Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Meteorismus. 237 
des Sympathieus) bedingt sein. Bei Krankheiten des Rückenmarkes be- 
sonders ist die chronische Form dieses Zustandes eine ziemlich häufige 
Erscheinung. Bei hochgradigen Formen der Hysterie sah ich einigemale 
einen so bedeutenden Tympanites. dass der Unterleib eine wahrhaft 
breiiartiige Härte darbot. Die Erscheinung bestand in einem Falle, wo die 
Auftreibung so bedeutend war, dass der Zustand für Darmstenose erklärt 
worden war, mehrere Jahre unverändert fort, verschwand plötzlich wäh- 
rend eines spontan eintretenden heftigen Speichelflusses, kam aber dann 
eben so schnell wieder. Ein intereurrirender Choleraanfall änderte nichts 
in den Erscheinungen. Auffallender Weise waren dabei keine wichtigeren 
Störungen der Unterleibsfunetionen, dagegen zahlreiche andere nervöse 
Erscheinungen vorhanden. — Auch bei Hypochondern kommen häufig ähn- 
liche Zustände obwohl meines Wissens kaum in solcher Höhe vor. Bei 
solchen Kranken ist manchmal die besonders auf den Magen beschränkle 
Auftreibung Folge des willkührlichen Herabschluckens der Luft, die dann 
durch Rülpsen wieder entleert wird. Ich beobachtete einen Kranken, der 
es hierin zu einer wahren Virluosität gebracht halte und das Rülpsen häufig 
stundenlang ohne Unterbrechung fortzusetzen im Stande war. 
4. Mechanische Hindernisse bedingen die bedeutendsten und gefähr- 
lichsten Formen der Magen und Darmauftreibung.: Am Magen kommen 
hier alle jene Zustände in Betracht, welche Stenose des Pylorus, am 
Darmkanal jene, die Verengerungen an einem oder dem anderen Ab- 
schnitte bedingen. (Siehe diese beiden Kapitel). Nach der Verschieden- 
heit der Ursache entsteht hier die Auftreibung acut oder chronisch. An 
einem je tiefern Abschnitte des Darmes die Verengerung, desto bedeuten- 
der ist gewöhnlich die Auftreibung, indem dann meist der ganze über der 
verengerten Stelle gelegene Darmtracius gleichmässig erweitert wird, wo- 
bei sich die Wände desselben entweder in verdicktem oder in atrophi- 
schem Zustande befinden können. 
$. 167. Wir besprachen bisher blos die Ursachen der Gasansamm- 
lung im Magen und Darmkanal, und müssen nun noch das Zustandekom- 
men dieser Erscheinung in der Peritonäalhöhle berücksichtigen. Luft kann 
sich in dieser, wenn wir von den, nicht vor unser Forum gehörigen, Ver- 
letzungen der Bauchwand absehen, nur unter zwei Bedingungen finden: 
entweder durch abnorme Communicationen mit lufthäliigen Organen der 
Bauch- und Brusthöhle, so wie nach aussen entweder unmittelbar bei 
zerstörten Bauchwandungen, oder mittelbar durch andere nach aussen 
führende Organe — oder durch Gasbildung aus sich zerseizenden Exsu- 
daten in der Bauchhöhle. 
Die Ursachen der ersten Art sind bei weitem die häufigeren. Am 
öftesten entsteht die Gasansammlung im Bauchfellsacke durch Perforation 
des Magens und Darmkanales, so durch das runde Magen- und Duodenal- 
geschwür, durch iyphöse, dysenterische, tuberculöse und krebsige Ge- 
schwüre, durch die Typhlitis und Ulceralion des wurmförmigen Anhangs, 
durch Continuilätsstörungen des Darms in Folge von Einschnürungen, Ein- 
klemmungen,, Einschiebungen, Gangrän, durch Perforation desselben und 
des Magens von Aussen entweder durch Exsudate in der Bauchhöhle 
oder durch uleeröse, von anderen Organen ausgehende Processe. (Siehe 
Continuitälsstörungen des Darms). — Weit seltener geschieht es, dass 
Luft aus den Lungen oder dem Pleurasacke (Abscesse, Pneumothorax) 
nach Perforatian des Zwerchfells in die Bauchhöhle dringt, oder dass diess 
bei Zerreissungen und destructiiven Processen des Uterus, der Vagina 
geschieht, 
  
 
	        
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