Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
    
949 Bamberger, Krankkeiten des Digestionstracius. 
Nachtheilige Wirkungen von dieser hypolhelischen Resorption, deren einige 
Schriftsteller Erwähnung ihun, habe ich wenigstens nie zu beobachten 
Gelegenheit gehabt. Hohe Grade ‚der Gasansammlung können insbeson- 
dere bei acuten Krankheiten das tödliche Ende beschleunigen oder selbst 
unmittelbar durch ihre nachtheilige Einwirkung auf das Aihmungsgeschäft 
herbeiführen. Sowohl in der älteren als neueren Literatur finden sich Fälle, 
wo der Tod bei übermässiger Gasansammlung rasch unter den Erschei- 
nungen des höchsten Collapsus: kleinem Puls, klebrigem Schweiss, Cya- 
nose, Kälte, grosser Beängstigung, Dyspnoe u. s. w. eintrat. Dechambre 
undMerceier beobachteten diess öfters beiGreisen nach dem Genuss bläh- 
ender Speisen. Piorry hat auch experimentell bei Thieren auf diese 
Weise Asphyxie hervorgebracht. Zerreissungen der Magen - und Darm- 
wände dürften, obwohl derart Fälle wiederholt beschrieben wurden kaum 
bei übrigens- normaler Beschaffenheit der Häule herbeigeführt werden 
können, wohl aber ist diess bei Geschwürsbildungen und tiefgreifenden 
Degenerationen derselben möglich. 
$. 173. Freie Gasansammlung im Bauchfellsack mag wohl siets schon 
der bedingenden Umstände und der folgenden Peritonaeilis wegen tödtlich 
sein, oder mindestens Heilungen zu den seltensien Fällen gehören. Bei 
abgesackler Extravasalion hingegen ist die Genesung viel leichter möglich. 
Einen solchen durch Typhilitis bedingten, zu Durchbruch nach aussen und 
Abgang von Luft und fäcal riechendem Eiter führenden Fall mit endlicher 
vollständiger Heilung halle ich erst kürzlich zu beobachten Gelegenheit. 
BEHANDLUNG. 
$. 174. Bei Individuen, die zu Gasansammlungen im Magen und 
Darmkanal disponirt sind, muss man besonders auf die Diät Rücksicht 
nehmen und alle blähenden und gährenden Nahrungsmittel, sowie auch 
schon die Ueberfüllung des Magens hintanhaltlen. Eine nährende, dabei 
leicht verdauliche und wenig Rückstände hinterlassende Kost, besonders 
Fleischspeisen, mässiger Zusaz von Gewürzen und Aromen, die die Darm- 
bewegung anregen, etwas aller Wein, schwarzer Kaffee, der Genuss von 
Fruchteis, das fleissige Trinken von kaltem Wasser ist solchen Kranken 
am zulräglichsten. Dabei ist auf geregelte Stuhlentleerung zu achten- 
und dem Kranken ein entsprechendes Regimen insbesondere geeignele 
körperliche Bewegung zu empfehlen, Unthätigkeit und Schlafen nach dem. 
Essen zu verbieten. Unter Umständen lässt man den Kranken Leibbin- 
den tragen, oder man sucht die Unterleibsorgane durch öftere kalte Wasch- 
ungen, Bäder, durch gymnastische Uebungen, die schwedische Heilgymna- 
stik u. s. w. zu kräftigen. 
8. 175. Wo die Ursache der Krankheit direet entfernt werden kann, 
ist diess nie zu vernachlässigen, so müssen, wo blähende oder fermentirende 
Substanzen schuld sind, diese nach Umständen durch Brech- oder Ab- 
führmittel entfernt werden. Meist ist indessen nur eine symptomalische 
Behandiung, die auf Absorption oder Entleerung der Gase gerichtet ist 
möglich. Insbesondere muss man trachten die Darmbewegung anzuregen, 
und die sogenannten Carminaliva wirken gewiss vorzugsweise in dieser 
Art durch ihr ätherisches Prineip. 
8. 176. Eines der besten Mittel zur Anregung der Darmbewegungen 
sind Frieionen des Unterleibs mit aromatischen, spirituösen, ätherischen 
Substanzen. (Bals. vitae Hoffimann., Bals. peruv., Linim. camphorat. - vo- 
latil., Ol Juniper., Carvi, Chamomill., Foeniculi, Cajeput., Ungt. Rorismar, 
comp. [nervinum] u. dergl) Eben so vortheilhaft wirkt in vielen Fällen 
  
  
  
  
  
 
	        
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