Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
982 Bamberger, Krankheiten des Magens. 
Anfälle ireten nicht selten spontan ein, oft aber werden sie durch Diät- 
fehler, Gemütlhsaffecte, Durchnässung, Verkältung der Füsse und andere 
äussere Ursachen hervorgerufen. Auch die Jahreszeiten, besonders der. 
‘Winter scheinen in einzelnen Fällen grössere ‚Häufigkeit der Anfälle zu 
bedingen, In sehr heftigen Fällen genügt oft: die leichteste Veranlassung 
zu ihrem Eintreten. Das Erscheinen dieser Anfälle ist olt ein blitzähnlich 
schnelles, manchmal hingegen steigert sich der Schmerz allmählich zur 
grössten Intensität, auf dieselbe Weise verhält es sich mit dem Aufhören 
derselben. Nach einem solchen Anfalle treten nicht selien wochen- selbst 
monatelange Pausen ein, bis sich der Anfall mit grösserer oder geringerer 
Intensität wiederholt, in dieser Weise kann das Leiden selbst Jahrelang 
foribestehen. Die Erklärung dieser Schmerzparoxysmen unterliegt grossen 
Schwierigkeiten. Kann ces auch keinem Zweifel unterworfen sein, dass der 
Schmerz siels ein neuralgischer ist, so fragt es sich doch wie bei fort- 
dauernder, Ursache die Intermission der Anfälle zu erklären sei. Aeussere 
und innere mit dem Geschwürsprocesse nicht in direelem Zasammenhange 
stehende Einwirkungen, besonders Reizungen der Gesehwürsfläche durch 
Ingesta können wohl oft zu ihrer Entstehung beitragen, doch solche wir- 
ken offenbar sehr häufig ein, ja die nolhwendige Reizung durch den sau- 
ren Magensaft ist eine fast besländige, während die Anfälle doch nur ver- 
hältnissmässig selten erscheinen, und oft genug mit solchen Einflüssen kei- 
nen directen Zusammenhang zeigen. Man hat geglaubt diese Anfälle durch 
das Ergriffenwerden grösserer Nervenzweige erklären zu können, allein 
physiologische Facta widersprechen der Annahme, dass grössere Nerven- 
äste eine grössere Empfindlichkeit besitzen als kleinere, und solche wer- 
den doch auch durch das kleinsie Geschwür in grosser Menge betheiligt. 
Ich bin.der Ansicht, dass das Erscheinen der cardialgischen Anfälle in 
der Mehrzahl der Fälle mit dem Weiterumsichgreifen des Geschwürspro- 
cesses in directem Zusammenhang sieht. Die innerhalb einer bereils län- 
ger bestehenden Geschwürsfläche befindlichen Nervenzweige sind nothwen- 
digerweise zerstört, verhallen sich somit wie durchschniltene Nerven, die 
nicht mehr.leitungsfähig sind, es kömmt somit zu keinem heftigeren Schmerz- 
anlalle bis der Process wieder weiter schreitet und neue Nervenzweige 
in sein Bereich zieht, die ihr. Ergriffenwerden' durch heftigen Schmerz 
kund geben, bis sie seibst wieder vollkommen zerstört sind. Das häufige 
Zusammenfallen solcher Anfälle mit blutigem Erbrechen, das in der Regel 
direcie Verhältniss zwischen Zahl und Heiligkeit dieser Anfälle und der 
Grösse des Geschwürs scheint mir diese Ansicht zu bestäligen. Hiemit 
soli aber keineswegs geläugnei werden, dass auch andere innere und äus- 
sere Momente solche Schmerzanfälle hervorzurufen im Stande sind. So 
werden z. B. oft heftige Schmerzen durch die umschriebene Entzündung 
auf der Peritonäalfläche des Magens hervorgerufen. Der vehemenleste 
und über den ganzen Unterleib verbreiteie Schmerz endlich ensteht bei 
statlgefundener Perforalion und eonseeutiver allgemeiner Peritonitis. 
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$. 41. Ein anderes eben so wichliges und häufiges Symptom ist 
das Erbrechen, denn wenn auch Fälle vorkommen, in denen es durch 
den ganzen Verlauf vermisst wird, so gehören auch diese wieder zu den 
Ausnahmen. Seine Häufigkeit ist sehr verschieden, in manchen Fällen 
bildet es das hervorragendsie Symptom, in anderen tritt es schr selten 
‘ein. Häufig steht es zu den cardialgischen Anfällen in naher Beziehung, 
es erscheint mit ihnen, begleitet sie und verschwindet wieder bis zumEin- 
treten des Anfalls.. In anderen Fällen hingegen erscheint es ohne diese, 
oder es tritt auch in den zwischen den cardialgischen Anfällen liegenden 
  
  
  
  
  
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