Siuhlverstopfung. 231
bei andern gelingt diess, indem man sie des Morgens statt des gewohnten
Kaffee’s nur etwas frisches Obst geniessen lässt, überhaupt muss in die-
ser Beziehung die Selbstbeobachtung des Kranken dem Arzte an die Hand
gehen und individuelle Eigenthümlichkeiten berücksichtigt werden, wodurch
oft die Anwendung von Medieamenten zum grossen Vortheil für die Kran-
ken überflüssig wird.
$- 158. Die eigentliche Behandlung der Stuhlverstopfung ist nach
möglichster Beseitigung causaler Momente eine symplomalische, durch An-
wendung solcher Mittel, die die peristallische Bewegung des Darms anre-
gen und zum Theil durch ihre Einwirkung auf die Schleimhaut eine reich-
lichere Secretion derselben bewirken.
Wann eine causale Behandlung möglich sei, ergibt sich grossentheils
schon aus der Berücksichtigung der oben angegebenen Ursachen. Die Ent-
fernung schädlicher Gewohnheiten und einer unzweckmässigen Nahrung
ist.hier vor allem zu berücksichtigen. Chronische entzündliche oder hy-
perämische Zustände der Schleimhaut, mögen sie für sich bestehen oder
Folge mechanischer Stase beiKrankheilen der Circulationsorgane, der Lun-
sen, Leber und Pfortader sein, erfordern theils eine gegen diese Krankheiten
gerichtete, theils eine :direete antiphlogisiisehe oder ableitende Behand-
lung (siehe Darmeatarrh). Bei verringerter Secretion der Darmschleimhaut
sucht man dieselbe durch die weiter unten anzugebenden salinischen Ab-
führmittel anzuregen und trachtet, die übermässig trockene und feste Be-
schaffenheit der Fäcalstoffe durch Obstnahrung, methodische Obstkuren, Milch,
häufiges Trinken von kallem Wasser, von Mandelmilch, Buttermilch, Molken
oder säuerlichen Getränken (Limonade, Abkochungen von Früchten, kohlen-
säurehaltige Mineralwässer) zu vermindern. Auch der länger fortgeselzie
Gebrauch der frischen Ochsengalle wirkt in manchen Fällen von habituel-
ler Stuhlverstopfung (namentlich bei Krankheiten der Leber mit gehinder-
tem Gallenabfluss) sehr vortheilhaft. Bei Trägheit der Darmbewegungen
muss gleichfalls der Grund aufgesucht werden, und wenn derselbe auch
häufig keine directe, sondern nur eine miltelbare Behandlung gestattet
(Hirn- und Rückenmarkskrankheiten, Hypochondrie u. S. w.), so kann doch
auch auf diese Weise manches zur Beseitigung des Symptoms geschehen.
In solchen Fällen wird besonders das Sirychnin, die Nux vomica, die Elec-
trieität empfohlen, doch konnte ich mich von deren Wirksamkeit nicht
überzeugen. Achnlich verhält es sich bei jenen Formen der Trägheit
der Darmbewegung, die auf allgemeiner Muskelschwäche, auf entzünd-
lichen Zuständen des Bauchfells und anderen oben genannten Verände-
rungen beruhen. Bei der auf Krampf des Darmkanals beruhenden Stuhl-
verstopfung der Bleiintoxicalion ist das Opium gewöhnlich zugleich auch das
souveräne Mittel gegen dieObstipation. Beruht die krampfhafte Contraction
auf andern pathologischen Verhältnissen, so müssen diese aufgesucht und
zweckmässig behandelt werden, ist eine direcle Entfernung derselben nicht
möglich, so muss symptomalisch eine krampfstillende Behandlung durch
die bekannte Antispastica und Narcotica eingeleitet werden. (Valeriana, Asa
foetida, Nicotiana, Hyoseyamus, Aq. lauroceras. Morphium u. S. w., SO wie
durch warme Bäder, Fomentationen, krampfstillende Klystiere).
8.,159. Wo eine causale Behandlung der Stuhlverstopfung nicht
möglich ist, oder für sich allein nicht zum Ziele führt, ist dieselbe, voraus-
gesetzt, dass aus ihr für den Organismus Nachtheile erwachsen, durch die
eigentlichen Abführmittel oder Kiysliere zu beseitigen. In welcher Weise
eine solche purgirende Behandlung zu leiten und welche Grenze ihr zu