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Diarrhöe. 915
Stande, mit Sicherheit anzugeben, worauf eigentlich diese Disposition, als
deren Grund sich keineswegs stels eigentliche krankhafte Zustände des
Darms ansehen lassen, beruhe. Bei Kindern, Frauen, schwächlichen und
zartgebauten Individuen, Tubereulösen und solchen, die an Krankheiten
der Verdauungsorgane leiden, findet sich dieses Verhältniss am häufigsten,
obwohl es mitunter auch bei kräftigen und vollkommen gesunden Indivi-
duen vorkömml.
Diarıhöen (zunächst wohl durch Darmkatarrh bedingt) werden nicht
selten in epidemischer Verbreitung beobachtet, so z. B. ganz gewöhnlich
als Vorläufer der Cholera. (Ohne Zweifel sind solche Fälle schon durch
das Choleramiasma bedingt, und als wirkliche Cholera in der leichtesten
Form zu betrachten.) Dass endemische und klimatische Verhältnisse auf
die Erzeugung der Diarrhöen einen sehr bedeutenden Einfluss ausüben,
zeigt die medieinische Geographie zur Genüge. Die schwarze Menschen-
race soll diesem Uebel besonders unterworfen sein.
&. 131. Die nächsten Veranlassungen der Diarrhöe sind im Allge-_
meinen solche, die Catarrh des Darms hervorrufen, (siehe dort) insbeson-
dere Diätfehler, Verkältungen, plötzliche Unterdrückung der Transpiration.
— Aenderung der gewohnten Lebensverhältnisse, plötzlicher Uebergang
zu einer ungewohnten Nahrung, Wechsel des Klimas, insbesondere der
Aufenthalt in heissen Gegenden, in grossen Slädien, die Beschaffenheit
des Trinkwassers u. s. w. können mehr oder weniger hartnäckige Diar-
rhöen bedingen. die manchmal erst nach Gewöhnung an die neuen Ein-
flüsse und erfolgter Acclimatisalion aufhören.
$. 132. Die anatomischen Veränderungen, die nach tödtlichen Diar-
rhöen im Darmkanale gefunden worden, sind begreiflicherweise sehr ver-
schiedenarlig, und bestehen in der Regel in einer oder der andern der
eben angegebenen Texiurerkrankungen; zuweilen aber finden sich keine
augenfälligen Veränderungen, wobei zu berücksichtigen, dass mässige und
besonders kurz bestehende Hyperaemien häufig an der Leiche spurlos
verschwinden; oft sieht man die Schleimhaut blass, blulleer, wie ausge-
waschen, mehr oder weniger serös infiltrirt, ihre Oberfläche mit einer
leicht abstreifbaren trüben Flüssigkeit bedeckt, die auszahlreich abgestos-
senen, häufig fellig entarlelen Epithelien oder auch aus Eiterkörperchen
und diesen ähnlichen Zellen nebst viel amorpher Masse besteht.
SYMPTOME.
&. 133. Die Symptome, die der Diarrhöe vorangehen, sind sehr ver-
schieden nach der Natur der zu Grunde liegenden Krankheit. Am ge-
wöhnliehsten beobachtet man leichten Schmerz im Unterleibe, mässige Auf-
treibung desselben, Kollern und Rumpeln, Drang zum Stuhle, nieht selten
auch gastrische Erscheinungen. Die Entleerungen erfolgen gewöhnlich
sehr schnell, oft so sehr, dass die Kranken Mühe haben, den Leibstuhl
zu erreichen, nicht selten mit beträchtlicher. Gewalt, und sind häufig von
momentaner Erleichterung gefolgt. Eine der gewöhnlichsten begleitenden
Erscheinungen der Diarrhöe ist der Schmerz, dessen Art meist kneipend,
zusammenschnürend, oder reissend ist, und dessen Heftigkeit vom leichten
sten bis zu den stärksten Graden der Kolik wechseln kann. Wenn auch
in manchen, so lässt sich doch nicht in allen Fällen aus anatomisches
Gründen das Fehlen oder Vorhandensein und die verschiedenen Grade de-
Schmerzes erklären, wie z. B. warum die bei iyphösen Geschwüren vor-
kommende Diarrhöe fast stets schmerzlos, die bei follieulären und dysen-