230 Bamberger, Krankheiten des Digestionsiractatus.
haut hervorgerufene Diarrhöe trotz fortbestehender Fäcalstase eintreten,
oder nur einzelne Parlieen der angesammelten Massen durch Diarrhöen n
entfernt, die Haupimasse aber zurückbleiben kann, was in prognostischer se"
und therapeutischer Beziehung von Wichtigkeit ist. — Unter ungünstigen er
Umständen aber kann es zu den oben angegebenen Folgen der Darmver-
stopfung, der Entzündung, Geschwürsbildung und Perforation kommen.
$. 156. Die Prognose richtet sich besonders nach dem Grunde der
Stuhlverstopfung. Jene Fälle, die auf organischen Krankheiten des Darms D,
beruhen, sind steis gefährlich und enden gewöhnlich ungünstig, dasselbe er
gilt von solchen, denen Lähmung des Darms durch Hirn- und Rücken-
markskrankheiten zu Grunde liegt. Lässt sich die Ursache beseiligen, wie af
in jenen Fällen, wo abnorme Beschaffenheit der Nahrungsmittel, fehlerhafte si
Gewohnheiten, vorübergehende abnorme Zustände des Darmes die Ver- ginn
anlassung. sind, so ist die Prognose fast stets günstig. Habituelle und kung
andauernde Verstopfung, deren Grund nicht immer mit Sicherheit nach-
weisbar ist, ist gewöhnlich schwer zu beseitigen, bringt aber doch nur peralik
selten Gefahr in der oben angedeuteten Weise. Man vergesse übrigens Fobe |
nie, bei andauernder Stuhlverstopfung an die Möglichkeit eines organischen u“
Hindernisses zu denken und verabsäume namentlich nicht, die Untersuch-
ung des Rectum mittelst des Fingers und der Sonde.
BEHANDLUNG.
$. 157. Diät und Regimen müssen sich bei der Stuhlverstopfung
zum Theile nach den ursächlichen Verhältnissen richten, im Allgemeinen
passen aber für die Mehrzahl der Fälle, namentlich für die habituelle ohne
wesentliche allgemeine oder locale Störungen bestehende Stuhlverstopfung säure
folgende Regeln: Gehra
Die Diät muss, abgesehen davon, dass sie den Verdauungskräften _ jer Si
und der Appetenz anzumessen ist, besonders bezüglich der Qualität der m 6
Speisen in der Weise geregelt werden, dass alle groben und unverdau-
lichen, viel Rückstände hinterlassenden Nahrungsmittel — im Allgemei- ie
nen alle solche , die selbst Siuhlverstopfung zu erzeugen im Stande sind Hin-
(siehe oben), vermieden werden. Die nähere Bestimmung und Auswahl
richtet sich sowohl nach dem speciellen Zustande des Darms, als nach
denindividuellen und idiosyncrasischen Zuständen. So passen da, wo bedeu-
tende Trockenheit der Entleerungen auf geringe Secretion des Darmsaftes
hinweist, besonders solche Nahrungsstoffe, die viel flüssige Bestandtheile
= .. enthalten: Obst (Trauben, Pflaumen, Aepfel, Kirschen ete.), Compotte, Milch,
Butter, weisser Kaffee, leicht verdauliche Gemüse, während in solchen
Fällen, wo besonders die Bewegung des Darms verringert, die Magenver-
dauung träge und langsam ist, die Ernährung gelitten hat, oft eine mehr
reizende Nahrung mit gehöriger Auswahl (leicht verdauliche Fleischarten,
Speisen mit Zusatz von Gewürzen, weisse Weine) anzuordnen ist.
Bezüglich der Lebensweise ist angemessene körperliche Bewegung in
jeder Beziehung eines der wichtigsten Mittel zur Beseitigung der Siuhlver-
stopfung. Fussreisen, Reiten, Turnen, auch die schwedische Heilgymna-
stik können oft für sich allein Heilung bewirken. Sehr vortheilhaft sind En
ferner kalte Waschungen des Körpers, Flussbäder, Seebäder und das
Schwimmen. Die Kranken dürfen das Bedürfniss der Stuhlentleerung nie-
mals unterdrücken und sollen sich an eine gewisse Regelmässigkeit der-
selben gewöhnen. Bei vielen Individuen bewirkt das Tabakrauchen am
Morgen, oder ein Glas kalten Wassers auf nüchternem Magen oder zum
Kaffee, der Genuss von etwas Weissbrod mit Butter leichte Entleerung,