. Stuhlverstopfung. 7
masse, auch wenn sie noch keine Verengerung bedingt, tiefgreifende, die
Muscularis in grösserer Ausdehnung zerstörende Geschwüre u. s. w. Bei
allen diesen Processen hängt das Zustandekommen der Stuhlverstopfung
natürlich noch von vielen andern Umständen ab, z. B. von dem Verhal-
ten der, über der affieirten Stelle gelegenen Darmtheile, von der Beschaffen-
heit und Secretion der Schleimhaut u. s. f., so dass es nicht überraschen
kann, wenn scheinbar unter denselben Umständen einmal Stuhlverstopfung,
ein anderes Mal Diarrhöe vorhanden ist.
c. Abnorme und zwar meist verringerte Innervation von Seite der
Centralorgane. Dahin gehören die oft so hartnäckigen, nicht selten
bis zu vollkommener Unthäligkeit und Lähmung der Darmbewegung sich
steigernden Stuhlverstopfungen bei Hirn- und Rückenmarksleiden, Geistes-
kranken und anderen schweren, die Nervenkraft erschöpfenden Krankhei-
ten, die Obstipation bei länger dauernden deprimirenden Gemüthsaffecten,
angestrengten geistigen Arbeiten, Nachtwachen, Excessen in Venere, bei
dem Gebrauch von Opium, auch grossentheils die habituelle Verstopfung
bei Hypochondern und bei andern Nervenleiden. Auch die Obstipation
bei Schwangern, in jenem Zeitraum, wo noch nicht von mechanischem
Drucke des ausgedehnten Uterus die Rede sein kann, dürfte auf verän-
derien Innervationsverhältnissen beruhen. Abnorm gesteigerte Innervation
als Krampf findet sich bei der Bleivergiftung, bei Krankheiten der Central-
organe, besonders des Rückenmarks und als Reflexerscheinung vorzüglich
bei Darmkrankheiten.
d. Periphere lähmungsartige Zustände der Darmmuscularis ohne
nachweisbare anatomische Veränderungen z. B. Erschöpfung der Darmbe-
wegung nach lange dauernden Diarrhöen, durch den Missbrauch von Pur-
girmitteln, durch die Gewohnheit das Bedürfniss der Stuhlentleerung lange
zu unterdrücken, durch andauernd sitzende Lebensweise u. s. w. — Da
auch die Bauchpresse sich an der Stuhlentleerung wesentlich betheiligt,
so können auch krankhafte Veränderungen derselben, die ihre Function
behindern (entzündliche Zustände, übermässige Feitentwicklung, Lähmung
der Bauchmuskeln) Verstopfung bedingen oder wenigstens dazu beitragen.
4) Mechanische Hindernisse sind die Quelle der hartnäckigsten und
gefährlichsten Fälle von Stuhlverstopfung. Dahin gehören alle Arten der
Verengerung sowohl aus inneren als äusseren Ursachen, die innern und
äussern Incarcerationen, Achsendrehungen und Intussusceptionen (Siehe
Darmverengerung); so wie krankhafte Zustände des Rectum, die die De-
faecalion schmerzhaft machen (Hämorrhoidalgeschwülste, Fissuren u. S. w.)
auch wohl Krampf des Schliessmuskels herbeiführen. Beim gänzlichen
Stuhlmangel Neugeborner muss man auf eine mögliche Imperforatio ani
Bedacht haben.
5) Die bei vielen andern sowohl acuten, als chronischen Krankheiten -
als Theilerscheinung vorkommende Stuhlverstopfung lässt sich fast stets
auf eine oder die andere der bereits genannten Ursachen zurückführen,
insbesondere ausser der absoluten Verminderung der Menge der Nah-
rungsmittel auf die Verminderung der Darmseeretion und die Beschrän-
kung der perisialtischen Bewegung.
$.-150. Die disponirenden ätiologischen Momente ergeben sich aus
dem eben Angegebenen von selbst. Die Stuhlverstopfung ist im Allge-
meinen beim männlichen Geschlechte häufiger, als beim weiblichen, sie
findet sich vorzugsweise im reifen männlichen und Greisenalter, seltener
(ausser vorübergehend) bei Kindern.
15 *