Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
208 Bamberger, Krankheiten des Digestionsiraelus. 
gensalz zur Bleicolik sind Diarrhöeen vorhanden, die gewöhnlich schmerz- 
haft sind und öfters von Tenesmus begleitet werden; die Stühle zeigen 
eine gelbliche oder grünliche Farbe und enthalten öfters beigemengte 
Schleimmassen. Meist zeigt sich gleichzeitig Verminderung des Appetits, 
Uebligkeiten und Erbrechen, so wie Kopfschmerz, Mattigkeit und allge- 
meines Uebelbefinden. Fiebererscheinungen sind nicht constant und meist 
von geringer Intensität. In manchen Fällen gleichzeitig die allgemeinen 
Erscheinungen der chronischen Kupferintoxication. Die Krankheit endet 
unter einer entsprechenden Behandlung meist in wenigen Tagen mit Ge- 
nesung. Ueber den anatomischen Befund bei der Kupfercolik ist bisher 
nichts bekannt, das Wesen der Krankheit scheint indessen nicht wie bei 
der Bleicolik auf einer reinen Neurose, sondern auf einer durch die un- 
mittelbare Wirkung des Kupfers bedingten Schleimhautentzündung des 
Magens und Darmkanals zu beruhen. — Ueber die nähern Verhältnisse 
der Kupfervergiftung im Allgemeinen siehe den II. Band dieses Werkes 
pag. 147 sgag. 
$. 119. 10. Die Colik der Kinder. Bei etwas älteren Kindern kön- 
nen dieselben Formen der Colik vorkommen, wie bei Erwachsenen, ‘doch 
ist die Mehrzahl derselben im Verhältnisse der geringeren Häufigkeit, mit 
der Kinder den Gelegenheitsursachen sich aussetzen und den .zu Grunde 
liegenden Krankheitsprocessen unterliegen, eine seltene. Die rein nervöse, 
d. i. auf selbstständiger Innervalionsstörung beruhende Form scheint bei 
Kindern gar nie vorzukommen. Die häufigste Begründung der Colik bei 
Kindern ist der abnorme Reiz von Nahrungsmitteln und es ist die Bemer- 
kung nicht ohne Interessse, dass derselbe Grund bei Erwachsenen weit 
häufiger Cardialgie und Catarrh der Magenschleimhaut, bei Kindern dage- 
gen viel öfter Colik und Catarrh des Darms verursache. Es dürfte wohl 
sein, dass bei Kindern wegen der sich noch mehr der fötalen nähernden 
Stellung des Magens, der geringern Entwicklung des Blindsacks und dem 
raschen Vorgange der Verdauung die Ingesta kürzere Zeit im Magen ver- 
weilen, und desshalb ihre schädliche Wirkung vorzugsweise auf den Darm- 
kanal ausüben. Eine andere ziemlich häufige Ursache der Colik bei Kin- 
dern ist die Gegenwart von Würmern, besonders Ascariden. Bei Säug- 
lingen ist die schlechte Beschaffenheit der Muiter- oder Ammenmilch, noch 
mehr die Quantität und Qualität jener Stoffe, die zur künstlichen Auffül- 
terung verwendet werden, die allergewöhnlichste, ja fast die einzige Ur- 
sache der Colik; bei weitem seltener wird sie durch Verkältungen veran- 
lasst. Die Colik der Säuglinge ist desshalb fast steis Folge und Symptom 
des Darmkatarrhs, auf dessen Schilderung verwiesen werden muss. Die 
Schmerzanfälle verraihen sich durch anfallsweise eintretendes klägliches 
Wimmern, plötzliches Loslassen der Brustwarze, unruhige Bewegungen 
der Extremitäten, Anziehen der Füsse an den Unterleib, Spannung und 
Schmerzhafligkeit desselben gegen Druck, meist gleichzeitiges Erbrechen 
und Diarrhöe, manchmal Cyanose, grosse Unruhe, selbst Convulsionen. — 
Dauer, Verlauf und Ausgang der Colik hängt von der Grundkrankheit ab. 
DIAGNOSE. 
$. 120. Ein Hauptgrund, der die Erkenniniss der Colik schwieriger 
macht, als diess scheinen möchte, ist das Vage und Unbestiimmie des 
Begriffes selbst, unter dessen bequemer und gangbarer Firma die ver- 
schiedenarligsten krankhaflen Störungen der Unterleibsorgane und zwar 
nicht bloss für den Laien unerkannt eursiren. Häufig genug wird von 
den Kranken, die kaum begreifen können, dass ein zwickender oder von 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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