939 Bamberger, Krankheiten des Digestionstractus.
setzen sei, wann ein oder das andere Abführmittel indieirt, und welcher
Nachtheil davon zu fürchten sei, diess speciell auseinanderzuseizen,, kann
nicht Aufgabe dieses Werkes sein, und es muss genügen, hier die lei-
tenden Prinejpien an die Hand zu geben. Vieles bleibt übrigens bezüglich
der Wahl der einzelnen Mittel dem Versuche und dem "verschiedenen
Verhalten der einzelnen Organismen — manches. auch der Vorliebe des
Arztes für ein oder das andere Mittel, dem er vorzugsweise vertraut, über-
lassen. In so fern es möglich ist, über diesen meist nur durch Erwägung
aller speciellen Verhältnisse zu erledigenden Gegenstand allgemeine Ver-
haltungsmaassregeln zu geben, scheinen mir folgende die passendsten:
$. 160. Man vermeide den Gebrauch der Abführmittel, so lang es
möglich ist, durch diätelische Mittel und zweckmässiges Regimen die Ver-
stopfung zu heben.
Mit Ausnahme jener Fälle, wo die Entleerung des Darms zu einer
dringenden Indicalion wird, beginne man mit den leichtern Mitteln und
kleineren Gaben und gehe "nicht ohne Noth, zu den stärkeren, zusammen-
gesetzten und zu grösseren Gaben über.
Man muss auf den jeweiligen anatomischen Zustand des Darms und
.die physiologische Wirkung des zu wählenden Mittels Rücksicht neh-
men, so passen z. B. Mittel, die vegeiabilische Säuren enthalten, nicht wo
der Inhalt des Magens und Darms ein saurer, oder. zu saurer Gährung al
neigender ist ; salinische Abführmittel nicht, wo die Schleimhaut oder die
Serosa sich im entzündeten Zustand befinden ; ; ölige. Miltel nicht bei sehr
darniederliegender Magenfunction und gesiörter Verdauung ; die gleichzei-
tig Hyperämie der Beckengefässe erregenden vegetabilischen Drastica nicht
bei vorhandenen pathologischen Zuständen der Beckenorg ane u. S. w. Ist
die Verstopfung Folge entzündlicher Zustände des Bauchfells oder des
Darms, oder haben sich durch die Fäcalstase bereits Entzündungen und
Ulcerationen gebildet, so können Abführmittel nur mit der grössten Vor- mach |
sicht angewendet werden, ja in der Mehrzahl der Fälle wird man sich ih- 01.Cı
rer gänzlich enthalten müssen. Selbst die Anwendung der Klystiere ist peräl
in solchen Fällen nicht stets ohne alles Bedenken. Verst
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$. 161. In steigender Progression nach der Intensität der Wirkung, IF il
lassen sich die Purgirmittel, obwohl individuelle Verhältnisse vielfache Ver- Dur
schiedenheiten bedingen, ungefähr in folgende Ordnung bringen : ch
Die Zucker und vegetabilische Säuren enthaltenden Mittel: Tama- Tuer
rinden (Tamarindenmolken), Cassia, Manna, Pulpa Prunorum und deren Vors
zusammengeselzte Präparate. Sie stehen den diätetischen Mitteln am näch- Ablei
sten und passen besonders in leichtern und vorübergehenden Fällen. rung
Das Rieinusöl, das Calomel und das Rheum. Bei ziemlicher Sicher-
heit der Wirkung üben sie einen verhältnissmässig geringen Reiz auf die m
Schleimhaut aus und können daher, besonders die beiden ersten auch da Dar
angewendet werden, wo stärkere Mittel aus diesem Grunde gemieden wer- ch
den müssen. Doch zieht das Calomel häufig andere Nachtheile nach sich, so weni
dass es der blossen Erzielung der Stuhlentleerungen- ‚wegen, nicht leicht ohne |
besondere Noth angewendet werden sollte. Bhem passt nicht bei ent- Sen
zündlichen Zuständen, doch macht seine tonische und roborirende Wirkung Darı
es zu einem sehr werihvollen Abführmittel in allen Fällen, wo es sich die
eben um diesen Zweck handelt (bei Kindern, schwächlichen Individuen, dem
Frauen, Hypochondern, atonischem Zustande des Darms u. ’s.w) 7 - ki
Die salinischen Mittel: Die Magnesia usta, carbonica, eitrica, sulphu- fen
rica, Kali und Natrum sulphuriecum, Natrum phosphoricum, das Kali tar-
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