Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Perforirendes Magengeschwür. 981 
dieselben erst längere Zeitnach demBestehen und als Folge der Magenkrank- 
heit inanderen gar nicht ein. Ueberhaupt lässt sich nach den bisherigen Er- 
fahrungen kein ursächliches Yerhältniss zwischen den genannten Krank- 
heiten und dem Magengeschwüre annehmen, wie von einer oder der an- 
deren Seite geschehen ist, denn obwohl z. B. neben dem letzteren auffal- 
lend häufig ältere oder frische Lungentubereulose getroffen wird, so lässt 
diess doch keinen weiteren Schluss zu, da diese bei ihrer ausserordent- 
lichen Verbreitung nolhwendiger Weise neben jedem anderen Processe 
überwiegend häufig getroffen werden muss, zu welchem sie nicht in einem 
besonderen Ausschliessungsverhältnisse steht. Dasselbe gilt auch vom 
puerperalen Zustande. Ein besonderer Einfluss der Beschäftigung und Le- 
bensweise ist nicht nachweisbar. — Als veranlassende Ursache werden 
von den Kranken Verkältungen , Diätfähler, Branntweingenuss angegeben, 
Umstände, deren Wirkung mehr oder weniger problematisch ist. Mit noch 
geringerer Wahrscheinlichkeit werden Gicht und Hämorrhoiden unter die 
Ursachen der Krankheit gezählt. Offen gestanden, wissen wir über die 
Aetiologie dieser Krankheit eben so wenig, wie über die der meisten an- 
deren Krankheiten, und sehen sie unter den verschiedensten und sich gerade 
entgegengesetzten Verhältnissen und Umständen fast sleich häufig auftreten. 
SYMPTOME. 
$. 40. Wenn auch manchmal Fälle vorkommen, wo die Krankheit 
verläuft ohne jemals zu schmerzhaften Empfindungen Veranlassung gege- 
ben zu haben, so sind diess doch nur Ausnahmsfälle und der Magen- 
schmerz ist immerhin als eines der wesentlichsten und constantesten 
Symptome zu betrachten. Sein Sitz ist in der Regel die Magengrube und 
nicht selten ist er auf eine ganz genau umschriebene Stelle begrenzi. Oft 
strahlt er gegen die Wirbelsäule, gegen die Hypochondrien,, gegen den 
Nabel hin aus. Der Qualität und Intensität nach kommen alle Grade vor. 
Gewöhnlich wird er als zusammenschnürender, bohrender, brennender, 
oder als dumpfer angegeben. Er ist entweder fortdauernd oder anfalls- 
weise auftreiend. Am allerhäufigsten klagen die Kranken über einen be- 
ständigen dumpfen nur wenig intensiven Schmerz der durch äusseren 
Druck, festeres Binden der Kleider, manchmal durch körperliche Bewegung, 
Gemüthsaffecte, vorzüglich aber durch die Zusiehnahme von Nahrungs- 
mitteln besonders solchen die schwer verdaulich sind oder gegen welche 
eine gewisse Idiosynerasie vorhanden ist, durch Gewürze, saure und spi- 
rituöse Getränke vermehrt wird. Nebst diesem eontinuirlichen dumpfen 
Schmerze treten zeitweise, in grösseren oder geringeren Intervallen, manch- 
mal sogar mit einer gewissen Periodieität, in den heftigsten Fällen täglich 
oder selbst mehrmals täglich cardialgische Anfälle ein, deren Dauer und 
Intensität grosse Verschiedenheit zeigt. In vielen Fällen ist der heftigste 
kaum zu eriragende Schmerz vorhanden, der gewöhnlich als bohrender 
nagender oder stechender angegeben wird, und von den hefligsten con- 
sensuellen Erscheinungen selbst Convulsionen begleitet wird; er dauert 
manchmal nur wenige Minuten, gewöhnlich aber mehrere Stunden, ja 
selbst mit geringen Intermissionen Tage lang. Druck, selbst blosse 
Berührung der Magengegend steigert ihn gewöhnlich aufs hefligste, doch 
kommen ausnahmsweise Fälle vor, in denen diess nicht geschieht, ja wo 
die Kranken sich selbst durch Compression der Magengegend und eine 
zusammengekauerte Lage Erleichterung zu verschaffen suchen. Die Zu- 
sichnahme von Nahrungsmitleln ist während eines solchen Anfalls gewöhn- 
lich unmöglich, indem entweder sogleich Erbrechen eintritt oder der Schmerz 
in hohem Grade gesteigert wird. Ausnahmen sind sehr selten. Solehe 
  
 
	        
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