Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
Magen- und Darmblutung. 249 
mit einem solchen Anfalle beendet, oder es wiederholt sich derselbe mehr- 
mals, selbst in öfterer Folge durch Jahre lang, in manchen seltneren Fällen 
selbst mit einer gewissen Regelmässigkeit; diess will man besonders in 
solchen Fällen beobachtet haben, wo die Magenblutungen vicarirend für 
die Menstruation auftraten. Die grosse Geneigtheit zu Reeidiven bei Ma- 
gen- und Darmblutungen im Allgemeinen, erklärt sich leicht aus’der Fort- 
dauer vieler der oben genannten causalen Verhältnisse. Das Befinden der 
Kranken nach dem Anfalle hängt grossentheils wieder von der Grundkrank- 
heit, dann von der Stärke der Blutung ab. Je bedeutender die letztere 
war, desto eher treten die gewöhnlichen Erscheinungen nach Hämorrha- 
gieen ein als: Blässe, ausserordentliche Schwäche, Kopfschmerz, Sinnes- 
täuschungen, selbst hydropische- Anschwellung. Doch erholen sich die 
Kranken, wenn nicht sonstige krankhafte Zustände die Symptome unter- 
halten, gewöhnlich rasch von den Folgen des Blutverlustes. Die der Grund- 
krankheit angehörigen Symptome, werden durch die stattgefundenen Blu- 
tungen vielfach modifieirt. Je nach der Verschiedenheit der Umstände kann 
übrigens durch dieselben eben so wohl Verschlimmerung als Besserung 
in dem allgemeinen Krankheitsbefinden oder in einzelnen Symptomen her- 
beigeführt werden. Bei herabgekommenen Individuen und schweren 
Krankheitsformen rufen in der Regel selbst mässige Blutungen bedeutende 
Verschlimmerungen hervor, dagegen beobachtete ich bei Krankheiten der 
Leber und Pfortader mehrmals beträchtliche Erleichterung; in zwei Fällen 
von grossen Milzgeschwülsten sah ich rasche Verkleinerung derselben nach 
profuser Haematemesis, beim Typhus sah ich nach Darmblutungen, wenn 
sie nicht übermässig heflig waren, in der Mehrzahl der Fälle entschiedene 
Besserung des Verlaufs, meist erwachten die Kranken unmittelbar darauf 
aus dem tiefen Stupor in dem sie tagelang gelegen. waren. Auch beim 
perforirenden Magengeschwüre beobachtet man manchmal nach eingetre- 
tenem Blutbrechen Nachlass der cardialgischen Anfälle, während allerdings 
in anderen Fällen bedeutende Verschlimmerung, insbesondere gänzlicher 
Appetitmangel zurückbleibt. 
$. 192. Das Aussehen des durch Erbrechen enileerten Blutes richtet 
sich zum Theile nach dem arteriellen oder venösen Character der Blutung, 
grösstentheils aber nach der Zeit, die das Blut ehe es entleert wird, im 
Magen verweilt, der Einwirkung des eiwa vorhandenen Magensafies und 
zufälligen Beimengungen. Manchmal, insbesondere bei heftigen Hämorr- 
hagieen, zeigt daher das Erbrochene allerdings den reinen Charakter des 
arteriellen oder venösen Blutes, viel häufiger aber isi es dunkel, schwärz- 
lich, mehr wässrig (durch Beimengung von flüssigen Magencontenten) oder 
zu Schwärzlichen Klümpchen geronnen. Ganz besonders aber zeigen sich 
Magenblutungen gewöhnlich unter der Form kaffeesatzarliger, russ- oder 
chocoladearliger Massen, in denen durch die microscopische Untersuchung 
die Gegenwart geschrumpfter, gekerbter und ihrer Form nach veränderter 
Blutkügelchen nachweisbar ist*). Auch wenn das zuerst Erbrochene das 
  
*) Rostan und Brechet betrachteten als Ursache des kaffeesatzartigen Erbrechens 
ein eigenthümliches, dem melanotischem ähnliches Pigment. — Lassaigne, 
Prout, Lippich glaubten den Farbstoff jenem des Blutes nahestehend oder 
identisch. Gegenwärtig herrscht wohl kein Zweifel mehr darüber, dass es mit 
Ausnahme seltener Fälle, wo eine besondere Beschaffenheit der Ingesta zu Grunde 
liegt, stels durch extravasirtes, unter dem Einflusse des Magensaftes und der Luft 
verändertes Blut bedingt sei. Zwar fand Lebert in demselben keine Bluikörper- 
 
	        
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