Meteorismus. 939
in den ausgedehnten Lufträumen die Bedingungen zur Consonanz vor-
handen sind.
$. 169. Die Störungen, die durch Gasansammlungen im Magen und
Darmkanal hervorgebracht werden, combiniren sich vielfach mit den
Symptomen jener Krankheitszustände, deren Folge der Meteorismus ist,
und sind nicht immer leicht von diesen zu trennen; vorzugsweise sind
es daher eben die verschiedenen Störungen der Verdauung, Assimilation
und Stuhlentleerung, die neben der Gasansammlung bestehen, und un-
zweifelhaft werden sowohl jene Zustände durch diese, als auch diese
durch jene unterhalten und verschlimmert. Die Beschwerden sind in der
Regel um so bedeutender, je rascher sich der Zustand entwickelt, und es
werden hier, so wie überhaupt im Allgemeinen die meisten krankhaften
Veränderungen selbst in höhern Graden bei allmähliger Entwicklung oft
ziemlich gut vertragen, während bei raschem Auftreten selbst viel geringere
schon bedeutende Störungen hervorrufen. — Das erste, worüber die Kran-
ken selbst schon bei geringerer Gasansammlung klagen, ist das Gefühl
von Blähung (die Vapeurs der Franzosen), der Spannung und Auftreibung
des Unterleibs. Sehr bald wird durch die oft sehr bedeutende Hinauf-
drängung des Zwerchfells der Athem kurz und beengt, ein Zustand, der
sich namentlich bei rascher Entwicklung oft bis zu den höchsten Graden
der Dyspnoe steigerl, indem nebst der Raumverkleinerung des Thorax die
untern Lungenlappen dabei oft fast bis zur Luftleere comprimirt werden.
Die gleichzeilige Dislocation des Herzens bedingt meist fühlbaren und die
Kranken belästigenden Cardiopalmus. — Als Folge der eben genannten
Umstände zeigen die Kranken häufig ein ängstliches, eyanotisches Aus-
sehen, die Bulbi prominiren, die Jugularvenen sind geschwellt. Man be-
hauptet, dass durch den Druck des ausgedehnten Magens und Darms auf
die Nachbarorgane auch Icierus, Harnretention, Darmeinklemmungen, Oedem
der unteren Extremitäten entstehen könne, indess habe ich diese Zufälle
selbst bei den höchsten Graden des Meteorismus nie beobachtet, und
möchte glauben, dass in solchen Fällen wohl anderweitige Complicalionen
vorhanden gewesen sein dürften.
Gasansammlung im Magen bedingt manchmal auch intensiveren,
selbst bis zu cardialgischer Heftigkeit sich steigernden Schmerz, manche
Kranke leiden dabei an häufigem Zusammenfliessen von Speichel im
Munde, gewöhnlich erfolgen bald Aufstossen und Abgang von Blähungen
durch den Mund, die dem Kranken Erleichterung bringen. Die ausgestos-
sene Luft ist meist geruchlos, selten übelriechend, sie scheint meist aus
atmosphärischer Luft und Kohlensäure, selten aus Schwefelwasserstoff und
anderen Gasarlen zu bestehen. — Im Darmkanale entstehen häufig ziem-
lich heftige, kneipende, schneidende, bohrende, herumziehende Schmerzen
(Windkolik, siehe oben). Die Gase gehen meist durch den After ab und
erleichtern gleichfalls den Zustand. Viele Individuen sind zu derartigen
Blähungskoliken sehr disponirt, besonders nervöse, reizbare, an schwa-
cher Verdauung leidende Personen, bei welchen der genannte Zustand
sehr leicht durch Gemüthsbewegungen, leichte Verkältungen, Indigestionen
und den Genuss blähender Nahrung hervorgerufen wird. —
Häufig sind nun noch weiterhin verschiedenartige Beschwerden der
Verdauung,’ der Defaecation, nervöse, irradiirte und sympathische Erschei-
nungen vorhanden, die indessen zur Gäsansammlung in keiner directen
Beziehung stehen. Tritt der Meteorismus zu schweren acuten oder chro-
nischen Krankheiten hinzu, so wird der Zustand der Kranken meist be-
deutend verschlimmert, insbesondere pflegt bald die Athemnoth und die