, beim männlichen Geschlechte scheint sie häufiger als beim weib- 
lichen vorzukommen, was wohl von dem Umstande, dass das weibliche 
Geschlecht durch das Unbedecktlassen der Halsgegend gegen athmosphä- 
rische Einflüsse weniger empfindlich ist, sich ihnen übrigens auch weni- 
ger aussetzt, herrühren mag. 
Serophulöse und tubereulöse Individuen, solche, die häufig an Ca- 
tarıhen desLarynx und der Bronchien leiden, die viel sprechen oder sin- 
gen, in einer unreinen, mit Staub und anderen Ausdünstungen und Ei- 
 
	        
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