Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

    
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Toxische Magenentzündung. 975 
seschehene Perforation erkennen, endlich erfolgt der Tod am 2. und 3. 
Tage. Gelangte ein Theil der Flüssigkeit in den Kehlkopf, oder pflanzt sich 
die Entzündnng und Öödematöse Anschwellung auf den Kehldeckel und 
‚die Ligamenta aryepiglotlica fort, so enistehen die hefligsten Suflocations- 
erscheinungen, denen der Kranke rasch unterliegen kann. 
Erfolgt der Tod nieht unmittelbar auf diese Weise, so lreten nun ver- 
schiedene Erscheinungen, auf, die von den weitern Veränderungen der er- 
griffenen Gewebe abhängen und fast in jedem einzelnen Falle sich ver- 
schieden gestalten. 
AUSGAENGE. 
8. 30. Es erfolgt vollkommene Heilung. Dieser günstige Ausgang 
ist leider zugleich der seltenste, und tritt nur dann ein, wenn die Quan- 
tität der in den Oesophagus und Magen ‚gelangten Flüssigkeit eine geringe 
war. Nach Abstossung der Schorfe in der Mundhöhle bleibt das Schlin- 
gen noch längere Zeit schmerzhaft, manchmal iritt noch Erbrechen ein, 
dem selbst Blut in geringeren Quantiläten beigemengt ist, endlich verliert 
sich die Schmerzhaftigkeit des Magens und der Speichelfluss, das Schlin- 
gen wird normal, und die Gesundheit kehrt nach kürzerer, oder längerer 
Zeit wieder. Schorfe, die einen beträchtlichen Theil der Schleim - und 
Muskelhaut des Oesophagus oder Magens enthalten, werden manchmal in 
zusammenhängenden Stücken durch Erbrechen entleert. 
8. 31. Meist aber ireten noch in weitlerm Verlaufe vielfache Gefah- 
ren ein die das Leben des Kranken bedrohen, oder demselben wirklich 
nach kürzerer oder längerer Zeit ein Ende machen. Oder endlich, es 
bleiben Strukturveränderungen der ergriffenen Organe zurück, die von mehr 
oder minder bedeutenden Folgen begleitet sind. Zur Zeit wo die Schorfe 
im Oesophagus und Magen sieh ablösen, treten 'ofl heftige Blutungen ein, 
die direei oder indireet dem Leben des Kranken ein Ende machen können. 
Auch ‚nach bereits begonnener Varnarbung, selbst mehrere Wochen nach 
seschehener Vergiftung treten manchmal auf geringfügige Veranlassungen 
oder selbst ohne diese heflige und gefährliche Blutungen aus grösseren 
oder kleineren Gefässen der corrodirten Partieen ein. — In andern Fällen 
bleiben langsam um sich greifende und allmählich in die Tiefe dringende 
Vereiterungen ünd Geschwüre am Oesophagus oder Magen zurück, die 
endlich zu Perforationen in den Bauchfellsacke oder vom Oesophagus aus 
in den Mittelfellraum, in die Pleurahöhle, in die Trachea, die Bronchen, in 
die früher angelötheten Lungen führen können. Es entstehen dann plötzlich 
-die Erscheinungen der Peritonitis, der Pleurilis, des Pneumothorax oder 
eines Lungenabscesses. Im letztern Fall dringen manchmal die Ingesia in 
‘die Luftwege und werden durch diese unter hefligen Hustenbewegungen 
ausgeworfen, oder sie bedingen Erstickungsanfälle. — Manchmal stellen 
sich membranöse Entzündungen des Ocsophagus und des Magens ein die 
durch ihre Intenstät und Dauer gefährlich oder tödtlich werden können. 
Tarira hat einen solchen Fall beobachtet in dem Pseudomembranen, die 
vollkommen die Gestalt des Oesophagus und Magens haiten durch Erbre- 
chen entleert wurden *). Bei sehr herabgekommenen Individuen oder wo we- 
*) Nach einer mündlichen Mittheilung, die Prof. Virchow mir zu machen die Güle 
hatte, hat derselbe zwei Fälle beobachtet, wo nach Schwefelsäurevergiltungen 
derart scheinbar pseudomembranöse Röhren von der Gestalt des Rachens und Oe- 
sophagus, durch Erbrechen enlleert wurden. Doch zeigte die Untersuchung, dass 
sie aus der im Zusammenhange losgeirennten innern Lage der Oesophagushäute 
bestanden. Es dürften daher die Beobachtungen Anderer über derart Pseudomen- 
branen wohl stets in derselben Weise zu erklären sein. 
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