Magen- und Darmblutung. 947
liege, und die Blutung durch die Schwierigkeit mit der die Respiration ein-
geleitet werde und die dadurch entstehende Ueberfüllung der Unterleibs-
gefässe eingeleilet werde. Die wenigen bis jetzt bekannten anatomischen
Untersuchungen scheinen diese Ansicht zu bestätigen. Billard fand Blut-
überfüllung der Unterleibsorgane, des Herzens und- der Lungen, Behler
Ausdehnung der Mesenterialvenen, Bahn-Escher Röthung und Erweich-
ung der Schleimhaut. Zerreissungen grösserer Gefässe oder wesentliche
anatomische Veränderungen an der Schleimhaut wurden nicht wahrgenom-
men, Kiwisch und Gendrin fanden dieselben sogar vollkommen nor-
mal, nur Billard und Cruveilhier sprechen von haemorrhagischen
Erosionen.
186. Die Gelegenheits-Momente der Blutung können bei vorhan-
dener Disposition in körperlichen Anstrengungen, Erschütterungen des Kör-
pers, traumatischen Einwirkungen, in Gemüthsbewegungen, Ueberfüllung
des Magens und dergl. gelegen sein. Häufiger jedoch trilt dieselbe ohne
nachweisbare nächste Veranlassung ein.
PATHOLOGISCHE ANATOMIE.
$. 187. In den Leichen solcher, die an Magen - oder Darmblutun-
gen gestorben sind, findet man neben den Erscheinungen allgemeiner Blut-
leere die anatomischen Merkmale eines oder des andern der oben ange-
sebenen, der Blutung zu Grunde liegenden Processe, besonders Geschwüre,
blutige Erosionen U. S. W. Im Magen oder Darm findet sich gewöhnlich
noch eine grössere Menge’ dunklen, entweder flüssigen oder locker ge-
stockten oder auch fest coagulirten und dann manchmal die Gestalt der
entsprechenden Höhle darbietenden Blutes, öfters auch dieselben kaffee-
salzarligen oder (heerähnlichen Massen, die im Leben entleert wurden.
Coagula adhäriren manchmal der blutenden Stelle und lassen sich selbst in
ein grösseres klaffendes Gefäss verfolgen. Bei Blutungen durch gröbere Tex-
tur veränderungen oder aus grösseren arteriellen und venösen Gefässen ist
die Quelle nicht schwer zu enideeken, bei capillären Blutungen, zeigen sich
ofı nur die Erscheinungen einer über grössere oder kleinere Strecken ver-
breiteten Stase, oder es ist in Folge der Haemorrhagie die ganze Schleim-
haut blass und blutleer, und in beiden Fällen ist es oft trotz aller Mühe
nicht möglich die Quelle der Blutung zu entdecken.
SYMPTOME.
&. 188. Manchmal kommt es zu Magen - und Darmblutungen ohne
dass irgend welche, hierauf bezügliche Krankheitserscheinungen vorausge-
gangen waren. Viel häufiger aber ist das Gegentheil der Fall, was sich
leicht aus den Abhängigkeitsverhältniss der Biutung von andern krank-
haften Processen erklärt. Man könnte diese vorausgehenden Erscheinun-
gen wohl in nähere und entferntere irennen. Die letzteren beziehen sich
auf jene krankhaften Zustände deren Folge die Magen - oder Darmblulung
ist, sie sind begreiflicherweise SO zahlreich und mannigfallig als jene selbst
und können nicht wohl in aligemeiner Uebersicht dargestellt werden. Ein
Bliek auf die oben angegebenen aetiologischen Momente wird genügen ZU
zeigen, dass es meist Symptome von Seite des Magens und Darmkanals
besonders Schmerzen, und andere unangenehme Sensationen, SO wie Func-
lionsstörungen verschiedener Art, doch auch nicht selten die Erscheinungen
einer Leber-, Herz-, Lungenkrankheit einer Blutdyscrasie U. S. W. sind, die
der Blutung durch längere Zeit, oft durch mehrere Jahre vorangehen. Die