998 Bamberger, Krankheiten des Digestionstractus.
SYMPTOME UND FOLGEN,
$. 151. Nach der Ursache und Dauer der Stuhlverstopfung ist die
Summe der krankhaften Erscheinungen eine sehr verschiedene — will man
dem Krankheitsbilde nicht eine allzu grosse Ausdehnung geben, so muss
man sich bemühen, den Begriff der Stuhlverstopfung so viel als möglich
zu isoliren und von allem zu irennen, was der bedingenden Ursache und
den Complicationen angehört, obwohl diess, da die Obstipation eben immer
nur Symptom irgend eines anderen Leidens ist, nicht füglich mit Strenge
durchzuführen ist. Vor allem ist es wohl nöthig, jene Formen, wo die
Stuhlverstopfung bloss Folge einer mechanischen Verengerung des Darms
und wichtiger Krankheiten desselben ist, so wie jene, wo sie als Theil-
erscheinung und Folge anderer acuter und chronischer Leiden auftritt, hier
auszuscheiden, da der Symptomencomplex da ein sehr zusammengesetizier
ist, und nur zum Theile der Stuhlverstopfung anheimfällt. Bezüglich der
Fälle der ersten Art verweisen wir auf die Schilderung der Darmverenge-
rung und der einzelnen Krankheiten des Darmes, während die der letz-
teren ihre Erledigung und symptomatische Würdigung bei den betreflen-
den Krankheitsformen finden müssen. — Es bleiben demnach für die Be-
trachtung vorzugsweise nur jene Formen übrig, wo die Stuhlverstopfung
wenn auch nicht das alleinige, so doch das hervorragendste Krankheits-
object bildet, und zwar besonders jene, die in abnormer Beschaffenheit
der Nahrungsstoffe, in Verminderung der Secrelion und der peristallischen
Bewegung ihre Begründung finden. — Diese lassen sich füglich in leich-
tere und schwerere Fälle trennen, oder besser in solche, wo die Siuhl-
verstopfung nur als vorübergehende Erscheinung — und solche, wo sie
andauernd oder ofi wiederkehrend auftritt.
i &. 152. Ist die Verstopfung nur eine vorübergehende Erscheinung
"und sind keine sonstigen wichtigeren Störungen vorhanden, so bestehen
die Beschwerden der Kranken meist nur in einem Gefühle von Völle,
Schwere und Aufblähung oder überhaupt einem unbehaglichen Gefühle im
Unterleibe. Dieser ist aufgelrieben, doch nicht schmerzhaft, das festere
Schnüren und Binden der Kleider verursacht Beschwerden; der Appelit
ist gewöhnlich vermindert, die Verdauung träge; Öfteres geruchloses, sel-
tener übelriechendes Aufstossen, häufiger Abgang übelriechender Darm-
gase bringen nicht selten einige Erleichterung der Blähungsbeschwerden.
Oft wird über Kopfschmerz, gestörten Schlaf, Verstiimmung und Unauf-
gelegtheit zu geistigen Arbeiten geklagt. Die Symptome verschwinden
sämmtlich, sobald spontan oder durch Kunsthülfe der Darm entleert wird.
$. 153. Bei länger dauernder, habitueller und öfters wiederkehren-
der Stuhlverstopfung erreichen sämmtliche oben genannte Erscheinungen
einen viel höheren Grad, insbesondere leidet dabei die Verdauung und
die Gemüthsstimmung, die je nach der Individualität einen reizbaren, me-
lancholischen oder hypochondrischen Charakter annimmt. Die Auftreibung
des Unterleibes kann selbst so bedeutend werden, dass sie Respirations-
beschwerden und Herzklopfen verursacht, manchmal treten Kolikschmer-
zen hinzu; in Folge der erschwerten Circulation entstehen Anschwellungen
der Haemorrhoidalvenen, der Venen der unteren Extremitäten und des
Uterus mit Anschoppungen desselben, durch Druck der übermässig ange-
fülllen Darmschlingen: Lageveränderungen des Uterus, ischiadische Schmer-
zen, ja sogar Lähmungen der unteren Extremitäten ; bei jugendlichen In-
dividuen kommt es nicht selten durch Druck auf die Samenbläschen zu
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