Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
7A Bamberger, Krankheiten des Magens. 
tend, sie bedeckt sich endlich mit einem neuen Epithelium, oder es tritt bei 
höherem Grade der Einwirkung ein Eiterungsprocess ein, der entweder in 
die Tiefe dringt und Fistelgänge, Anlöthungen an benachbarte Organe, 
Perforationen derselben und abnorme Communicalionen herbeiführt, (beson- 
ders am Oesophagus: Anlöthungen an die Pleura, die Lunge, die Trachea 
und Bronchien mit eonseculiver Perforation) oder mit der Bildung einer 
festen, schwieligen, leistenartlige Vorsprünge bildenden und mannichfache 
Missstaltungen und Verengerungen der beireffenden Höhlen und Canäle 
(namentlich des Oesophagus) bedingenden, mehr oder weniger ausgebrei- 
teten Narbe endet. 
SYMPTOME. 
$. 28. Die Erscheinungen sind verschieden, je nachdem mehr oder 
weniger von der Flüssigkeit in den Oesophagus und Magen gelangt ist. 
Nicht selten tritt bei dem Versuch des Herabschlingens krampfhafte Con- 
traclion des Pharynx ein, die das weilere Herabdringen des Giftes verhin- 
dert. Es kommt dann zu den Symptomen einer heftigen Schleimhautent-. 
zündung des Mundes und der oberen Theile des Schlundes, die Oberfläche der 
Schleimhaut ist verschorft und wird endlich abgestossen, heftiger Schmerz 
im Munde, Schlingbeschwerden, starke Speichelseeretion, zeitweise Blutun- 
gen aus dem Munde treten ein und verschwinden endlich mit der Bildung 
einer neuen Epithelialschicht, oder Vernarbung. Dabei ist der Magen un- 
schmerzhaft, das Schlingen mit Ausnahme der in der Mundhöhle erregten 
‚Schmerzen nicht weiter gestört, das Fieber und die allgemeinen Erschei- 
nungen mässig. 
S$. 29. Weit heftiger gestalten sich die Erscheinungen, wenn die cor- 
todirende Flüssigkeit in den Oesophagus und Magen gelangt ist. Der hef- 
ligste brennende Schmerz, der sich von der Mundhöhle bis in den Magen 
herab erstreckt bereitet den Kranken unsägliche Qualen. Gewöhnlich tritt 
sogleich nach dem Verschlucken Erbrechen ein durch welches ein Theil 
des Gifles, mit bluliger Flüssigkeit oder reinem Biute gemischt, entleert 
wird. Das Schlingen ist vollkommen verhindert oder im höchsten Grade 
schmerzhaft, selbst die mildesten Flüssigkeiten rufen Erstickungsanfälle, 
selbst Convulsionen und Ohnmachten hervor, ein zäher Schleim, häufig 
mit Blut gemeng{, wird beständig aus dem Munde entleert, die Sprache ist 
vollkommen erloschen oder kaum verständlich, die Augen halonirt, Lippen 
Hände nnd Füsse, manchmal selbst der ganze Körper eyanolisch und kühl 
oder mit kaltem klebrigem Schweiss bedeckt, die Physiognomie drückt den 
höchsten Grad von Angst und Schmerzhafligkeit aus, Unruhe, beständiges 
Herumwerfen. Der Puls ist klein, manchmal kaum fühlbar. Die Magen- 
gegend ist im höchsten Grade schmerzhaft und verträgt nicht die leiseste 
‚Berührung. Ist auch die Schleimhaut des Darmkanals mitergriffen, so tre- 
ten Kolikanfälle, selbst blutige Stuhlgänge ein. Unter diesen Erscheinungen 
erfolgt der Tod manchmal schon im Verlaufe des ersten Tages. Zweimal 
beobachteie ich, dass der Tod binnen wenigen Stunden erfolgte, während 
an der Leiche die Schleimhaut des Oesophagus und Magens nur geringe 
Grade der Einwirkung zeigte, die an sich zur Erklärung des Todes unzu- 
reichend waren; es scheint in solchen Fällen eine Art Paralyse des Ner- 
vensystems einzulreten. In andern Fällen entwickeln sich rasch die 
Symptome einer heftigen allgemeinen Peritonitis, grosse Auftreibung mit 
äussersier Schmerzhaftigkeit des Unterleibs, Schluchzen, Dyspnoe, Brech- 
neigung, äusserst schmerzhafles und anstrengendes Erbrechen schleimig 
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blutiger Massen. Der helle Percussionsschall über der Leber lässt die 
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